DOI Artikel:
Müller-Wulckow, Walter: Villenbauten des Architekten Ludwig Bernoully
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0340
312
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT LUDWIG BERNOULLY —FRANKFURT A. M. »EINFAMILIENHAUS DONNER IN NIEDERFAD«
mals in dem Maße entfesselter Parvenügeschmack klärtheitdie lebendigen Kräfte nicht erstarrt waren,
empor, und auf der anderen Seite wird die frei- auch wenn sie sich nicht in heftigen Gebärden
willige Schlichtheit durch Verarmung zur not- hervordrängten. Hieran kann es liegen, und die
dürftigsten Nüchternheit herabgedrückt, tief unter unauffällige Natürlichkeit seiner Bauideen wird
die Simplizität der Biedermeierzeit. Keine Kraft, dazu beigetragen haben, daß sein Name nicht
die uns in diesem Zwiespalt
Hilfe verspricht, darf unge-
nutzt bleiben. Spüren wir
doch wieder die Vorausset-
zung, unter der wir für Aus-
geglichenheit empfänglich
sind. Für einen Künstler wie
den Frankfurter Architekten
Ludwig Bernoully, der
bisher stets unbeirrt es ver-
standen hat, jedem Extrem
fernzubleiben, muß es auch
weiterhin in schwierigerer
Situation gelingen, dasGleich-
gewicht zu wahren. Denn das
haben seine Bauten von jeher
bekundet, daß in der Abge-
jedem bekannt sein mag. Eher
sind es die Nachahmungen
seiner Gedanken, die der
kritiklosen Menge Eindruck
machten, sobald sie für deren
Geschmack durch Übertrei-
bungen und Inkonsequenzen
zurechtgemacht waren. Denn
eines kann der in seiner Rat-
losigkeit immer dem Unbe-
stimmten und Allgefälligen
verfallende Laie am wenig-
sten vertragen: den unerbitt-
lich verpflichtenden Zwang
der Konsequenz und Ein-
deutigkeit. — Gerade diese
in einigen großstädtischen Ge-
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT LUDWIG BERNOULLY —FRANKFURT A. M. »EINFAMILIENHAUS DONNER IN NIEDERFAD«
mals in dem Maße entfesselter Parvenügeschmack klärtheitdie lebendigen Kräfte nicht erstarrt waren,
empor, und auf der anderen Seite wird die frei- auch wenn sie sich nicht in heftigen Gebärden
willige Schlichtheit durch Verarmung zur not- hervordrängten. Hieran kann es liegen, und die
dürftigsten Nüchternheit herabgedrückt, tief unter unauffällige Natürlichkeit seiner Bauideen wird
die Simplizität der Biedermeierzeit. Keine Kraft, dazu beigetragen haben, daß sein Name nicht
die uns in diesem Zwiespalt
Hilfe verspricht, darf unge-
nutzt bleiben. Spüren wir
doch wieder die Vorausset-
zung, unter der wir für Aus-
geglichenheit empfänglich
sind. Für einen Künstler wie
den Frankfurter Architekten
Ludwig Bernoully, der
bisher stets unbeirrt es ver-
standen hat, jedem Extrem
fernzubleiben, muß es auch
weiterhin in schwierigerer
Situation gelingen, dasGleich-
gewicht zu wahren. Denn das
haben seine Bauten von jeher
bekundet, daß in der Abge-
jedem bekannt sein mag. Eher
sind es die Nachahmungen
seiner Gedanken, die der
kritiklosen Menge Eindruck
machten, sobald sie für deren
Geschmack durch Übertrei-
bungen und Inkonsequenzen
zurechtgemacht waren. Denn
eines kann der in seiner Rat-
losigkeit immer dem Unbe-
stimmten und Allgefälligen
verfallende Laie am wenig-
sten vertragen: den unerbitt-
lich verpflichtenden Zwang
der Konsequenz und Ein-
deutigkeit. — Gerade diese
in einigen großstädtischen Ge-