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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Messerer, Ernst: Ein Künstler-Heim in Isartal
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0175

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INNEN-DEKORATION

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duftiger Willkomm. Aber auch
Farbe wollte man neben dem Grün
der Gärten und Laubkronen haben.
Deshalb sind in den graublauen
weißgeränderten Rieselbewurf weiß-
grüne Läden, olivfarbige Wein-
staketen, goldene Gitterrosetten, der
ganz in weiß gehaltene Terrassen-
hintergrund und der Blumenstöcke
buntes Blühen hineingestimmt. Und
mit den farbigen Tupfen harmoniert
gar freundlich das alte schwärzlich-
rote Ziegeldach. Die Dachform ist
auch in zwei Pfeilern des bunten
Zauns wiederholt, der — halb Holz,
halb Steinwerk — Haus, Garten und
das putzige weiße Gartenhäuschen
umzieht. Hinter dem Landhause
fällt das Terrain scharf gegen die
Hänge des Isartals ab, gibt aber
damit die Aussicht über Flußlauf,
Dörfer, Burgen und Wälder bis hin
zur Kette der bayerischen Alpen
frei. Hier wurde eine große Veranda
in den Hang vorgeschoben und
links davon ein kleiner Balkon ange-
gliedert, die beide einen Fernblick
bieten, wie er wohl wenigen Privat-
besitzen eigen. Der Südseite des
Landhauses ist im Parterre ein
kleiner Erker vorgelagert. Nach
dem Hang zu konnte der Unterbau
zwischen Gelände und Erdgeschoß
zu einer Hausmeisterwohnung aus-
gebaut werden.

Auf die Innengestaltung
des Hauses mit seinen geschickt
angeordneten Räumen einzeln einzu-
gehen, würde hier zu weit führen;
aber gesagt muß werden, daß
sämtliche Räume bei aller Prunk-
losigkeit einen festlich frohen Ein-
druck machen. Die Architekten
sahen ihre künstlerische Aufgabe im Festhalten der
Beziehungen zwischen Raumgröße und Lichtquelle,
zwischen Raumgröße und Wand-Durchbrechungen,
zwischen Raum und Gegenstand. So gewannen sie
gute Verhältnisse. Aber auch Linienführung und
Farben-Zusammenstellung verraten ein empfindsames
Gefühl für schönen Rhythmus. Gleich die warmen
rotbraunen Töne der Holzteile des Vorraumes tun es
dem Eintretenden an. Sie setzen das Trauliche des
Heims augenfällig gegen die rauhe Welt der Straße,
des öffentlichen Lebens ab. Nebenbei gesagt auch
gegen den Wirtschaftsbetrieb. Die Türe links leitet
nämlich den Besuch von Dienerschaft und Geschäfts-
personen unter dem Stiegenhaus hinweg direkt in die
Wirtschaftsräume ab, damit sie die eigentlichen Wohn-
räume nicht zu betreten brauchen. Hierdurch ließ sich
die zweite Haustüre ersparen. Von der Wohnungstüre
dann rechts der Blick in die malerische Dielenecke.
Wand, Decke, Beleuchtungskörper und Rundbank um-
spannt hier mit traulich umgreifenden Linien den Plauder-
winkel, in dem sich das Weiß des Besenwurfs und der

ENTWURF: ARCHITEKTEN
GEBR. RANK—MÜNCHEN.

Häuschen im Park
der Villa in Pullach.

Holzbank durch den dunkelgrünen Bodenbelag, das
gelbrote Kirschbaumtischchen, durch Kissen, Teppich
und Blumen zu einem farbigen Stilleben ergänzt. Anders
sind die Farbenakkorde im großen Eßzimmer. Ein
feines Schach kleiner braungelber Riemenstückchen
bildet hier den Fußboden. Die Wände tragen eine mit
Ebenholzleistcn unterstrichene Kirschbaumvertäfelung,
deren Füllungen mit blaßviolettem Stoff bespannt sind.
Aus dem gleichen Material bestehen die in edler Schlicht-
heit geformten Sitzmöbel, während die beweglichen
Kastenmöbel zum Teil mit Einlegearbeit überzogen sind.
Von einfacherer stiller Schönheit sprechen die grünen
Leinenvorhänge an den Fenstern, der weißglasierte,
mit einer Eisentüre verschließbare Kamin, der einge-
baute Eckschrank und die ebenfalls eingebaute putzige
Kredenz. Neben dem Blumentisch, dessen Holzaufbau
für die Blattranken ein neues Belebungsmotiv darstellt,
öffnet sich Tür und Blick in die mit violett ausge-
schlagenen Korbmöbeln bestellte Glasveranda. Sie ist
in Wand, Boden, Deckenguirlanden und Vorhängen
auf Grün gestimmt. Wenn die Sonne durch die grünen
 
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