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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Schumann, Paul: Die monumental-dekorative Malerei auf der grossen Kunstausstellung Dresden 1912
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Hellwag, Fritz: Der Wettbewerb um das Bismarck-Nationaldenkmal in Bingerbrück
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0060

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J DER WETTBEWERB UM DAS BISMARCK-NATIONALDENKMAL IN BINGERBRÜCK I

J von Robert Diez (darunter die Mutter, Abb. Monumentalplastiker. Dresden, München, Wien (

J S. 42), von Rodin und anderen. Im Klinger- und Berlin sind im übrigen vorzüglich ver- f

y sehen Raum steht ein wundervolles noch un- treten, München besonders mit Werken der (

2 vollendetes jugendliches Mädchen in Marmor, Kleinplastik, Berlin besonders durch eine Zu- v

" daneben zwei Büsten (Prof. Lamprecht und sammenstellung monumentaler Werke in ech- |

<( Kapellmeister Steinbach). Sonderausstellungen tem Material, die im Garten einen sehr günsti- )

führen vor: die Oesterreicher Franz Metzner gen Platz gefunden haben, Dresden durch zwei f

(Kolossalfiguren vom Völkerschlachtdenkmal in vollständige Brunnen von Alexander Höfer J

Leipzig, der prachtvolle Rüdiger von einem ge- (Metzgerbrunnen in Dohna, Abb. S. 523), von f

planten Nibelungenbrunnen u. a.) und Anton Lange (Märchenbrunnen in Röhrsdorf, Abb. (

Hanak, ein etwas archaistisch angehauchter S. 527), einen Jüngling von Richard König u. a. (

DER WETTBEWERB UM DAS BISMARGK-NATIONALDENKMAL
IN BINGERBRÜCK

Von Fritz Hellwag

Es wäre nicht zu verantworten, wenn nicht auch 1er, eingeladen, nach Aachen zu kommen und in der
*^ die Allgemeinheit aus den Vorgängen bei diesem Geschäftsstelle des Kunstausschusses an der Hand
größten Wettbewerb der letzten Jahre ihren Nutzen aller Originalakten und Protokolle den Gang des
für die Zukunft zöge. Denn was kann es helfen, Wettbewerbes zu untersuchen, festzustellen, ob die
wenn Kunstfreunde und Künstler jetzt verärgert Beschwerden berechtigt seien, und deren Grundlagen
auseinandergehen, um sich bei nächster Gelegen- eventuell rückhaltlos zu veröffentlichen. Meine Be-
heit notgedrungen wieder zusammenzufinden, und— obachtungen, soweit sie die Künstler und die Be-
beiderseits aufs neue die alten Fehler wieder zu teiligten interessieren, habe ich in der „Werkstatt
begehen? Weder das deutsche Volk im ganzen der Kunst" niedergelegt. Hier in dieser Zeitschrift
noch die Künstlerschaft im besonderen sind so handelt es sich darum, in großen Zügen die kunst-
reich, daß sie sich öfter als dieses eine Mal eine freundliche Oeffentlichkeit erkennen zu lassen, wie
solche riesige Verschwendung von Nationalvermögen der Verlauf tatsächlich geschehen ist, welche Fehler
gestatten könnten. Denn, was die Künstler als vorgekommen sind und wie sie künftig bei solchen
Bewerber für ihre 379 Entwürfe in Barem und an Unternehmungen vermieden werden können.
Arbeitskraft aufgewendet haben, wird von Sachver- Es ist zur Sache gleichgültig, von wem die An-
ständigen auf 2 Millionen Mark geschätzt. Das regung, auf der Elisenhöhe ein Bismarckdenkmal
wäre noch zu ertragen, wenn jetzt das Resultat die zu errichten, ausgegangen ist; wichtig ist nur, daß
Mehrzahl befriedigen würde. Aber, schlimmer als der Gedanke sofort zu einem einwandfrei idealen
nach diesem Wettbewerb hat es noch nie ausgesehen. gemacht worden ist, als er von einer Gruppe von
Die Majorität des Preisgerichtes, deren Entscheidung Männern aufgegriffen wurde, mit dem Beschluß, ihn
schließlich nicht angenommen wurde, hat einen zu einer Angelegenheit des ganzen deutschen Volkes
öffentlichen Künstlerprotest der beiden größten Fach- zu machen. Allerdings hatten diese Männer in künst-
verbände organisiert, erklärte das Preisgericht durch lerischen Dingen nur wenig Erfahrung, sonst hätten
eine nach Zahl und Namen unbekannte Mehrheit sie das Terrain nicht gekauft und beschlossen, auf
von Laien zu einem dekorativen Schaustück ent- ihm und an keinem anderen Orte das Denkmal zu
würdigt und sein künstlerisches Urteil vergewaltigt. errichten, bevor sie sich mit Künstlern von Rang
Aber auch unter sich sind die Preisrichter heftig darüber verständigten, daß es auch wirklich für
in Streit geraten; aufklärende Kampfbroschüren diesen Zweck geeignet sei. Allerdings hatten sie
sind veröffentlicht worden, die erschienenen Zei- das Glück, von namhaften Architekten wie Wilhelm
tungsartikel sind nicht mehr zu übersehen und Kreis und Hermann Billing bestätigt zu hören, daß
selbst Drohungen mit gerichtlicher Klage tauchen das Terrain für ein monumentales Denkmal passend
immer wieder auf. wäre, wobei beide Künstler besonderes Gewicht auf
Was Wunder, wenn sich in der Oeffentlichkeit die Eigenschaft des Monumentalen legten, das ja
allmählich die Meinung festnistete, es müßten bei auch den Absichten der Veranstalter am besten ent-
diesem Wettbewerb häßliche Schiebungen und grobe sprach. Die Aufklärung,daßeinsolches Unternehmen
Verstöße, mindestens gegen Takt und Moral vor- nicht durchzuführen wäre, wenn man sich nicht
gekommen sein? Damit ist der ganze Denkmal- nach den bestehenden Gebräuchen, nämlich eine An-
plan ernstlich in Frage gestellt, denn wie sollte zahl erster Künstler und Kunstsachverständiger bei
wohl die noch fehlende Million durch Sammlungen den vorbereitenden Maßnahmen um Rat zu fragen,
freiwilliger Spenden im deutschen Volke zusammen- richtete, erhielt das Komitee erst, als ihm der Kunst-
gebracht werden, wenn selbst ruhig denkende Men historiker der Aachener Technischen Hochschule,
sehen sich sagen müssen: ist nicht vielleicht doch Professor Max Schmid beitrat. Schmid wurde zum
etwas faul an dieser Sache und dienen wir wirk- Schriftführer des durch ihn nun zu bildenden Kunst-
lich der Kunst, wenn wir hier unsere Spende geben? ausschusses gewählt. Es gelang ihm, hierfür aus-
Der Kunstausschuß des Wettbewerbes entschloß gezeichnete Namen zu gewinnen und von jetzt an
sich deshalb, die Akten auf den Tisch zu legen und gingen die Arbeiten für die künstlerische Durch-
hat mich, als den Redakteur eines Fachblattes für führung eines öffentlichen Wettbewerbs an den
die wirtschaftlichen Interessen der bildenden Künst- Kunstausschuß über; doch glückte es nicht, den be-

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