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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Schmitz, Hermann: Der neue und der alte Stil in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0366

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348

INNEN-DEKORATION

ludwig schäfer, möbelfabrik—mainz.

Rauchzimmer im Hotel Rheinischer Hof.

wie die straffe und edle vom Genius Schinkels noch
inspirierte Form dieser steinernen Säulen und Gebälke
mit den eisernen Gerüststäben der Schaufenster, die
Bruno Paul gezeichnet hat, einen Einklang bildet. Und
ebenso die Innendekoration der Wände, die weißgelb
getönt und mit schwarzen Leisten und ovalen Spiegeln
belebt sind. Dies ist es nur, worauf wir hinweisen
wollten, ohne in die Einzelheiten zu gehen. Wandert
man durch die Räume und erfreut sich an den soliden
Möbeln, den schönen vielfarbigen Hölzern, den fein-
getönten Wänden und bedruckten Kattunvorhängen,
so gerät man wirklich in ein Gefühl von Behagen
hinein. Man sieht durch die großen bis zum Boden
reichenden Fenster in den Tiergarten: rötlichbraun
leuchtet das Laub der Eichen, ein blauer feuchter
Nebel schwebt über Bäumen und Sträuchern; das sind
die goldenen warmen Herbsttage Berlins, wie sie
E. T. A. Hoffmann so oft beschrieben hat. Man fängt
an zu fühlen: was Berlin damals gewesen sein muß,
als es noch eine Kultur hatte, als hier Menschen wie
Kleist, Prinz Louis Ferdinand, E. T. A. Hoffmann,
Schadow, Schinkel und Heine lebten und in ausge-
breiteten Kreisen einer gebildeten Gesellschaft ver-
kehrten. Auch Theodor Fontanes Zimmer, das jüngst
ins Märkische Museum übertragen wurde, tritt uns vor
die Seele: die feinen Mahagonimöbel, das bequeme
Sofa, die ganze Atmosphäre von Anstand und Gemüt-
lichkeit. Aber wir wollen hier keine historischen

Empfindungen wecken, iondern nur das frohe Gelühl
aussprechen, daß die moderne Kultur mit der alten
bodenständigen, schon verloren geglaubten Überlieferung
zu einer lebendigen Einheit zu verwachsen fähig ist.

Ähnliche Empfindungen werden auch an anderen
Punkten Berlins geweckt. Messels Schultebau neben
der Kriegsakademie von Schinkel, die Nationalbank in
der Behrenstraße, Messels schönster Bau, neben dem
Militärkabinett von Titel (erbaut 1793); Grenanders
neuester Untergrundbahnhof auf dem Wilhelmplatz: ein
in den strengsten geometrischen Formen gehaltener
Rundbau mitten auf dem viereckig regelmäßigen Platz,
der von strengen Palästen im Stile Schinkels umgeben
ist. Berlin wird wieder eine Stadt, in der man leben
kann. An die Stelle der Häuserchaos wird Ordnung
treten, Stil, wie es noch vor sechzig Jahren einen
Stil in Berlin gab.

hermann schmitz.

IUDWIG SCHÄFER, G.m.b.H., MAINZ. Unter den
*-i hier abgebildeten, von der Firma Schäfer entworfenen
und ausgeführten Räumen, zeichnet sich das Speisezimmer
der Klubgesellschaft im Hotel Rheinischer Hof Mainz durch
vornehm gediegene Wirkung aus. Holzart: Mahagoni matt
gewichst mit Messingbeschlägen, Tapeten mattblau. Die
Möbel des Rauchzimmers desselben Klubs sind in Eichen-
holz gebeizt mit schwarzpolierten Wellstäben ausgeführt.
In dem Lesezimmer des Hansa-Hotels Wiesbaden ist
der zweckmäßige Doppelschreibtisch von Interesse, r.
 
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