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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Gang, G. G. H.: Treuhänder im Kunst-Gewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0369

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INNEN-DEKORATION

HOF-MÖBELFABRIK M. BALLIN—MÜNCHEN.

Ecke aus dem Damenzimmer.

TREUHÄNDER IM KUNST-GEWERBE.

Verfolgen wir die Entwicklung des Handels und der
Industrie, so begegnen wir wiederholt der Er-
scheinung, daß sich andere Erwerbsformen davon los-
lösten , sich spezialisierten, und diese Spezialisierung
vollzog sich stets dann, wenn die Schwierigkeit der
Betätigung auf dem betreffenden Gebiet einen gewissen
Grad erreicht hatte, wenn das Bedürfnis besserer Schulung
zum Zwecke höherer Leistungsfähigkeit fühlbar wurde.
So entstand das Bankgeschäft, das vielgestaltige Ver-
sicherungswesen, die Reederei, das Speditionsgeschäft,
die Stellenvermittlung, die Auskunftei, der Nachrichten-
dienst, der Patentanwalt, das Reklamebureau und vieles
andere mehr. Derselbe Entwicklungsprozeß, der alle
wirtschaftliche Arbeit zu höherer Leistungsfähigkeit erhebt,
ist auch heute noch nicht abgeschlossen. Es werden
sich auch künftig noch Arbeitsgebiete absondern und
zum selbständigen Beruf ausbilden in dem gleichen Ver-
hältnis, in welchem die Aufwärtsentwicklung von In-
dustrie und Handel Fortgang nehmen wird.

Eine der neuesten Erscheinungen auf wirtschaft-
lichem Gebiete in Deutschland ist der Treuhänder und
Organisator, dessen Tätigkeit hier besprochen werden

soll, unter besonderer Berücksichtigung seiner Bedeutung
für den kunstgewerblichen Großbetrieb.

Nach Herrn Professor J. Fr. Schär will der
Treuhänder und Organisator ein gewissenhafter Be-
rater des Geschäftsinhabers sein in allen Wirtschafts-
fragen, insbesondere in allen Fragen des erfolgreichen
Fabrik- und Geschäftsbetriebes, ein treuer Mitarbeiter
bei dem Aufbau der gesamten Organisation, welche
letztere eine zielbewußte und erfolgreiche Geschäfts-
leitung ermöglichen soll. Diese Mitarbeit erstreckt
sich nicht nur auf neu zu errichtende, sondern auch
auf bestehende, gesunde und kranke Unternehmungen,
die einen gewissen Umfang überschritten haben, und
wo das Bedürfnis nach einer solchen fachmännischen
Mitarbeit fühlbar wird. Der Treuhänder hat sich also
ein bedeutend größeres Arbeitsfeld gewählt, als der
bereits bekannte Bücherrevisor, dem nur die formale
Prüfung des Rechnungswesens übertragen wird, wenn-
gleich der Beruf des ersteren auch die Funktionen des
letzteren in sich schließt. Ein besonderes Interesse
verdient die Tätigkeit des Treuhänders als Organisator,
wenn man die praktische Bedeutung ins Auge faßt,
welche die moderne Organisationswissenschaft zur Zeit
bereits für die gesamte Volkswirtschaft erlangt hat.
 
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