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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Breuer, Robert: Gute Leder-Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0141

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INNENDEKORATION

XIX. 3HHRGHIIG. Darmffadf 1008. HPRIh-H€?T.

GUTE LEDER-MÖBEL.

In jenen bösen Zeiten, da wir von Romantik
und Imitation lebten, da wir für unser Gerät
keine bessere Quelle kannten, als das Museum,
trugen auch die Ledermöbel schwer an der Tor-
heit und Gedankenarmut eines schwächlichen Ge-
schlechtes. Wir erinnern uns ihrer noch gar zu
gut, dieser gepunzten und gepreßten in bronzenen
und goldenen oder gar in polychromen Tönen
strahlenden Leder, die Stühle und Wände, Buch-
einbände und Kragenschachteln überzogen. Es
wimmelte darauf von Rittern und Ranken, von
Wappentieren und Seerosen; anscheinend schämte
man sich des Leders und suchte es möglichst zu
verdecken. Die Schmucksucht, die alle Materiale
und deren reine Wirkung vergewaltigte, die weder
Holz noch Stein verschonte, hatte auch vor dem
eingeborenen Adel des Leders keinen Respekt.
Die Schönheit in der unbehinderten Wirkung des
Materials selbst zu sehen, war einer Zeit verwehrt,
die jeden Sinn für die Großartigkeit der technischen
Konstruktion, für die gesunde Wahrhaftigkeit und
den hohen Anstand der Gebrauchsform verloren
hatte. Diese engbrüstigen Nachbeter wußten
natürlich auch mit dem Leder nichts anzufangen,

verstanden es nicht seine innere Schönheit zum
Leben zu befreien. — Das Leder wächst in Flächen;
so kommt es also darauf an, diese seine Seele zur
Darstellung zu bringen. Das Leder ist fest und
elastisch; so kommt es also darauf an, solchen
seinen Kräften zur rechten Wirksamkeit zu ver-
helfen. Dies sind die beiden Hauptmotive, die es
auszugestalten und zu figurieren gilt. Nur dann
wird das Leder, zu Möbeln verwandt, diesen wahr-
haft den Charakter des Ledermöbels geben. Prüfen
wir darauf hin die hier abgebildeten Arbeiten, so
finden wir bei allen, ob sie nun der Hand eines
stark individualistischen Künstlers entstammen, ob
sie ein Produkt des mehr objektiven Hausarchi-
tekten sind, diese beiden im Wesen des Leders
basierten Forderungen voll erfüllt. Überall wurde
das Leder in großen Flächen gebreitet, so daß das
ganze Möbel den Charakter dieses dominierenden
Materials bekam. Man weiß sofort: das ist ein
Ledermöbel, der Wert besteht im Leder und dessen
Leistungen. Das Leder bestimmte die Form und
die Konstruktion. Dies sind nicht nur Ledermöbel,
weil sie mit diesem Material bezogen wurden; sie
sind es vielmehr, weil sie vollständig durch das

19,)8. (V.l.
 
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