Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (14.1900)

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Lichtstrahlen und Röntgenstrahlen als Heilmittel.

man muss den Parallelsteiler vor dem Hinfallen bewahren,
wodurch etwas verbogen werden könnte1).
Das parallele Einstellen geht ausserordentlich rasch. Man
stellt zuerst die ungefähre Grösse des Bildes ein, bringt nun
das Kreuz genau in die Mitte desselben und dirigirt, die
Visirscheibe betrachtend, den Apparat immer nach der Seite
hin, wo der weisse Ring breiter ist, ebenso nach oben oder
unten, bis der weisse Reif ganz gleichmässig breit erscheint.
Nun nimmt man den Parallelsteller ab, corrigirt die noch
nicht genaue Grösse und stellt scharf.
Wer nur einmal dieses kleine Hilfsinstrument gebraucht
hat, wird über die Einfachheit und Zweckmässigkeit des-
selben , sowie über die Genauigkeit des erzielten Resultates
erstaunt sein.

Lichtstrahlen und Röntgenstrahlen als Heilmittel.
Von Dr. Leopold Freund in Wien.
Seitdem die Medicin, die philosophische Spekulation ver-
lassend, sich auf dem Boden naturwissenschaftlicher Erkennt-
niss zu entwickeln begann, wandten die Aerzte ihre Aufmerk-
samkeit in intensiver Weise den physikalischen Kräften und
deren günstigen Einflüssen auf den menschlichen Organismus
zu. Die heilende Kraft verschiedener physikalischer Factoren,
besonders die der Elektricität, des Wassers und der Wärme,
hat sich denn auch in den Heilschatz vollständig eingebürgert
und findet mannigfache Anwendung. Auch bezüglich der
therapeutischen Verwendung des Lichtes ist jetzt ein wesent-
licher Fortschritt zu verzeichnen, was um so erfreulicher ist,
als in dieser Richtung bisher in ärztlichen Kreisen eine
Interesselosigkeit vorherrschte, die gegenüber den positiven
Resultaten der Lichtwirkung auf physikalischem, chemischem,
physiologischem und bacteriologischem Gebiete um so auf-
fälliger war.
Beclard'2) fand, dass sich Fliegenlarven und Fliegeneier
in violettem und blauem Lichte viel besser entwickelten als
im andersfarbigen Lichte. Neuburger, Young3) u. a. be-
stätigen diesen Vorgang auch bei anderen Thieren; des-
gleichen wurde eine auffällige Längen- und Gewichtszunahme

1) An der Figur 53 ist die Halterleiste k l sichtbar.
2) „ Compt. rend.“ 1858, Bd. 46.
3) „Compt. rend.“ 1878, 1. Sem., S. 998.