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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Haenel, Erich: Haus Bergfried zu Saalfeld: eine Arbeit von Architekt Prof. Max Hans Kühne
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0183

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INNEN-DEKORATION

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»HAUS BERGFRIED« ZU SAALFELD

EINE ARBEIT VON ARCHITEKT PROF. MAX HANS KÜHNE

Das alte Sprichwort »Not lehrt beten« hat sich in dem
vergangenen Jahrzehnt eine kleine Korrektur ge-
fallen lassen: »Not lehrt bauen«. . Die Geschichte
freilich bezeugt in ihrer Art das Gegenteil. Zeiten ge-
steigerten Lebensgefühls, höchster staatlicher und poli-
tischer Kraftbetätigung, herrscherlichen Selbstbewußt-
seins haben uns die gewaltigsten steinernen Dokumente
der architektonischen Stilbelebung geschenkt: Pharaonen-
Gräber und attische Tempel, römische Basiliken und
gothische Kathedralen, Paläste des Quattrocento und
Barock-Schlösser, eine stolze Reihe in der Sonne epocha-
len Aufschwungs des Geistes gereift. Und selbst das
19. Jahrhundert hat immer wieder die Baukunst voran-
gehen lassen, wenn es galt, die Summe des wirtschaftlichen

Vermögens zu einer großen Geste zu verdichten.....

Ein solcher Rückblick darf uns aber nicht den Mut
rauben. Wir wurden durch die Not gezwungen, wieder
der Keimzelle allen architektonischen Schaffens unsere
Sorgfalt zu widmen: der Wohnung, dem Eigenhaus.
Wie lautete doch das Programm der neuen Bewegung
▼or zwanzig Jahren? Eine neue Kunst des Hauses als
Resultat vergeistigter Lebens-Gewohnheiten, die Be-

friedigung kleiner ästhetischer und großer sozialer Be-
dürfnisse, das Glück der Übereinstimmung von Lebens-
kraft und Lebensform mit dem Ausblick auf eine arbeits-
volle, aber große Zukunft. Diese Zukunft liegt nun
vorläufig hinter uns. Was übrig blieb und neu um sein
karges Dasein rang, war die Sorge um die vier Wände
des Volksgenossens. In Deutschland fehlen noch heute
600000 Wohnungen. Das Siedlungs-Problem be-
herrscht die Stände. . Die Zeit ist nüchtern und ihre
Fragen rücken dem Architekten hart auf den Leib:
Kannst Du für die Summe von soundsoviel Mark ein
Heim schaffen, das dem Arbeiter, dem Angehörigen
des Mittelstandes mit den Seinen genügt, das seine
Gesundheit, seine Entwicklung schützt und trägt, das
ihm den Segen des Eigenbesitzes schenkt? Über dem
Portal, das zu den Bezirken dieser baumeisterlichen
Aufgaben führt, steht mit eisernen Lettern das eine
Wort: »Sparen!« . Was hier geleistet werden kann,
war auf der »Dresdener Jahresschau« des vergangenen
Sommers wenigstens in einem kleinen Ausschnitt zu
sehen, der das Thema »Wohnung und Siedlung« zu
behandeln versucht hatte. Da wurde um Pfennige, um

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