Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0467
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Schildberger, H.: Das Theater-Café in Gleiwitz
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INNEN-DEKORATION
441
architekt robert krafft-gle1w1tz marmor-saal. »theater-cafe« im gle1witz
DAS THEATER-CAFE IN GLEIWITZ
Der Innenarchitekt von heute muß nicht nur Raum- Flächen sind harmonisch zusammengefügt, in ein Ganzes
gestalter, sondern auch Psychologe sein. Er hat geformt durch wirkungsvolle Farbentönung, und schaffen
sich in Art und Wesen der Menschen, deren Räume er eine Perspektive von bestechendem Reiz. Die terrakott-
ausgestaltet, hineinzuversetzen, ihre Eigentümlichkeiten farbene Stimmung des festlichen Marmor-Saales, der
und Gewohnheiten zu studieren und eine individuelle durch die hohen Fenster einen besonders repräsentativen
Note zu schaffen, die sich mit der eigenen Grundidee Charakter zur Schau trägt, findet durch den meergrün
zu einer harmonischen Einheit verbindet. . . An den vor- gehaltenen, kuppelartig angelegten Mittelraum mit Aus-
liegenden Abbildungen des »Theater-Cafes«, das gang zu der offenen, hellweiß gehaltenen Terrasse eine
Architekt Robert Krafft im Auftrage des Magistrats angenehme Gegenwirkung. Der dritte Saal ist in sattes
der Stadt Gleiwitz umbaute, fällt zunächst eine Besonder- Blau getaucht und mit dunklem Mahagoniholz getäfelt. .
heit auf, die auf eine solche psychologische Feinfühligkeit *
zurückzuführen ist. Alle Räume tragen in einheitlicher So zeigt dieses Cafe eine Raumkultur, wie sie bei
Architektonik und Stimmung einen vornehm-repräsenta- Cafehäusern noch selten gepflegt wird. Die beruhigende
tiven Grundzug. Das war Absicht des Architekten, der Raumwirkung wird auch durch die bequemen Polster-
den Räumen, abweichend von der gewohnten Art des möbel in ihrer klubsesselartigen Formung und die Be-
Cafehaus-Baues, einen »Klub-Charakter« verleihen wollte, leuchtungskörper verstärkt. Ein derartiges Cafe bedeu-
Obwohl die Raumgestaltung des Theater-Cafes durch tet für Oberschlesien ein Novum, eine Sehenswürdig-
den Umbau veralteter, kleinwinkliger Räume äußerst keit, und so ist das künstlerische Wirken des Architekten
schwierig war, wurde dennoch ein Grundriß von beson- in der Grenzmark an der Südostecke des Reiches unter Be-
derer Klarheit erreicht. Die achsial angelegten Räume rücksichtigung der dortigen schwierigen Verhältnisse als
eröffnen dem Besucher ein großzügiges Bild. Linien und erzieherische Tat hoch einzuschätzen, dr.h.schildberger.
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architekt robert krafft-gle1w1tz marmor-saal. »theater-cafe« im gle1witz
DAS THEATER-CAFE IN GLEIWITZ
Der Innenarchitekt von heute muß nicht nur Raum- Flächen sind harmonisch zusammengefügt, in ein Ganzes
gestalter, sondern auch Psychologe sein. Er hat geformt durch wirkungsvolle Farbentönung, und schaffen
sich in Art und Wesen der Menschen, deren Räume er eine Perspektive von bestechendem Reiz. Die terrakott-
ausgestaltet, hineinzuversetzen, ihre Eigentümlichkeiten farbene Stimmung des festlichen Marmor-Saales, der
und Gewohnheiten zu studieren und eine individuelle durch die hohen Fenster einen besonders repräsentativen
Note zu schaffen, die sich mit der eigenen Grundidee Charakter zur Schau trägt, findet durch den meergrün
zu einer harmonischen Einheit verbindet. . . An den vor- gehaltenen, kuppelartig angelegten Mittelraum mit Aus-
liegenden Abbildungen des »Theater-Cafes«, das gang zu der offenen, hellweiß gehaltenen Terrasse eine
Architekt Robert Krafft im Auftrage des Magistrats angenehme Gegenwirkung. Der dritte Saal ist in sattes
der Stadt Gleiwitz umbaute, fällt zunächst eine Besonder- Blau getaucht und mit dunklem Mahagoniholz getäfelt. .
heit auf, die auf eine solche psychologische Feinfühligkeit *
zurückzuführen ist. Alle Räume tragen in einheitlicher So zeigt dieses Cafe eine Raumkultur, wie sie bei
Architektonik und Stimmung einen vornehm-repräsenta- Cafehäusern noch selten gepflegt wird. Die beruhigende
tiven Grundzug. Das war Absicht des Architekten, der Raumwirkung wird auch durch die bequemen Polster-
den Räumen, abweichend von der gewohnten Art des möbel in ihrer klubsesselartigen Formung und die Be-
Cafehaus-Baues, einen »Klub-Charakter« verleihen wollte, leuchtungskörper verstärkt. Ein derartiges Cafe bedeu-
Obwohl die Raumgestaltung des Theater-Cafes durch tet für Oberschlesien ein Novum, eine Sehenswürdig-
den Umbau veralteter, kleinwinkliger Räume äußerst keit, und so ist das künstlerische Wirken des Architekten
schwierig war, wurde dennoch ein Grundriß von beson- in der Grenzmark an der Südostecke des Reiches unter Be-
derer Klarheit erreicht. Die achsial angelegten Räume rücksichtigung der dortigen schwierigen Verhältnisse als
eröffnen dem Besucher ein großzügiges Bild. Linien und erzieherische Tat hoch einzuschätzen, dr.h.schildberger.