Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0426

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
362

INNEN-DEKORATION

haus arthur hauth-dqsseldorf teilansicht der waffen-sammlung

schroffen Gegenüberstellen von »hell und dunkel«, ferner
im polaren Ausgleich der Teile »rechts und links« der
Symmetrie-Achse vorkommt. Hier kann auf eine Ein-
stellung der gleichzeitigen Menschen geschlossen werden,
dahingehend, daß sie »rerum novarum cupidi« sind. Die
»Originalitätssucht« und das Streben nach »immer neuen«
Gegensätzen ist darin ausgedrückt. Im Zusammenhang
mit dem Wechselbegriff steht die Lehre der Aufklärungs-
zeit von der »Entwicklung« und dem »Fortschritt« . . .



Die polare »Polymetrie« der griechischen Palmette,
des zwölfseitigen Pantheons, des Petersdomes und der
Rundbilder Raffaels bedeutet eine vollkommene »viel-
seitige auf ein Zentrum bezogene Ordnung« der Dinge.
Der damalige Mensch gleicht in sich die Polpaare seiner
Leidenschaften aus, in seiner allseitig durchgebildeten
Persönlichkeit »kreuzen sich« die Achsen der ihn inter-
essierenden Gegensätze. Als Abbild des vollkommenen
Menschen ist die Welt ein vollkommen geregelter Kos-
mos, eine wohlklingende »Ordnung« und Schönheit. . .

In den geistigen Epochen der Romanik und des Ba-
rock gelingt es dem menschlichen Geist, sich von der
maßgebenden Herrschaft des seitengleichen Körpers zu

»emanzipieren« und eine »allseitige« Welt zu gestalten.
— Heute befindet sich die Weltgestaltung unserer Zeit-
genossen wieder auf dem Wege zu einem »geschlosse-
nen« Weltbild. Das Parallelen-Axiom Euklids aus der
barock geschlossenen Spät-Antike dient wieder zur Ver-
sinnbildlichung der letzten dem Menschen faßlichen »Gren-
zen« des Weltraumes, welcher danach (Einsteins Theorie)
begrenzt und geschlossen als ein »ellipso'ides Sphäroid«

aufgefaßt wird. . dr. carl von lorck i in »grundstrukturen des

kunstwerks«. akadem. verlags-gesellschaft athenaion g. m. b. h.-wildpark. )



STIL ist für die Heutigen fast gleichbedeutend mit
»Norm«. Man darf aber aus solcher Zeiteinstellung
heraus nicht die Bedeutung der Individualität für die
Stilbildung vergessen . . . »Stil«, — so definiert in dieser
Richtung Th. Fischer, — »ist der Ausdruck einer mäch-
tigen Subjektivität, welche alles Unbestimmte, Ge-
drückte, Kleine und Gemeine vom Wesentlichen des Gegen-
standes ausscheidet und die der Großheit ihrer Anschauung
entsprechenden, in festem Rhythmus schwungvoll be-
wegten, — durch ihren über den Wechsel des Augen-
blicks erhabenen Charakter monumentalen — Formen in
der schöpferisch umgebildeten Technik niederlegt.« l.
 
Annotationen