Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0189
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Simmel, Georg: Vom menschlichen Tun
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INNEN-DEKORATION
165
WANDFQL-
LUNO. CAFE
GLONNEK
MÖNCHEN
.ARCHITEKT MAX WIEDERANDERS-MONCHEN. »SCAGIOLA« PLATTEN; WEECH-WERKSTATTEN
VOM MENSCHLICHEN TUN
Die Kunst ist unser Dank an Welt und Leben. Nach-
dem beide die sinnlichen und die geistigen Auf-
fassungsformen unseres Bewußtseins geschaffen haben,
danken wir es ihnen, indem wir nun mit deren Hilfe
noch einmal eine Welt und ein Leben schaffen......
Das Glück ist im Menschenleben so wenig einfach
zu »wiederholen« wie irgend ein anderer seelischer Zu-
stand. . Nur wer morgen ein neues Glück schaffen
kann, kann morgen dasselbe Glück haben wie heute. . .
Die »Möglichkeiten« des Menschen sind unbe-
grenzt. Aber auch, — was dem zu widersprechen scheint,
seine »Unmöglichkeiten«. . Zwischen diesen bei-
den, dem Unendlichen, was er kann, und dem Unend-
lichen, was er nicht kann, liegt seine Heimat.. Das
Entscheidende und Bezeichnende des Menscken ist: wo
seine Verzweiflungen liegen.. Was kann der Mensch
sich Besseres wünschen, als große Aufgaben und einen
unerschütterlichen Mut dazu, der sich nicht mehr von
der Hoffnung auf ihre Lösung abhängig macht?.....
Was ist denn der größte Teil unserer Kultur? Doch
nur dies: daß wir Mittel schaffen, um die von uns selbst
uns bereiteten Leiden, von uns selber erzeugten Bedürf-
nisse und Widersprüche allmählich wieder zu lindern,
um ein Weniges herabzusetzen, in einer ganz unvoll-
kommenen Art zu lösen. Wäre sie vollkommen, so würde
sie nicht fortwährend wechseln müssen. . georg simmel.
★
DER MENSCH kann immer sehr viel für sein inneres
Glück tun, und, was er äußeren Verhältnissen sonst
abbetteln müßte, sich selbst geben. Es kommt immer nur
auf die Kraft des Entschlusses und einige Gewöhnung
zur Selbstüberwindung an. . . . Wilhelm von Humboldt.
1920. IV. 5.
165
WANDFQL-
LUNO. CAFE
GLONNEK
MÖNCHEN
.ARCHITEKT MAX WIEDERANDERS-MONCHEN. »SCAGIOLA« PLATTEN; WEECH-WERKSTATTEN
VOM MENSCHLICHEN TUN
Die Kunst ist unser Dank an Welt und Leben. Nach-
dem beide die sinnlichen und die geistigen Auf-
fassungsformen unseres Bewußtseins geschaffen haben,
danken wir es ihnen, indem wir nun mit deren Hilfe
noch einmal eine Welt und ein Leben schaffen......
Das Glück ist im Menschenleben so wenig einfach
zu »wiederholen« wie irgend ein anderer seelischer Zu-
stand. . Nur wer morgen ein neues Glück schaffen
kann, kann morgen dasselbe Glück haben wie heute. . .
Die »Möglichkeiten« des Menschen sind unbe-
grenzt. Aber auch, — was dem zu widersprechen scheint,
seine »Unmöglichkeiten«. . Zwischen diesen bei-
den, dem Unendlichen, was er kann, und dem Unend-
lichen, was er nicht kann, liegt seine Heimat.. Das
Entscheidende und Bezeichnende des Menscken ist: wo
seine Verzweiflungen liegen.. Was kann der Mensch
sich Besseres wünschen, als große Aufgaben und einen
unerschütterlichen Mut dazu, der sich nicht mehr von
der Hoffnung auf ihre Lösung abhängig macht?.....
Was ist denn der größte Teil unserer Kultur? Doch
nur dies: daß wir Mittel schaffen, um die von uns selbst
uns bereiteten Leiden, von uns selber erzeugten Bedürf-
nisse und Widersprüche allmählich wieder zu lindern,
um ein Weniges herabzusetzen, in einer ganz unvoll-
kommenen Art zu lösen. Wäre sie vollkommen, so würde
sie nicht fortwährend wechseln müssen. . georg simmel.
★
DER MENSCH kann immer sehr viel für sein inneres
Glück tun, und, was er äußeren Verhältnissen sonst
abbetteln müßte, sich selbst geben. Es kommt immer nur
auf die Kraft des Entschlusses und einige Gewöhnung
zur Selbstüberwindung an. . . . Wilhelm von Humboldt.
1920. IV. 5.