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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Mittenzwey, Kuno: Die Lehren des Hurrakitsches, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0462

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426

INNEN-DEKORATION

DIE LEHREN hinausgeführt worden und bei

DES HURRAKITSCHES > iH nichts geringerem als bei den

(Schiuü) r ^| Grundlagen der modernen Bil-

Man muß Liebe zu schönen I Ä ^( dunS angelangt. Über diese
Dingen haben, wenn man , *% ^tf Dinge wird vielleicht ein ander
ihrer Reize teilhaftig werden will. Mal Gelegenheit sein zu spre-
DerKitsch dagegen braucht keine I \ * « chen, wenn wir uns den Kitsch
Liebe, er wendet sich mit seinen * / ■ noch in anderem Zusammenhang
Reminiszenzen an den Intellekt. « • ^ anschauen, als uns der Hurra-
Wenn jene Form der Bonbon- anlaß des Augenblicks Gelegen-
niere als Marschallstab einmal M heit bot- Denn wir meinen, daß
gelöst ist, so ist es dem Geist man die künstlerische Lage unse-
des Kitsches ganz gleichgültig, rer Zeit nur halb versteht, wenn
wie diese Form ausgeführt wird, man nicht auch dem Kitsch, die-
sondern er begibt sich sofort auf sem sehr leibhaftigen und wohl-
die Suche nach einer neuen gemästeten Schatten alles künst-
»Idee«. — Begreift man nun, lerischen Wollens, recht genau ins

warum unsere Zeit dem Kitsch Gesicht schaut, dr.k.mittenzwey.

*

so sehr entgegenkommt ? Weil

der Kitsch sich an dieselben Qie wahre Kunst fordert gründ-

Kräfte wendet, auf der unsere liche und daue™de Uebung

ganze höhere bürgerliche Bildung und Bildung, um den Kampf mit

beruht, an den Intellekt. Bild- dem Material zu bestehen. Da

nerische Qualitäten können letz- helLßt ,ef hubsch leiten und

hübsch lernen. . . . hans thoma.

rudolf sommerhuber, ofenfabrik-steyr

ten Grundes nur durch Bilden erfaßt
werden. Schöne Gegenstände verlangen
eigentlich, daß man sie in die Hand
nimmt, verlangen Gefühl in den Fingern,
Sinnlichkeit des Tastens. Davon wuß-
ten alle bürgerlichen Kreise in der Zeit
der mittelalterlichen Stadtkultur etwas,
denn sie waren alle dem Handwerk
irgendwie verbunden. Davon weiß un-
sere ganze neuzeitliche bürgerliche Bil-
dung seit Lessing und Winkelmann
nichts. Die ganze »Kunsterziehungsbe-
wegung« ist ziemlich ergebnislos geblie-
ben, denn sie wendete sich ebenfalls vor-
nehmlich an den Intellekt. Sie brachte
entweder ein historisches Erfassen von
kunstgeschichtlichen Tatsachen, womit
gar nichts geändert ist, oder aber ein
ekstatisches Entzücken an schönen Wer-
ken, eine passivische Bewunderung, wo-
mit man die Menschen zu tauglichen Mit-
gliedern von ästhetischen Tees erzieht,
womit aber niemals dem Kunstwerk und
seinem Sinn gedient ist. Besser werden
würde es erst, wenn —. Ja, wenn —!
Aber damit sind wir schon längst über
Rudolf sommerhuber »Kachelofen« den Gegenstand unserer Betrachtung rudolf sommerhuber .Kachelofen«
 
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