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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Jaumann, Anton: Das Hotel Adlon in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0016

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INNEN-DEKORATION

HOTEL ADLON—BEKL1N. ARCHITEKTEN GAUSE UND LEIBNITZ—BERLIN.

Fassade gegen die Straße »Unter den Lindeni

das Milieu, das er dafür in seinem hochfliegenden
Tatendrang gewählt hatte. Brandenburger Tor,
Pariser Platz mußten dem Bau einen imposanten
Rahmen stellen. Das wohl — aber . . . Aber
gerade die einzigartige Umgebung erschwerte das
Werk in ganz ungeheurem Maße. Daß das alte
traute Schinkelpalais verschwinden sollte, das schon
hatte Berlin in lebhafte Erregung versetzt. Als
man nun gar hörte, ein modernster Hotelbau mit
vier Obergeschossen sollte an die Stelle treten,
protestierte man allgemein. Es schien ausge-
schlossen, ein solch neuzeitliches Unternehmen von
riesenhaften Dimensionen einer Platz-Architektur
anzugleichen, deren reizvolle Eigenart in fein ab-
gewogenen Proportionen, in stolzer Kühle, in echt
preußischer Reserve bestanden. Ein Luxushotel
stellte man sich — nach bösen Vorbildern —■ als
ein prunküberladenes, geräuschvoll-aufdringliches
Bauwerk vor, das die stille Schönheit des Platzes
erbärmlich niederschreien mußte ....

Viel also stand hier auf dem Spiel; wenn das
Unternehmen mißlang, war Berlins schönster Platz
entstellt, sein Kunstvermögen wie sein Hotelwesen
vor aller Welt bloßgestellt.

Dieser doppelten schweren Verantwortung, ein

Deutschland glänzend repräsentierendes Hotel und
einen schön sich einordnenden Bau an der empfind-
lichsten Stelle des Stadtbildes zu errichten, waren
sich jedoch die beteiligten Persönlichkeiten —
diesmal — voll bewußt. (Diesmal — wie viele
wichtige, für die Schönheit der Stadt wichtige
Punkte wurden in den letzten Jahren von der
Spekulation unrettbar geschändet!) An heißem
Bemühen ließen es Architekten, Bauherr und
Berater nicht fehlen. Und der Lohn blieb nicht
aus. Das Unterfangen glückte. Als die Gerüste
fielen, wichen auch die ernsten Besorgnisse; willig
erkannten Berlins Presse und Publikum den schönen
Erfolg an, da sich zeigte, das Bild hatte durch
den Neubau nichts verloren, vielleicht sogar etwas,
eine angenehme Ergänzung, eine lichtere, auf-
hellende Note, gewonnen.

Recht viel architektonisches Raffinement wurde
aufgeboten, um dieses Resultat zu erreichen. Aber
wichtiger als dieser Aufwand an Geschick und
Können war der Geist der Diskretion und die
Abneigung gegen alle laut aufprotzende Architektur,
der durchweg waltete, der überhaupt das ganze
Werk zeichnet: Reiche Fülle im Innern, vornehme
Reserve nach außen. Diese innere Verwandschaft
 
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