Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926
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Schiebelhuth, Hans: Persönliche Heimgestaltung: individuelle und typische Züge
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INNEN-DEKORATION
HAUS ALEXANDER KOCH. EMPFANGS-DIELE »HOLLENHUNDE«: VOLKSTEDTER PORZELLANFABRIK
PERSÖNLICHE HEIMGESTALTUNG
INDIVIDUELLE UND TYPISCHE ZÜGE
Zum Glück für uns Alle besteht das tiefe Gesetz von nicht vorhanden wäre, sogar unbedingtgefordert werden,
der »Artverschiedenheit der Individuen«, Es hieße eine Betrachtung ins schier Unendliche aus-
das in seinen Darlegungen alle Gebiete des Daseins dehnen, wollte man nachweisen, auf welch tausendfache
durchdringt. Es äußert sich im Einzelnen als ein Hang, Weise, im Gegenständlichen sowohl als auch im Atmo-
innerhalb eines ihm gegebenen Wirkungskreises unter sphärischen, ein Heim die «persönlichen« Züge seines
gewissen Obwaltungen sich selbst ausleben und spiegeln Wohners annehmen kann. Gemeinhin ist es so, daß wir
zu wollen, »eigen« zu sein, das heißt anders als alle die Persönlichkeit eines Menschen bewußt in seiner
Andern. Dieser uns eingebornen Neigung verdanken Wohnung gespiegelt finden, und das Heim stellt fast in
wir die Buntheit, das Vielerlei, den Reichtum der Er- allen Fällen seinem Gestalter einen »psychologischen
scheinungen . . Versuchte man sich die Fülle der Aus- Steckbrief« aus. Nicht selten macht es uns sogar Haupt-
wirkungen dieser Neigung hinwegzudenken, so erschiene merkmale eines Charakters deutlicher, als wir sie im
uns das Bereich der menschlichen Wohnungs-Ein- gewöhnlichen Umgang gewahren. Manche Menschen
richtungen leer, unbeschreiblich ermüdend und abge- schätzt man erst richtig ein, wenn man sie einmal in ihrer
schmackt, eine Institution langweiliger Wiederholungen, selbstgewählten Umgebung in ihrem Heim erlebt hat.
* *
Es gibt vielleicht kein Gebiet, wo sich dieser indi- Es gibt Personen von tiefer und bezaubernder »Ori-
viduelle »Differenzierungs-Drang« in anmutigerer Weise ginalität«, und wieder gibt es andere, die sich in ihrem
auszuleben vermag als in der Heimgestaltung. Man Wesen fast ängstlich einer »Pseudonymen Norm« nähern,
sagte einmal, die Kleidung sei ein erweiterter körper- ebenso gibt es auch solche Heime . . Der Phantastische
licher Wesens-Ausdruck des Menschen; in gleicher Weise liebt den berauschten Raum; der Nüchterne bevor-
ist es sicher auch das Heiml Und so wie in der Tracht zugt ruhige, klargeordnete Verhältnisse, still zueinander-
selbst die allersachlichste, durchgängig geltende Form stimmende Farben und Dinge. Es soll auch kein Hehl
dem Träger immer noch das Recht gewisser Eigen- daraus gemacht werden, daß es pedantisch eingerichtete
mächtigkeiten beläßt, so bleibt auch in der Wohnge- Wohnungen gibt . . Wir haben sicher Freunde, die uns
sittung aller Zeiten dem Wohner die Befugnis der wegen der Lauterkeit und Gediegenheit ihrer Charaktere
persönlichen Note bewilligt. Ja, sie müßte, wenn sie Vorbilder sind; wir können sicher sein, in deren Woh-
INNEN-DEKORATION
HAUS ALEXANDER KOCH. EMPFANGS-DIELE »HOLLENHUNDE«: VOLKSTEDTER PORZELLANFABRIK
PERSÖNLICHE HEIMGESTALTUNG
INDIVIDUELLE UND TYPISCHE ZÜGE
Zum Glück für uns Alle besteht das tiefe Gesetz von nicht vorhanden wäre, sogar unbedingtgefordert werden,
der »Artverschiedenheit der Individuen«, Es hieße eine Betrachtung ins schier Unendliche aus-
das in seinen Darlegungen alle Gebiete des Daseins dehnen, wollte man nachweisen, auf welch tausendfache
durchdringt. Es äußert sich im Einzelnen als ein Hang, Weise, im Gegenständlichen sowohl als auch im Atmo-
innerhalb eines ihm gegebenen Wirkungskreises unter sphärischen, ein Heim die «persönlichen« Züge seines
gewissen Obwaltungen sich selbst ausleben und spiegeln Wohners annehmen kann. Gemeinhin ist es so, daß wir
zu wollen, »eigen« zu sein, das heißt anders als alle die Persönlichkeit eines Menschen bewußt in seiner
Andern. Dieser uns eingebornen Neigung verdanken Wohnung gespiegelt finden, und das Heim stellt fast in
wir die Buntheit, das Vielerlei, den Reichtum der Er- allen Fällen seinem Gestalter einen »psychologischen
scheinungen . . Versuchte man sich die Fülle der Aus- Steckbrief« aus. Nicht selten macht es uns sogar Haupt-
wirkungen dieser Neigung hinwegzudenken, so erschiene merkmale eines Charakters deutlicher, als wir sie im
uns das Bereich der menschlichen Wohnungs-Ein- gewöhnlichen Umgang gewahren. Manche Menschen
richtungen leer, unbeschreiblich ermüdend und abge- schätzt man erst richtig ein, wenn man sie einmal in ihrer
schmackt, eine Institution langweiliger Wiederholungen, selbstgewählten Umgebung in ihrem Heim erlebt hat.
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Es gibt vielleicht kein Gebiet, wo sich dieser indi- Es gibt Personen von tiefer und bezaubernder »Ori-
viduelle »Differenzierungs-Drang« in anmutigerer Weise ginalität«, und wieder gibt es andere, die sich in ihrem
auszuleben vermag als in der Heimgestaltung. Man Wesen fast ängstlich einer »Pseudonymen Norm« nähern,
sagte einmal, die Kleidung sei ein erweiterter körper- ebenso gibt es auch solche Heime . . Der Phantastische
licher Wesens-Ausdruck des Menschen; in gleicher Weise liebt den berauschten Raum; der Nüchterne bevor-
ist es sicher auch das Heiml Und so wie in der Tracht zugt ruhige, klargeordnete Verhältnisse, still zueinander-
selbst die allersachlichste, durchgängig geltende Form stimmende Farben und Dinge. Es soll auch kein Hehl
dem Träger immer noch das Recht gewisser Eigen- daraus gemacht werden, daß es pedantisch eingerichtete
mächtigkeiten beläßt, so bleibt auch in der Wohnge- Wohnungen gibt . . Wir haben sicher Freunde, die uns
sittung aller Zeiten dem Wohner die Befugnis der wegen der Lauterkeit und Gediegenheit ihrer Charaktere
persönlichen Note bewilligt. Ja, sie müßte, wenn sie Vorbilder sind; wir können sicher sein, in deren Woh-