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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Schwindt, Adolf Metus: Zu den Bauten von Heinrich Metzendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0217

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INNEN-DEKORATION

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PROF. H. METZENDORF —BENSHEIM „HAUS ST.-DARMSTADT« STRASSENSE1TE

ZU DEN BAUTEN VON HEINRICH METZENDORF

Wenn man den Odenwald durchwandernd die Berg- Zuviel zu vermeiden, dann ergibt sich mit der einfach-
straße erreicht, öffnet sich dem Blick die weite sten, zweckmäßigsten Lösung meist auch eine ästhetisch
Rheinebene, in deren Ferne das Silberband des Stromes einwandfreie. Ruhig und klar zu wirken, ohne allzuviel
aufblitzt und dahinter die jenseitigen Berge im Blau ver- Schnörkel und Erkerchen und Vorbauten, die den großen
dämmern. Nach den bewegten, fließenden Linien der Gesamtumriß nur verdecken und beeinträchtigen, unter
Berge, nach dem schwingenden Rhythmus ihrer Formen guter Abstimmung der Massen, des Verhältnisses zum
nun das große Ausruhen und Ausklingen in dieser wun- Dach, der Fenster zur Wandfläche, ohne jedoch je zu
dervollen Weite. Die Gegend lädt zum Verweilen ein, kalt und nüchtern zu werden, das ist das Ziel, dem Prof.
zum behaglich-einfachen Genuß, und so sieht man denn Metzendorfs Arbeiten zustreben. Dabei sind sie auch
auch allenthalben einfache, freundliche Häuschen, die farbig meist gut zur Umgebung abgestimmt. Nur ungern
halb versteckt im Grünen, die Berghänge hinaufklettern vermißt Metzendorf das belebende Grün, das er als Rah-
und den weiten freien Blick in die Ebene haben. Pro- men und ruhigen Hintergrund benützt. Auch in der
fessor Heinrich Metzendorf-Bensheim hat deren eine ganze Stadt stehen seine Bauten meist frei im Garten. Er ge-
Reihe gebaut. Einfachheit in der äußeren Erscheinung, winnt damit eine größere Freiheit in der Behandlung seiner
meist helle Putzflächen, die sich scharf gegen das rote Aufgabe, kann es leichter einmal wagen, solch einem
Ziegeldach abheben, vereint mit bequemer Wohnlichkeit, Häuschen ein persönlichstes Gesicht zu geben, ohne be-
sind das Kennzeichen seiner Bauten. In glücklichster fürchten zu müssen, daß es zu stark mit seinem Nachbar
Gestaltung sind sie, meist unter Benutzung des Gartens kontrastiert. Daß darin eine Gefahr liegt, deren er sich
als Ubergang, in den Charakter der Landschaft einge- wohl bewußt ist und die er zu vermeiden weiß, zeigt das
ordnet und unterstützen und betonen die heitere Freund- Haus Dr. H. in Mannheim, das mit einer Seite in der
lichkeit dieser reichen Gegend. Ein gutes Beispiel dafür Straßenflucht steht. Da beschränkt er sich auf ruhig und
ist das Haus Kommerzienrat Euler in Bensheim, das ge- vornehm wirkende Flächen in grauem Putz mit Muschel-
lagert in die Landschaft eingefügt, und im Zusammenhang kalkgliederungen. Das Dach ist mit roten Mönch- und
mit dem Garten in bodenständigem Material ausgeführt Nonneziegeln gedeckt und von der einfachsten Linien-
wurde. Es genügt eigentlich, bei solchen Aufgaben alles führung, wodurch eine vornehm zurückhaltende Straßen-

1916. V. 3.
 
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