Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926
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Lindner, ...: Das bergische Haus: zu Arbeiten von Architekt F. W. Hoefgen
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INNEN-DEKO RATION
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ARCHITEKT F. W. HOEFFGEN-LENNEP »HAUS HENTZEN«-LENNEP. GARTENSEITE
DAS BERGISCHE HAUS
ZU ARBEITEN VON ARCHITEKT F. W. HOEFFGEN
Das bergische Land — ein Winkel zwischen Rhein,
Ruhr und Sieg — entwickelte im 18. Jahrhundert
einen Haustyp, der dem wohlhabenden aber sparsamen
Kaufmann und Gewerbetreibenden jener Zeit, vor allem
aber dem Klima und der herben Landschaft entsprach.
Das ganze Haus wurde eingehüllt in eine Schieferhaut;
dazu kommen die weißen Holzteile der Tür- und Fenster-
gewände und die in festlichem Grün gestrichenen Fenster-
laden. Der Dreiklang Schwarz-Weiß-Grün ist unvergeßlich.
Hervorzuheben ist aber, daß das 18. Jahrhundert dieses
spröde Material mit Sicherheit zu adeln verstand: ein
feiner straffer Rhythmus gibt dem Ganzen Reiz und Ori-
ginalität. Diese charaktervolle Eigenart der altbergischen
Bauten schließt sich im Zuge der Straße und in der Land-
schaft trotz gegensätzlicher Formen und Hausbildungen
zu einheitlichen Straßen- und Städtebildern vorbildlich
zusammen. Ob Patrizier- oder einfachstes Bürgerhaus,
immer wirkt das altbergische Haus ebenso anheimelnd
in baumgrüner Umgebung des Sommers, wie in schnee-
weißem Wintergewande; immer erscheint es verwachsen
mit der Umgebung und bodenständig durch die Gesamt-
erscheinung. Die Schiefer-Bekleidung bot von jeher den
besten Schutz gegen die im bergischen Lande vorherr-
schenden starken Witterungs-Einflüsse und wurde daher
bevorzugt. Infolgedessen entwickelte sich das bergische
Schieferdecker-Handwerk bis zur mustergültigenLeistung.
Der Hauptschmuck des altbergischen Hauses aber ist
der Hauseingang mit reichem Schnitzwerk und graziösen
Profilierungen. Über der Haustüre ist vielfach ein beson-
ders charakteristisches Oberlicht mit eingebauter Laterne
hineinkomponiert. Auch die Fenster-Umrahmungen er-
hielten eine ganz eigenartige Ausbildung mit ornamentalen
Schlußsteinen, aber der Schmuck bleibt untergeordnet.
Das Wesentlichste neben dem Farbendreiklang Schwarz-
Weiß-Grün ist der fein empfundene Rhythmus in der Glie-
derung der Häuser. Diese Sicherheit in den Verhältnissen
und in der Einfügung in die Umgebung geben Zeugnis
von dem hochentwickelten Geschmack und dem Können
der bergischen Baukünstler und Handwerker jener Zeit.
Man hat dieses bergische Haus oft kopiert, noch öfters
aber, was schlimmer war, zu modernisieren versucht. Man
sah die äußeren Formen, Kartuschen, Oberlichter, Later-
nen, Giebelfelder mit ihren Schnitzereien, und übersah
den charakteristischen Rhythmus. . Der Architekt F. W.
Hoeffgen in Lennep ist einer der wenigen in neuerer
Zeit, die, von innen nach außen bauend, den Bedürfnissen
der modernen Bewohner gerecht zu werden und dennoch
zugleich die Linie des bergischen Typs weiter zu entwickeln
suchen. Er findet den Kontakt mit dem rhythmischen
Wohlklang der Bauweise des 18. Jahrhunderts wieder. .
Die Abbildungen von »Haus Hentzen« lassen er-
kennen, wie das schlichte Material von selbst zu jener
wohltuenden Einfachheit drängt, die immer ein Zeichen
von Takt und Kultur ist. Die Lage des Hauses ist so ge-
wählt, daß die Sonne auf ihrer Wanderung die meist be-
nutzten Räume voll erreichen kann. Denn die Sonne ist
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ARCHITEKT F. W. HOEFFGEN-LENNEP »HAUS HENTZEN«-LENNEP. GARTENSEITE
DAS BERGISCHE HAUS
ZU ARBEITEN VON ARCHITEKT F. W. HOEFFGEN
Das bergische Land — ein Winkel zwischen Rhein,
Ruhr und Sieg — entwickelte im 18. Jahrhundert
einen Haustyp, der dem wohlhabenden aber sparsamen
Kaufmann und Gewerbetreibenden jener Zeit, vor allem
aber dem Klima und der herben Landschaft entsprach.
Das ganze Haus wurde eingehüllt in eine Schieferhaut;
dazu kommen die weißen Holzteile der Tür- und Fenster-
gewände und die in festlichem Grün gestrichenen Fenster-
laden. Der Dreiklang Schwarz-Weiß-Grün ist unvergeßlich.
Hervorzuheben ist aber, daß das 18. Jahrhundert dieses
spröde Material mit Sicherheit zu adeln verstand: ein
feiner straffer Rhythmus gibt dem Ganzen Reiz und Ori-
ginalität. Diese charaktervolle Eigenart der altbergischen
Bauten schließt sich im Zuge der Straße und in der Land-
schaft trotz gegensätzlicher Formen und Hausbildungen
zu einheitlichen Straßen- und Städtebildern vorbildlich
zusammen. Ob Patrizier- oder einfachstes Bürgerhaus,
immer wirkt das altbergische Haus ebenso anheimelnd
in baumgrüner Umgebung des Sommers, wie in schnee-
weißem Wintergewande; immer erscheint es verwachsen
mit der Umgebung und bodenständig durch die Gesamt-
erscheinung. Die Schiefer-Bekleidung bot von jeher den
besten Schutz gegen die im bergischen Lande vorherr-
schenden starken Witterungs-Einflüsse und wurde daher
bevorzugt. Infolgedessen entwickelte sich das bergische
Schieferdecker-Handwerk bis zur mustergültigenLeistung.
Der Hauptschmuck des altbergischen Hauses aber ist
der Hauseingang mit reichem Schnitzwerk und graziösen
Profilierungen. Über der Haustüre ist vielfach ein beson-
ders charakteristisches Oberlicht mit eingebauter Laterne
hineinkomponiert. Auch die Fenster-Umrahmungen er-
hielten eine ganz eigenartige Ausbildung mit ornamentalen
Schlußsteinen, aber der Schmuck bleibt untergeordnet.
Das Wesentlichste neben dem Farbendreiklang Schwarz-
Weiß-Grün ist der fein empfundene Rhythmus in der Glie-
derung der Häuser. Diese Sicherheit in den Verhältnissen
und in der Einfügung in die Umgebung geben Zeugnis
von dem hochentwickelten Geschmack und dem Können
der bergischen Baukünstler und Handwerker jener Zeit.
Man hat dieses bergische Haus oft kopiert, noch öfters
aber, was schlimmer war, zu modernisieren versucht. Man
sah die äußeren Formen, Kartuschen, Oberlichter, Later-
nen, Giebelfelder mit ihren Schnitzereien, und übersah
den charakteristischen Rhythmus. . Der Architekt F. W.
Hoeffgen in Lennep ist einer der wenigen in neuerer
Zeit, die, von innen nach außen bauend, den Bedürfnissen
der modernen Bewohner gerecht zu werden und dennoch
zugleich die Linie des bergischen Typs weiter zu entwickeln
suchen. Er findet den Kontakt mit dem rhythmischen
Wohlklang der Bauweise des 18. Jahrhunderts wieder. .
Die Abbildungen von »Haus Hentzen« lassen er-
kennen, wie das schlichte Material von selbst zu jener
wohltuenden Einfachheit drängt, die immer ein Zeichen
von Takt und Kultur ist. Die Lage des Hauses ist so ge-
wählt, daß die Sonne auf ihrer Wanderung die meist be-
nutzten Räume voll erreichen kann. Denn die Sonne ist
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