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Vogt, Adolf: Von der Wandmalerei
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0238
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INNEN-DEKORATION
OTTO FISCHER-TRACHAU —HAMBURG »AUSMALUNG DES PARKHAUSES - BOCHUM«
wohl zu gönnen. Sie verstanden es, der Wand ein neues eine richtige Anstreicherwut erfaßt, man versteht ihren
Gesicht zu geben, sie wiesen auf den Weg hin, der von Strich, ihre triefenden oder kalkigen Farben erst recht,
der flächigen Graphik zur Wand führt. — wenn man sich einen Anstreicher mit aufgestülpten
Man müßte es lebhaft bedauern und als einen uner- Ärmeln, Maurerpinsel und Eimer dazu vorstellt. Wand-
setzlichen Verlust buchen, wenn die zahllosen weiteren fläche und Farbe treten sich gesondert gegenüber. Denkt
Anregungen, die unsere heutige Malerei und Graphik für man sich diese Malereien auf die Wand, wo sie eigent-
die Wandmalerei bieten, ungenutzt bleiben sollten. Im lieh hingehören, so ist da keineswegs ein großes Bild an
Plakat ist es erreicht, mit den einfachsten Mitteln die Wand gehängt oder geklebt, nein, die Wand bleibt
große Formen, breite Farbflächen aufzubauen; die Illu- Wand, Mauer, und auf ihr sitzen die einzelnen Striche
strationen geben ein Äußerstes in der Auswertung und Farbklexe. Der Raum behält seine natürliche Wand-
der Striche und weniger, pikanter Farben. Auch fläche, die nur eigenartig angestrichen, getüpfelt, mit Farben
Silhouetten und besonders mehrfarbige Aus- und Strichen besetzt ist. Selten ist eins der modernen
schneidebilder zeigen manches, was sinngemäß an- Bilder, so wie sie jetzt auf den Ausstellungen zusehen
gewandt, auf der Wand von großer Wirkung sein könnte. sind, für den Rahmen berechnet. Sie muten an wie Skizzen
Untersuchen wir nun aber erst das moderne »Staffelei- zu Wandbildern, ihre großen Linien, ihre getrennten Far-
bild«, so sehen wir, daß es zum großen Teil nichts anderes ben fordern große Räume, oft treten die Massen wie ein
ist als verkappte Wandmalerei, eine Malerei, bei der die Flachrelief hervor, oder die Linien erscheinen wie ein-
Leinwand nur ein Ersatz ist für den Putz der Wand. Der gekerbt. Hier treffen wir Anklänge an Mosaik, dort
braune und graue Grund ist verschwunden, mit Vorliebe Platteneffekte. In hundert Zeichen tut sich kund, daß die
malt man auf ein kalkiges Weiß. Man malt mit reiner Malerei wegstrebt vom Ölbild zur Wand. Und zwar heute
Farbe, mit freien, saftigen Pinselstrichen. Manche hat in anderer Weise als vielleicht vor 15 Jahren. Damals
INNEN-DEKORATION
OTTO FISCHER-TRACHAU —HAMBURG »AUSMALUNG DES PARKHAUSES - BOCHUM«
wohl zu gönnen. Sie verstanden es, der Wand ein neues eine richtige Anstreicherwut erfaßt, man versteht ihren
Gesicht zu geben, sie wiesen auf den Weg hin, der von Strich, ihre triefenden oder kalkigen Farben erst recht,
der flächigen Graphik zur Wand führt. — wenn man sich einen Anstreicher mit aufgestülpten
Man müßte es lebhaft bedauern und als einen uner- Ärmeln, Maurerpinsel und Eimer dazu vorstellt. Wand-
setzlichen Verlust buchen, wenn die zahllosen weiteren fläche und Farbe treten sich gesondert gegenüber. Denkt
Anregungen, die unsere heutige Malerei und Graphik für man sich diese Malereien auf die Wand, wo sie eigent-
die Wandmalerei bieten, ungenutzt bleiben sollten. Im lieh hingehören, so ist da keineswegs ein großes Bild an
Plakat ist es erreicht, mit den einfachsten Mitteln die Wand gehängt oder geklebt, nein, die Wand bleibt
große Formen, breite Farbflächen aufzubauen; die Illu- Wand, Mauer, und auf ihr sitzen die einzelnen Striche
strationen geben ein Äußerstes in der Auswertung und Farbklexe. Der Raum behält seine natürliche Wand-
der Striche und weniger, pikanter Farben. Auch fläche, die nur eigenartig angestrichen, getüpfelt, mit Farben
Silhouetten und besonders mehrfarbige Aus- und Strichen besetzt ist. Selten ist eins der modernen
schneidebilder zeigen manches, was sinngemäß an- Bilder, so wie sie jetzt auf den Ausstellungen zusehen
gewandt, auf der Wand von großer Wirkung sein könnte. sind, für den Rahmen berechnet. Sie muten an wie Skizzen
Untersuchen wir nun aber erst das moderne »Staffelei- zu Wandbildern, ihre großen Linien, ihre getrennten Far-
bild«, so sehen wir, daß es zum großen Teil nichts anderes ben fordern große Räume, oft treten die Massen wie ein
ist als verkappte Wandmalerei, eine Malerei, bei der die Flachrelief hervor, oder die Linien erscheinen wie ein-
Leinwand nur ein Ersatz ist für den Putz der Wand. Der gekerbt. Hier treffen wir Anklänge an Mosaik, dort
braune und graue Grund ist verschwunden, mit Vorliebe Platteneffekte. In hundert Zeichen tut sich kund, daß die
malt man auf ein kalkiges Weiß. Man malt mit reiner Malerei wegstrebt vom Ölbild zur Wand. Und zwar heute
Farbe, mit freien, saftigen Pinselstrichen. Manche hat in anderer Weise als vielleicht vor 15 Jahren. Damals