Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0237
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Kain, Robert: Kasino "Vier Jahreszeiten"-Hamburg: eine Arbeit von Professor E. Fahrenkamp
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XXXVll. JAHRG.
DARMSTADT.
JUNI 1926.
KASINO »VIER JAHRESZEITEN«-HAMBURG
EINE ARBEIT VON PROFESSOR E. FAHRENKAMP
In Hamburg läuft auch das Außergewöhnliche
Gefahr, in der Masse unterzugehen. Die Summe
der Eindrücke ist zu groß. Aber man hat dort Sinn
dafür, daß über dem Außergewöhnlichen das Außer-
ordentliche steht; und dem läßt man auch in Ham-
burg seine Ausnahmestellung. Siehe »Chilehaus«!
Und seit einigen Monaten: E. Fahrenkamps
»Kasino« des Hotels »Vier Jahreszeiten«. Als
moderne Raumschöpfung eine richtungweisende
Leistung. Ein Stil, der aus dem Material heraus-
geboren ist. Nicht mit der Betonung der Aufgabe:
»Was läßt sich auf einem Material unter Wahrung
seiner Eigenart herausholen?« sondern: »Welchen
Stimmungswert trägt das Material?« Klarer: nicht
die Frage »welches Holz ?« oder »welche Farbe ?«
ist das Entscheidende, sondern die Überlegung:
»Holz oder Farbe?« . . Für Wohnräume wird man
sie nicht mit dieser Bestimmtheit stellen, weil dort
die Reihe der liebenswürdigen Zufälligkeiten zu
sehr mitspricht; aber für alle künstlerischen Raum-
Aufgaben, die nicht dem Einzelnen dienen sollen,
sondern einer Vielheit von Individualitäten. . Immer
dort, wo ein Raum mit einem bestimmten Charak-
ter sich anbieten soll, z. B. in diesem, dem Hotel
»Vier Jahreszeiten« jetzt angegliederten, für die
Gäste des Hotels und für Tagesgäste zur Verfü-
gung stehenden »Kasino«. Eine Raumfolge, die in
der Garderobe vorbereitet wird, mit einem großen
Cafe- und Teeraum als Hauptraum beginnt, einen
ovalen Teeraum anschließt und mit einem Festsaal
endigt. Dazu, neben der Garderobe, die Bar. Klang-
folge: Dur- Moll, Holz- Farbe. Eingang und Garde-
robe als Auftakt. Schon hier die Raumwirkung
sehr beseelt. Man könnte sagen: »psychisch« über-
legt. Der Eintretende durchschreitet ein Portal mit
Travertin-Einfassung und hat sofort den Blick auf
die breite, schon zum Hauptraum gehörige Treppe
mit ihrerprachtvollenHolzverkleidung. Die Garde-
robe, ebenfalls Travertin, bringt das Moment der
Verzögerung, der Spannung. Doch ist auch hier für
einen Punkt gesorgt, der die Verzögerung will-
kommen erscheinen läßt: eine Bank, zwei Hocker,
ein Tischchen als Kleinmöbelgruppe in hochwer-
tiger Arbeit. Dann über die Treppe in den großen
»Cafe- und Tee-Raum«. Motto: das Holz als
Edelmaterial. Die Wände sind bis an die Decke
verkleidet mit dunkel getöntem, poliertem kauka-
sischen Nußbaum. Metallteile — das Brüstungs-
gitter des eingebauten Podestes — sind versilbert.
In die Vertäfelung versenkt: Beleuchtungskörper,
1926. VI. I.
DARMSTADT.
JUNI 1926.
KASINO »VIER JAHRESZEITEN«-HAMBURG
EINE ARBEIT VON PROFESSOR E. FAHRENKAMP
In Hamburg läuft auch das Außergewöhnliche
Gefahr, in der Masse unterzugehen. Die Summe
der Eindrücke ist zu groß. Aber man hat dort Sinn
dafür, daß über dem Außergewöhnlichen das Außer-
ordentliche steht; und dem läßt man auch in Ham-
burg seine Ausnahmestellung. Siehe »Chilehaus«!
Und seit einigen Monaten: E. Fahrenkamps
»Kasino« des Hotels »Vier Jahreszeiten«. Als
moderne Raumschöpfung eine richtungweisende
Leistung. Ein Stil, der aus dem Material heraus-
geboren ist. Nicht mit der Betonung der Aufgabe:
»Was läßt sich auf einem Material unter Wahrung
seiner Eigenart herausholen?« sondern: »Welchen
Stimmungswert trägt das Material?« Klarer: nicht
die Frage »welches Holz ?« oder »welche Farbe ?«
ist das Entscheidende, sondern die Überlegung:
»Holz oder Farbe?« . . Für Wohnräume wird man
sie nicht mit dieser Bestimmtheit stellen, weil dort
die Reihe der liebenswürdigen Zufälligkeiten zu
sehr mitspricht; aber für alle künstlerischen Raum-
Aufgaben, die nicht dem Einzelnen dienen sollen,
sondern einer Vielheit von Individualitäten. . Immer
dort, wo ein Raum mit einem bestimmten Charak-
ter sich anbieten soll, z. B. in diesem, dem Hotel
»Vier Jahreszeiten« jetzt angegliederten, für die
Gäste des Hotels und für Tagesgäste zur Verfü-
gung stehenden »Kasino«. Eine Raumfolge, die in
der Garderobe vorbereitet wird, mit einem großen
Cafe- und Teeraum als Hauptraum beginnt, einen
ovalen Teeraum anschließt und mit einem Festsaal
endigt. Dazu, neben der Garderobe, die Bar. Klang-
folge: Dur- Moll, Holz- Farbe. Eingang und Garde-
robe als Auftakt. Schon hier die Raumwirkung
sehr beseelt. Man könnte sagen: »psychisch« über-
legt. Der Eintretende durchschreitet ein Portal mit
Travertin-Einfassung und hat sofort den Blick auf
die breite, schon zum Hauptraum gehörige Treppe
mit ihrerprachtvollenHolzverkleidung. Die Garde-
robe, ebenfalls Travertin, bringt das Moment der
Verzögerung, der Spannung. Doch ist auch hier für
einen Punkt gesorgt, der die Verzögerung will-
kommen erscheinen läßt: eine Bank, zwei Hocker,
ein Tischchen als Kleinmöbelgruppe in hochwer-
tiger Arbeit. Dann über die Treppe in den großen
»Cafe- und Tee-Raum«. Motto: das Holz als
Edelmaterial. Die Wände sind bis an die Decke
verkleidet mit dunkel getöntem, poliertem kauka-
sischen Nußbaum. Metallteile — das Brüstungs-
gitter des eingebauten Podestes — sind versilbert.
In die Vertäfelung versenkt: Beleuchtungskörper,
1926. VI. I.