Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

DOI Artikel:
Warlich, Hermann: Das Haus C. Credé in Niederzwehren bei Cassel: von Professor Franz Seeck, Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0441

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XXVII. JAHRGANG.

DARMSTADT

DEZEMBER 1916.

DAS HAUS C. CREDE IN NIEDERZWEHREN BEI CASSEL

VON PROFESSOR FRANZ SEECK-BERLIN

Eine der erfreulichsten Erscheinungen auf neu-
zeitlichem Baugebiet ist zweifellos die, daß
unsere Baukünstler es wieder gelernt haben,
Wohnhäuser zu bauen, die in ihrer großzügigen
Einfachheit der überzeugende Ausdruck ernsten,
sachlichen Empfindens und sicheren Gestaltens
sind und die außerdem noch unseren erhöhten
Ansprüchen an das Wohnen in weitem Umfang
genügen. In vielen der guten und besten bürger-
lichen Wohnhäuser der Gegenwart tritt uns wie-
der jene selbstverständliche vornehme Schlichtheit
in den Formen entgegen, wie sie den bürgerlichen
Hausbauten gegen Ausgang des 18. und im An-
fang des 19. Jahrhunderts eigen war, und die
stets das Zeichen abgeklärten architektonischen
Schaffens ist. Diese gewollte Einfachheit, die
keineswegs gleichbedeutend ist mit Nüchternheit,
verleiht den guten bürgerlichen Wohnhäusern in
Stadt und Land aus unseren Tagen wieder jenes
Gepräge von anheimelnder Wohnlichkeit und ge-
diegener Behaglichkeit, das allein dem deutschen
Bürgertum der Gegenwart entspricht. Solche
guten bürgerlichen Wohnhäuser, zu Stadtteilen
vereinigt, geben dem Stadtbild einen neuzeitlichen,
großzügigen und selbstbewußten Charakter, wie

wir ihn leider so lange in unseren Städten haben
entbehren müssen. Als Einzelhäuser in die Nach-
barschaft von Bauten aus der letzten Hälfte des
19. Jahrhunderts gestellt, aber wirken sie wie
Edelsteine unter Kieseln, so sehr unterscheiden
sie sich durch ihr vornehmes Wesen von ihrer
minderwertigen Umgebung.

Um solche wertvollen bürgerlichen Wohn-
häuser bauen zu können, muß der Baumeister
neben dem bestimmten Gefühl für neuzeitlich
beste Außenformen auch jenen feinen Raumsinn
besitzen, der es ihm ermöglicht, die ganze Innen-
ausstattung so zu gestalten, daß ein einheitliches,
großzügiges und gediegenes Werk herauskommt.
Das ist nicht ganz leicht. Und heute vermögen
nur wenige neuzeitliche Baukünstler diese wichtige
Forderung restlos zu erfüllen. Professor Franz
Seeck in Steglitz bei Berlin hat durch seine
wertvollen bürgerlichen Bauten gezeigt, daß er
eine seltene Gestaltungsgabe für das gute bürger-
liche Wohnhaus unserer Tage besitzt und seinen
Hausbauten im Äußeren und Inneren jenen vor-
nehmen Charakter zu geben vermag, der ihnen
verdiente Anerkennung auch über die Lebenszeit
ihrer gegenwärtigen Besitzer hinaus verschaffen

1916. XII. 1.
 
Annotationen