Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

DOI Artikel:
Bredt, Ernst Wilhelm: Höhere Bildung dem Kunstgewerbler!
DOI Artikel:
Vogt, Adolf: Die Vorbildung des Möbelzeichners
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0155

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

129

ENTWURF: ARCHITEKT GOTTFR. CZERMAK —BRÜNN. ACHTECKIGER KNÜPFTEPPICH. AUSFÜHRUNG: BRÜDER KLEIN —B1L1N

mehr Bewegungsfreiheit, so viel mehr Bildungsmöglich- DIE VORBILDUNG DES MÖBELZEICHNERS
keilen, zumal in großen Städten werden so viel Gelegen- _ - . ^ haben schätzungSweiSe jährlich etwa 500 Ab-
heilen zu unentgeltlicher Weiterbildung geboten, daß \\ solventen von Kunstgewerbe- und anderen Fach-
dieser Zustand allein schon glücklichste Entwicklung der schu]en jn Deutschland, die im Entwerfen von Möbeln
neuen deutschen Raumkunst gewahrleistet. ausgebildet sind. Dazu tritt noch eine Anzahl an tech-

Wenn die neue deutsche Wohnungskunst die Fürsten njschen Hochschulen ausgebildete Architekten. Je mehr

gewinnen soll, muß sie diesen besser dienen lernen als nun die Typisierung im Möbelbau fortschreitet, desto

bisher. Der Gelehrte, der Maler kann höchste Bedeutung weniger neue Entwürfe werden gebraucht. Der Bedarf

erlangen und doch ein ziemlich abgeschlossenes Leben nimmt ab, während die Zahl der Zeichner zunimmt. Ist

führen. Aber der Kunstgewerbler, der Erfolg in den es nicht hohe Zeit, dieser Wandlung Rechnung zu tragen?

höchsten Kreisen, also den maßgeblichsten, haben will, |7S werden unstreitig schon jetzt viel zu viel überflüssige

muß nach feiner, weltmännischer Bildung trachten, muß Möbelentwürfe geboren. Die Auslagen der Einrichtungs-

sich befähigen, in den Kreisen verkehren zu können, für geSchäfte gleichen sich mehr und mehr, auf Ausstellungen

die er schaffen will. sind die gleichen Schrank- und Stuhlformen dutzendfach

Das ist heute leichter als je — wenn der enge, ein- anzutreffen. Wozu diese Arbeitsverschwendung? Der
seitige Schulweg verlassen wird, der bisher — mit wenigen Nachwuchs auf den Schulen muß rechtzeitig darauf vor-
Ausnahmen — betreten wurde. Zuletzt empfehle ich bereitet werden, daß der Bedarf an Möbelentwürfen
jedem jungen Kunstgewerbler, sich in das Leben des immer mehr abnehmen wird, je mehr gute Typen sich
erfolgreichsten Kunstgewerblers der Zeit Louis XIV. zu herauskristallisieren. Raumdarstellungen (nicht »Innen-
vertiefen: Charles Lebrun. Durch Tüchtigkeit in seiner architekturen«) werden natürlich immer gebraucht, auch
Jugend erwarb er sich den Zutritt zu allen Schlössern — Entwürfe für Stoffe, Tapeten usw. Aber gerade in
erwarb er sich die unvergleichliche Fähigkeit, jene Schlös- Möbelentwürfen dürfte, wenn nicht vorgebaut wird, bald
ser im neuen Geschmack zu bauen und bis ins Kleinste eine Überproduktion eintreten. Den Zeichnern bleibt bald
auszugestalten, die Vorbild wurden für ganz Europa. Und nichts anderes übrig, als immer und immer wieder Va-
unsere neue deutsche Wohnungskunst muß Vorbild für rianten desselben Typus zu ersinnen. Wird sich die Mühe
ganz Europa werden. Das ist unser Ziel. e. w. bredt lohnen? Werden sie dafür Käufer finden? adolf vogt

Der Himmel hat seine Gaben unter die großen Künstler \Z unst ist etwas, was nie ein einzelner Mensch aus

der Erde so verteilet, daß wir durchaus genötigt wer- Ix. sich allein machen kann, was auch nie ein einzelner

den.voreinemjeglichenstillezustehen.undjeglichemseinen Mensch für sich allein gemacht hat; Kunst ist eine

Anteil unserer Verehrung zu opfern, g. w. wackenroder soziale Erscheinung............Friedrich Naumann

1916. III. 1
 
Annotationen