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INNEN-DEKORATION
ENTWURF: HANNA KLOSE-GREGER—CHEMNITZ. »SPIELWINKEL« MÖBEL UND GELÄNDER WEISS LACKIERT. AM FENSTER SCHEIBEN VORHÄNGE
AUS WEISSEM GETUPFTEM MULL. VORHÄNGE GEDECKTER MADRASSTOFF
Vielerlei, in dem keine Ware mehr zur Geltung kam. Der
Besucher konnte keinen klaren Eindruck gewinnen, und
die Flucht aus den Ausstellungsräumen war eine allge-
meine. Das war aber ja schließlich nicht der Zweck der
Ausstellung und man mußte, wollte man den immer mehr
an Zahl überhand nehmenden Veranstaltungen dieser Art
Zugkraft und starken Besuch sichern, dazu übergehen,
Ordnung in die Vielfältigkeit solcher Ausstellungen zu
bringen. So mußten denn von geschickten Architekten
gut disponierte Aufteilungen der Grundrisse geschaffen
werden. Es mußten große zusammengefaßte Ausstellungs-
plätze gegliedert werden, auf denen der einzelne Aus-
steller sich nur als ein Teil des Ganzen fühlen durfte.
Durch gleichmäßig erbaute Ausstellungsstände oder Kojen,
die oft durch einheitliche Farbgebung leicht erkennbar
zusammengehalten wurden, schuf man für das Auge an-
genehme und ruhige große Massenwirkungen. Selbst-
verständlich konnte es nicht ausbleiben, daß innerhalb
einer so aufgezwungenen Ordnung doch noch der ein-
zelne Aussteller nun durch eine Spezialdekoration auf-
zufallen suchte, was ihm auch in den meisten Fällen,
allerdings im anderen Sinne als er es gewollt hatte, glückte,
und es muß hier auch gerügt werden, daß es vielfach ge-
rade die Dekorateure waren, die mit der Ausschmückung
eines einzelnen Ausstellungsstandes betraut, alle ihre
Künsteleien allein darauf verwandten und dabei schließ-
lich nichts anderes erreichten, als daß sie bei den nächsten
Ausstellungen ganz durch die Architekten verdrängt wur-
den, die besser als sie die großen Gesichtspunkte einer
künstlerischen Wirkung beherrschten und die die Bedeu-
tung erfaßten, die das Einordnen in eine Gesamt-Harmonie
für das Ganze, wie auch für den Einzelnen hat. Die letzten
Welt- und Landes-Ausstellungen sind in ihrem architekto-
nischen Aufbau, wie aber auch besonders in ihrer inneren
Dekorationsaufmachung Musterbeispiele ersten Ranges da-
für, was Ausstellungskunst bedeuten kann.
Für den Fachdekorateur, der im allgemeinen seine
Kunst in den Innenräumen einer Wohnung entfaltet, bieten
solche Ausstellungsgelegenheiten, abgesehen von der
Abwechslung der Aufgabe, Möglichkeiten, die eben nur
dort zu lösen sind. Die Mittel, mit denen im großen
Ausstellungsraum oft für nur sehr kurze Zeit, teils mit
erlaubten Improvisationen, Wirkungen angestrebt und
erzielt werden, sind von denen, die im vornehmen Wohn-
haus erlaubt und gebräuchlich sind, oft grundverschieden.
Hier kann er mit stärkerer Akzentuierung, in größerem
Maßstabe arbeiten, während er für die Innendekoration der
Zimmer dezentere und vornehmere Mittel einsetzen muß.
Mehr noch als die Ausstellung erfordert das
Schaufenster von seinem Dekorateur Erkenntnis für
das Wesen der auszustellenden Ware. Das Schaufenster
ist das Auge des Geschäfts, mit dem es auf die Straße
sieht. Will der Dekorateur für ein Geschäft eine richtige
Dekoration schaffen, so muß er sich unbedingt zuvor mit
dem Charakter und der Eigenart der betreffenden Firma
vertraut machen. Er hat ihre besondere Wesensart, die
INNEN-DEKORATION
ENTWURF: HANNA KLOSE-GREGER—CHEMNITZ. »SPIELWINKEL« MÖBEL UND GELÄNDER WEISS LACKIERT. AM FENSTER SCHEIBEN VORHÄNGE
AUS WEISSEM GETUPFTEM MULL. VORHÄNGE GEDECKTER MADRASSTOFF
Vielerlei, in dem keine Ware mehr zur Geltung kam. Der
Besucher konnte keinen klaren Eindruck gewinnen, und
die Flucht aus den Ausstellungsräumen war eine allge-
meine. Das war aber ja schließlich nicht der Zweck der
Ausstellung und man mußte, wollte man den immer mehr
an Zahl überhand nehmenden Veranstaltungen dieser Art
Zugkraft und starken Besuch sichern, dazu übergehen,
Ordnung in die Vielfältigkeit solcher Ausstellungen zu
bringen. So mußten denn von geschickten Architekten
gut disponierte Aufteilungen der Grundrisse geschaffen
werden. Es mußten große zusammengefaßte Ausstellungs-
plätze gegliedert werden, auf denen der einzelne Aus-
steller sich nur als ein Teil des Ganzen fühlen durfte.
Durch gleichmäßig erbaute Ausstellungsstände oder Kojen,
die oft durch einheitliche Farbgebung leicht erkennbar
zusammengehalten wurden, schuf man für das Auge an-
genehme und ruhige große Massenwirkungen. Selbst-
verständlich konnte es nicht ausbleiben, daß innerhalb
einer so aufgezwungenen Ordnung doch noch der ein-
zelne Aussteller nun durch eine Spezialdekoration auf-
zufallen suchte, was ihm auch in den meisten Fällen,
allerdings im anderen Sinne als er es gewollt hatte, glückte,
und es muß hier auch gerügt werden, daß es vielfach ge-
rade die Dekorateure waren, die mit der Ausschmückung
eines einzelnen Ausstellungsstandes betraut, alle ihre
Künsteleien allein darauf verwandten und dabei schließ-
lich nichts anderes erreichten, als daß sie bei den nächsten
Ausstellungen ganz durch die Architekten verdrängt wur-
den, die besser als sie die großen Gesichtspunkte einer
künstlerischen Wirkung beherrschten und die die Bedeu-
tung erfaßten, die das Einordnen in eine Gesamt-Harmonie
für das Ganze, wie auch für den Einzelnen hat. Die letzten
Welt- und Landes-Ausstellungen sind in ihrem architekto-
nischen Aufbau, wie aber auch besonders in ihrer inneren
Dekorationsaufmachung Musterbeispiele ersten Ranges da-
für, was Ausstellungskunst bedeuten kann.
Für den Fachdekorateur, der im allgemeinen seine
Kunst in den Innenräumen einer Wohnung entfaltet, bieten
solche Ausstellungsgelegenheiten, abgesehen von der
Abwechslung der Aufgabe, Möglichkeiten, die eben nur
dort zu lösen sind. Die Mittel, mit denen im großen
Ausstellungsraum oft für nur sehr kurze Zeit, teils mit
erlaubten Improvisationen, Wirkungen angestrebt und
erzielt werden, sind von denen, die im vornehmen Wohn-
haus erlaubt und gebräuchlich sind, oft grundverschieden.
Hier kann er mit stärkerer Akzentuierung, in größerem
Maßstabe arbeiten, während er für die Innendekoration der
Zimmer dezentere und vornehmere Mittel einsetzen muß.
Mehr noch als die Ausstellung erfordert das
Schaufenster von seinem Dekorateur Erkenntnis für
das Wesen der auszustellenden Ware. Das Schaufenster
ist das Auge des Geschäfts, mit dem es auf die Straße
sieht. Will der Dekorateur für ein Geschäft eine richtige
Dekoration schaffen, so muß er sich unbedingt zuvor mit
dem Charakter und der Eigenart der betreffenden Firma
vertraut machen. Er hat ihre besondere Wesensart, die