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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Jaumann, Anton: Die Zukunft unserer Wohnungskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0015

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XXVll. JAHRGANG.

DARMSTADT

JANUAR 1916.

DIE ZUKUNFT UNSERER WOHNUNGSKUNST

A^icht wenige unter uns sind etwas besorgt um Beeinflussung von Industrie und Handwerk zielten,
1 > die Zukunft der deutschen Wohnungskunst, konstatieren zu dürfen, während andere das ge-
inr heutiges Gesamtbild ist ja durchaus nicht ein- rade Gegenteil behaupteten, nämlich ein Abflauen
deutig; die kräftig vorwärts strebende Linie scheint der gestaltenden Kräfte und des hohen, auf Er-
unterbrochen, zum mindestens verschleiert. Schon neuerung unserer Wohnkultur gerichteten Wollens.
melden sich Stimmen, die baldigen Verfall an- In der aufs neue überschäumenden Freude am
kundigen. — Der Krieg hat diese Besorgnisse nur Schmuck und am Spiel mit alten Stilformen sahen
noch gesteigert und vermehrt. Schon fragt man diese strengen Richter eine vollständige Fahnen-
sich, wird die öffentliche Teilnahme für unsere flucht. Mit Ausdrücken zorniger Empörung wurde
Nunstangelegenheiten erhalten bleiben, oder wird nicht gespart. Noch mehr, man hat warnend ge-
eine Zeit von spartanischer Härte heraufkommen, sagt, diese spielerische Behandlung alten Stilgutes,
die, vom Kampf um den nackten Lebensunterhalt die in der Hand überlegener Künstler vielleicht
erfüllt, für die Verfeinerung der Kultur, für die ganz bestechende Gebilde hervorbringen könne,

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Schönheit im Alltag keinen Sinn mehr hat? Wir würde und müßte dem kaum überwundenen

stehen vor einem verschlossenen Tor. Die Zu- tationswesen üblen Angedenkens wieder lurund

kunft kann aber auch, selbst das ist bei unserer Tor öffnen. Damit wäre dann alles aufgegeben,

merkwürdigen Lage nicht ausgeschlossen, den was wir in einem heißen zwanzigjährigen Ringen

Uberschwang der Formen, den die letzten Frie- erreicht glaubten. —

densjahre ab und zu enthüllten, noch steigern Diese gegensätzlichen Urteile zeigen jedenfalls

und übertrumpfen. — eines klar, daß wir nicht am Endpunkt einer Ent-

Diese Ungewißheit über die zukünftige Ent- wicklung stehen; wir sind uns nicht einmal klar

Wicklung hängt aufs innigste zusammen mit der über das Ziel, geschweige denn über die Wege,

verschiedenen Bewertung, die der Zustand un- die zu ihm hinführen sollen. -
serer Wohnungskunst vor dem Krieg erfahren hat. Die Arbeiten des Zeitraumes von 1905—1910,

Der eine glaubte, einen Sieg der modernen For- die nach den vorangegangenen Wirren des Um-

derungen, die auf Qualitätsarbeit und künstlerische Sturzes eine gewisse Abklärung und Reife zu

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