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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Schneider, Otto Albert: Prof. Edmund Körner, Darmstadt-Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0084

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INNEN-DEKORATION

PROFESSOR EDMUND KÖRNER —DARMSTADT-ESSEN »DER DIPPELSHOF« AUS DEM MUSIKSAAL

hat der Architekt im Außenbau fast ganz ver- sehr ein Künstler von blutvoller Phantasie, als
ziehtet, die wesentlichen Gliederungen sind daß ihm die kühle Abwägung eben dieser Ver-
diskret herausgehoben. Es soll das Material, hältnisse zu einander genügen könnte. Die indi-
Rauhputz in Verbindung mit Rustika, durch seine viduelle Form, der sinnlich entsprechende Farben-
tektonische Gliederung allein sprechen und die klang müssen hinzukommen für ihn als Bereiche-
repräsentativ entscheidende Rolle dem Inneren rung und Belebung des Tektonischen, aus dem
vorbehalten bleiben. diese Faktoren organisch herauswachsen mit jener
Hier kommt dann die Gesinnung vornehmen ästhetischen Notwendigkeit, die reine Kunstge-
Reichtums zum Ausdruck, die unser Zeitalter bilde ohne weiteres überzeugend macht,
erst wiedergewinnen mußte, nachdem sie einem Es ist bemerkenswert, wie Körner, der Erbauer
entarteten Geschlechte so peinlich abhanden ge- des ersten aus dem Geiste unserer Zeit heraus
kommen war. In der ersten fanatischen Abwehr gedachten Kult-Tempels, der Essener Syna-
überladenen Ungeschmacks bei der Gestaltung goge, auch als Künstler des intimen Innenraums
von Innenräumen ist dann ja wieder zu viel auf- seine auf das Monumentale gerichtete Phantasie
gebracht worden von einer Askese, die gewiß nicht verleugnet. Auch hier bevorzugt er die
als Gegenmittel ihr Erziehliches hatte, anderer- wuchtig-runde Formgebung, geht dem Zierlich-
seits aber der Phantasielosigkeit eines neuen Eckigen zu Gunsten eines Gedrückt-Massigen,
Akademismus Tür und Tor zu öffnen drohte. Breitausladenden aus dem Wege. Und wie er
Einer Nüchternheit, die nicht minder unfruchtbar in der Form eine gewisse pathetische Haltung
war, wie der leere Prunk der Stilnachahmer der wahrt, die gerade der Bestimmung des Musik-
Gründerzeit. Körner steht zwischen beiden Ex- saals mit ihrem feierlichen Ernst schön ent-
tremen in glücklicher Mitte. Auch er läßt dem spricht, läßt er auch die Farbe in gedämpften
Material sein Recht, gibt ihm das Wort nach Akkorden zusammenklingen: Das stumpfe Ultra-
Möglichkeit, indem er es in edler Anordnung der marinblau der stueco lustro-Wände wird durch
Verhältnisse sprechen läßt. Aber er ist doch zu grauen Marmor in rhythmisch aufgeteilte Flächen
 
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