Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 14.1903

DOI Artikel:
Tikkanen, Johan Jakob: Gesellius, Lindgren und Saarinen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6711#0324

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2Q2

INNEN-DEKORATION.

A. LINDGREN.

Kunst-Verglasung. *Ifaus Pohjola«.

war der Sieg fast schon entschieden. Und dieser
wurde um so leichter erfochten, als bei uns keine
festgewurzelte Überlieferung, keine geheiligten Vor-
urteile, keine Denkmäler glorreicher Vergangenheit
im Wege standen.

Eben war die Entdeckung der karelischen
Bauern-Architektur in den fernen Gegenden jenseits
der russischen Grenze gemacht — denselben
Gegenden, wo Lönnrot die wichtigsten Beiträge zu
Kaiewala gesammelt hatte. In den Fusstapfen
Gallens pilgerten zwei angehende Baukünstler dort-
hin, um diesen volkstümlichen Holzbaustil zu
studieren und publizierten die Ergebnisse ihrer
Forschungen.*) Es dauerte nicht lange, bis die
Einwirkung von dieser Seite in Holz-Villen und
Möbeln von Sonck, Blomstedt und Sucksdorff
sichtbar wurden. Hatte man doch schon lange
vorher den karelischen Stuck-Mustern in Geweben
und weiblicher Handarbeit nachgeahmt. Die nationale
Kunst-Bewegung hatte indessen noch einen anderen
Ausgangspunkt in der mittelalterlichen Stein-Archi-
tektur, wie diese in den fast zyklopisch schlichten

Provinzial-Kirchen und alten Burgen Finnlands in
ernster Grossartigkeit uns entgegentritt. Geradezu
archäologisch bewusst erscheint diese Richtung in
dem Projekte Gesellins, Lindgren und Saarinens zu
dem künftigen historisch-ethnographischen Museum
in Helsingfors, welches bei der grossen Konkurrenz
1902 den ersten Preis davontrug. Die Feldstein-
mauern mit ihrem auf die weiten Fugen beschränkten
Kalkverputz, einige Gewölbe und teilweise auch die
gemalten Ornamente in verschiedenen anderen Bauten
derselben Architekten stammen ebenfalls aus der
heimischen Baukunst des Mittelalters, wie sie auch
in der inneren Einrichtung der Holz-Villen gelegent-
lich einzelne Ideen und Motive aus den finnischen
Bauern-Häusern aufgenommen haben. Abgesehen
von den unbehauenen Holz-Wänden gewisser ihrer
Landhäuser stehen sie sonst der Liebhaberei für
das karelische fast völlig fremd gegenüber.

Mit dieser Ausführung haben wir schon das
Gebiet der »Innen-Kunst« gestreift, dieser Kunst,
welche in der letzten Zeit geradezu ein neuer
ästhetischer Begriff geworden ist, überall ein früher
ungeahntes Interesse für das Kunst-Gewerbe und

*) Karelische Bauten und ornamentale Formen, abgebildet von
Yrjö Blomstedt und Victor Sucksdorff, Helsingfors 1900.

GESICLI.IUS, LINDGREN U. SAARINEN.

Laterne im Treppenhaus
des tPohjola-Gebäudesi..
 
Annotationen