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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 14.1900

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Volkmer, Ottomar: Ueber Relief-Photographie und Photo-Plastographie
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7° Ueber Relief-Photographie und Photo - Plastographie.
Diese Bilder erzielen vermöge ihrer Plastik einen bisher
in der Photographie nicht gekannten Effect, weil durch diese
neue nachträgliche Behandlung einer photographischen Copie
das Bild den lebenden Formen des Gegenstandes näher ge-
bracht wird.
Obwohl bestimmte Daten über die Herstellung dieser
plastisch-photographischen Bilder von den genannten Firmen
noch nicht publicirt wurden, so will ich den Vorgang bei
einer solchen Arbeit, wie ihn Herr Oscar Kernreuter,
Steindrucker in der unter meiner Leitung stehenden k. k. Hof-
und Staatsdruckerei und absolvirter Hörer der k. k. Graphischen
Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, mit seinem Freunde
C. Räth jun. mit recht guten Resultaten ein geschlagen
hat, im Folgenden skizziren1):
Man macht durch entsprechende Beleuchtung des Gegen-
standes eine möglichst plastisch aussehende photographische
Aufnahme desselben und nimmt von dem erhaltenen Negative
mehrere Copien in Platin- oder Kohledruck auf Platinpapier
ab. Eine dieser Copien zieht man auf einfachem Carton auf.
Ist es ein Portrait, so schneidet man hierauf genau aus
dem Cartonbild die Person heraus und klebt das Bild mit
der Bildseite auf eine entsprechend grosse Glasplatte, auf
deren Vorderseite man dann das Relief herstellt. Eine zweite
Bildcopie dient als Vorlage zur Modellirung für den Aus-
führenden des Reliefs, und ein drittes Bildexemplar zum
Prägen des Reliefs, womit das photographische Reliefbikl
hergestellt wird.
Man beginnt auf dem unter der Glasplatte liegenden
Portraitbild mit dem Aufträgen einer plastischen Masse,
„Plastilina“ genannt, mit Modellirhölzern auf die einzelnen
Partien von Licht und Schatten im Bilde, womit man nach
und nach das Relief entwickelt. Die Contouren zum Relief
sind in der unterlegten Bildcopie vorhanden, man hat also
nur das zu verwirklichen, was im Bilde flach daliegt, d. h. die
höher liegenden Partien von den tieferen zu unterscheiden.
Die Bestimmung der Höhe im Relief ist dem Ermessen des
Arbeitenden überlassen.
Das so hergestellte Relief aus Plastilina wird nun behufs
Abnahme in Gyps mit Aixeröl bestrichen. Für den Gyps-
abguss bereitet man aus frisch gebranntem Gyps mit Wasser
einen Brei von mässiger Consistenz und giesst denselben
löffelweise auf die Form in Plastilina. In etwa io bis

i) Diese Mittheilung findet sich auch in Nr. 462 der „ Photographischen
Correspondenz“, Jahrgang I899.
 
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