284
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKTEN A. KARST UND H. FANGHANEL.
Waschtischnische eines Schlafzimmers. Holzver-
kleidung und Stoffe: Ludwig Aller—Darmstadt.
Sehr viele Urteilssprüche werden gefällt im Banne von
Perspektiven, künstlerischem Aufputz und der sogenannten
Aufmachung. Sehr viele Urteilssprüche stehen unter
dem Einfluß einzelner Preisrichter, die durch ihre Stellung
oder durch ein besonderes künstlerisches Bekenntnis
bei der Beurteilung der Entwürfe die Führung über-
nehmen und — bewußt oder unbewußt — die übrigen
Preisrichter beeinflussen.
Es ist zu wiederholen: weniger an den Veranlassern
als an den Beurteilern von Wettbewerben liegt die Schuld,
wenn Dinge geschehen, die gegen Treu und Glauben
bei der Handhabung jener ehrenamtlichen Funktionen
verstoßen. Daß bei der Wahl von Preisrichtern nicht
immer mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen wird, ist
schon des öfteren der Gegenstand lebhafter Klagen
gewesen. Vielen Autoritäten ist die Preisrichterei zu
einem zweiten Beruf geworden; man verfolgt sie geradezu
mit solchen Anträgen. So spricht mancherlei dafür,
daß jene Bestrebungen, die auf eine Beseitigung von
gewissen Auswüchsen bei Preisausschreiben hinarbeiten,
ihr besonderes Augenmerk auch auf Stellung und Funktion
der Preisrichter gerichtet halten sollten.
Vernünftigerweise sollte man schon vor dem Ver-
lauf von Preisausschreiben, namentlich solchen, die die
breitere Öffentlichkeit in Anspruch nehmen, sich es an-
gelegen sein lassen: Programm und Preisrichter genau
zu prüfen. Es steht ja jedem frei, sich daran zu be-
teiligen oder nicht. Wenn nach der rein künstlerischen
Seite Überraschungen nicht ausbleiben, oder gar über-
wiegen, so sollten sich eben die Teilnehmer am Wett-
bewerb vorher darüber klar zu werden suchen, welchem
künstlerischen Bekenntnis die Träger der glänzenden
Namen unter den Preisrichtern huldigen. Daraufhin
müssen eben unter Umständen gewisse Zugeständnisse
gemacht werden, das fordert die Klugheit. Man ver-
gesse nicht, daß noch eine große Zahl erster Meister
der alten Schule die Preisrichterkollegien bevölkern.
Achtung vor ihnen; aber schrauben wir unsere Hoffnung
auf Toleranz bei ihnen möglichst herab. — Wir kommen
erst zu einer Gesundung in der Abwickelung unserer
Preisausschreiben, wenn wir unser Augenmerk auch auf
die Preisrichter lenken. Sie nur können uns volle
Garantien dafür bieten, daß alle Bedingungen eines
Wettbewerbes von ihnen gutgeheißen sind und nicht
minder, von ihnen in der Erfüllung gewissenhaft ver-
treten sein sollen. Wer sich an einem Wettbewerb
beteiligt, sehe sich nicht nur das Programm, sondern
vor allem — die Preisrichter genau an. Man verstehe
mich nicht falsch, denn ich bin stets für den hohen
inneren Wert guter Preisausschreiben eingetreten und
möchte sie an sich niemals missen; nur sollten wir
alle danach streben, sie im Laufe der Zeit so einwand-
frei auszugestalten, daß sie zu wahrhaften und ehren-
haften Austragungen, zu einem Messen der Kräfte werden,
als handele es sich um olympische Spiele der bildenden
KunSt. OTTO SCHULZE - ELBERFELD.
Unsere Zeit iß arm, denn sie entbehrt der cUief-
ßeit der Te[der, die einß von kunßgeübter 9fand
bestetft wurden. *2tnsere Zeit iß reieß, denn sie be-
siijt eine £Kunß, die uns zur (Uerinner[icßung treibt
und ißre <Woß[tat gibt, oßne sieß den unabweis-
baren Torderungen unseres materieffen 'Daseins zu
widersetjen. Uleier^Qräfe.
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKTEN A. KARST UND H. FANGHANEL.
Waschtischnische eines Schlafzimmers. Holzver-
kleidung und Stoffe: Ludwig Aller—Darmstadt.
Sehr viele Urteilssprüche werden gefällt im Banne von
Perspektiven, künstlerischem Aufputz und der sogenannten
Aufmachung. Sehr viele Urteilssprüche stehen unter
dem Einfluß einzelner Preisrichter, die durch ihre Stellung
oder durch ein besonderes künstlerisches Bekenntnis
bei der Beurteilung der Entwürfe die Führung über-
nehmen und — bewußt oder unbewußt — die übrigen
Preisrichter beeinflussen.
Es ist zu wiederholen: weniger an den Veranlassern
als an den Beurteilern von Wettbewerben liegt die Schuld,
wenn Dinge geschehen, die gegen Treu und Glauben
bei der Handhabung jener ehrenamtlichen Funktionen
verstoßen. Daß bei der Wahl von Preisrichtern nicht
immer mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen wird, ist
schon des öfteren der Gegenstand lebhafter Klagen
gewesen. Vielen Autoritäten ist die Preisrichterei zu
einem zweiten Beruf geworden; man verfolgt sie geradezu
mit solchen Anträgen. So spricht mancherlei dafür,
daß jene Bestrebungen, die auf eine Beseitigung von
gewissen Auswüchsen bei Preisausschreiben hinarbeiten,
ihr besonderes Augenmerk auch auf Stellung und Funktion
der Preisrichter gerichtet halten sollten.
Vernünftigerweise sollte man schon vor dem Ver-
lauf von Preisausschreiben, namentlich solchen, die die
breitere Öffentlichkeit in Anspruch nehmen, sich es an-
gelegen sein lassen: Programm und Preisrichter genau
zu prüfen. Es steht ja jedem frei, sich daran zu be-
teiligen oder nicht. Wenn nach der rein künstlerischen
Seite Überraschungen nicht ausbleiben, oder gar über-
wiegen, so sollten sich eben die Teilnehmer am Wett-
bewerb vorher darüber klar zu werden suchen, welchem
künstlerischen Bekenntnis die Träger der glänzenden
Namen unter den Preisrichtern huldigen. Daraufhin
müssen eben unter Umständen gewisse Zugeständnisse
gemacht werden, das fordert die Klugheit. Man ver-
gesse nicht, daß noch eine große Zahl erster Meister
der alten Schule die Preisrichterkollegien bevölkern.
Achtung vor ihnen; aber schrauben wir unsere Hoffnung
auf Toleranz bei ihnen möglichst herab. — Wir kommen
erst zu einer Gesundung in der Abwickelung unserer
Preisausschreiben, wenn wir unser Augenmerk auch auf
die Preisrichter lenken. Sie nur können uns volle
Garantien dafür bieten, daß alle Bedingungen eines
Wettbewerbes von ihnen gutgeheißen sind und nicht
minder, von ihnen in der Erfüllung gewissenhaft ver-
treten sein sollen. Wer sich an einem Wettbewerb
beteiligt, sehe sich nicht nur das Programm, sondern
vor allem — die Preisrichter genau an. Man verstehe
mich nicht falsch, denn ich bin stets für den hohen
inneren Wert guter Preisausschreiben eingetreten und
möchte sie an sich niemals missen; nur sollten wir
alle danach streben, sie im Laufe der Zeit so einwand-
frei auszugestalten, daß sie zu wahrhaften und ehren-
haften Austragungen, zu einem Messen der Kräfte werden,
als handele es sich um olympische Spiele der bildenden
KunSt. OTTO SCHULZE - ELBERFELD.
Unsere Zeit iß arm, denn sie entbehrt der cUief-
ßeit der Te[der, die einß von kunßgeübter 9fand
bestetft wurden. *2tnsere Zeit iß reieß, denn sie be-
siijt eine £Kunß, die uns zur (Uerinner[icßung treibt
und ißre <Woß[tat gibt, oßne sieß den unabweis-
baren Torderungen unseres materieffen 'Daseins zu
widersetjen. Uleier^Qräfe.