Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0123
DOI Artikel:
Kuhn-Foelix, August: Die Kunst des Unterhaltens
DOI Artikel:Kurz, Isolde: Selbstzucht
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0123
INNEN-DEKORATION
99
ARCHITEKT A. ZIMMER. AUSFClHRUHOi M. BALLIN BLICK IN DEN »BLAUEN SAAL« MIT SEITENLOOEN
habe den Ruf eines vernünftigen und witzigen Mannes besondere Technik ist, die sich wie alle Technik durch
aus mancher Gesellschaft mitgenommen, in welcher aufmerksames Studium, durch Fleiß erlernen läßt. . .
wahrlich kein kluges Wort aus meinem Munde gegangen Und es lohnt sich, diesem Studium sich hinzugeben,
war und in welcher ich nichts weiter getan habe, als mit denn mag auch der Plauderer immerhin ein Künstler
exemplarischer Geduld vornehmen und halbgelehrten Un- sein, — der köstlichste Plauderer wird nicht mit so viel
sinn anzuhören oder hie und da einen Mann im Gespräch Spannung erwartet, fehlt er, nicht so schmerzlich ver-
auf ein Fach zu bringen, wovon er gerne redet.« mißt, lädt er ein, nicht so gern besucht, als solch ein
★ »unterhaltsamer Schweiger.« . . . august kuhn-foeljx.
Es gehört also vor allem zur Kunst der Unterhaltung *
die Fähigkeit, das den anderen Interessierende zu er- OELBSTZUCHT. Der Mensch im Urzustand bildet nur
spähen, schnell zu fühlen, wovon er am liebsten spricht. O die Fähigkeiten aus, die ihm im Lebenskampfe vor-
Man glaube freilich nicht, daß, wenn man den Beruf eines wärts helfen, andere kennt er nicht oder er verlacht sie.
andern wisse, damit auch den Schlüssel zu einem Thema Auf diesen Standpunkt sind wir zurückverwildet. Unsere
habe, denn viele Menschen reden nicht gern von ihrem ganze Selbsterziehung geht darauf aus, uns womöglich
Beruf ; sie wollen ihn viel lieber vergessen. Nein, es eine dicke Haut und starke Ellenbogen anzuschaffen,
bedarf schon einer feinen Beobachtung, die uns antennen- Von jener inneren Reinlichkeit, die unsere Alten trieb,
gleich die Schwingungen der Seele des anderen fühlen ihre Seelen immer so gründlich zu waschen, wie wir den
läßt. Wer nun nicht gleich diese Beobachtung besitzt, Leib, davon ist keine Spur mehr vorbanden. Wir lassen
braucht eben nicht zu verzweifeln. Jedes Organ, das wir unsere angeborenen Gebrechen ruhig wachsen und ge-
viel gebrauchen, verfeinert sich. Das Wesentliche ist: deihen, es wäre denn, daß sie uns am weltlichen Fort-
daß im Gegensatz zum Plaudern, was eine angeborene kommen verhinderten Dies ist der einzige Fall, wo
Begabung sein muß, diese Art der Unterhaltung eine ihnen heute entgegengearbeitet wird. . . . isolde kurz.
99
ARCHITEKT A. ZIMMER. AUSFClHRUHOi M. BALLIN BLICK IN DEN »BLAUEN SAAL« MIT SEITENLOOEN
habe den Ruf eines vernünftigen und witzigen Mannes besondere Technik ist, die sich wie alle Technik durch
aus mancher Gesellschaft mitgenommen, in welcher aufmerksames Studium, durch Fleiß erlernen läßt. . .
wahrlich kein kluges Wort aus meinem Munde gegangen Und es lohnt sich, diesem Studium sich hinzugeben,
war und in welcher ich nichts weiter getan habe, als mit denn mag auch der Plauderer immerhin ein Künstler
exemplarischer Geduld vornehmen und halbgelehrten Un- sein, — der köstlichste Plauderer wird nicht mit so viel
sinn anzuhören oder hie und da einen Mann im Gespräch Spannung erwartet, fehlt er, nicht so schmerzlich ver-
auf ein Fach zu bringen, wovon er gerne redet.« mißt, lädt er ein, nicht so gern besucht, als solch ein
★ »unterhaltsamer Schweiger.« . . . august kuhn-foeljx.
Es gehört also vor allem zur Kunst der Unterhaltung *
die Fähigkeit, das den anderen Interessierende zu er- OELBSTZUCHT. Der Mensch im Urzustand bildet nur
spähen, schnell zu fühlen, wovon er am liebsten spricht. O die Fähigkeiten aus, die ihm im Lebenskampfe vor-
Man glaube freilich nicht, daß, wenn man den Beruf eines wärts helfen, andere kennt er nicht oder er verlacht sie.
andern wisse, damit auch den Schlüssel zu einem Thema Auf diesen Standpunkt sind wir zurückverwildet. Unsere
habe, denn viele Menschen reden nicht gern von ihrem ganze Selbsterziehung geht darauf aus, uns womöglich
Beruf ; sie wollen ihn viel lieber vergessen. Nein, es eine dicke Haut und starke Ellenbogen anzuschaffen,
bedarf schon einer feinen Beobachtung, die uns antennen- Von jener inneren Reinlichkeit, die unsere Alten trieb,
gleich die Schwingungen der Seele des anderen fühlen ihre Seelen immer so gründlich zu waschen, wie wir den
läßt. Wer nun nicht gleich diese Beobachtung besitzt, Leib, davon ist keine Spur mehr vorbanden. Wir lassen
braucht eben nicht zu verzweifeln. Jedes Organ, das wir unsere angeborenen Gebrechen ruhig wachsen und ge-
viel gebrauchen, verfeinert sich. Das Wesentliche ist: deihen, es wäre denn, daß sie uns am weltlichen Fort-
daß im Gegensatz zum Plaudern, was eine angeborene kommen verhinderten Dies ist der einzige Fall, wo
Begabung sein muß, diese Art der Unterhaltung eine ihnen heute entgegengearbeitet wird. . . . isolde kurz.