KULTURGESCHICHTLICHE GRUNDLAGEN j
DER DEUTSCHEN MALEREI
VON ETWA 1780 BIS ETWA 1840 (ODER VON CARSTENS BIS MENZEL)
Von Berthold Haendcke '
I. \
Alle Kunstgeschichte ist Kulturgeschichte. didaktisch-äslhetisch-kunstgeschichtlichen Me- )
Die Lebensströme, die den Volkskörper thode außer acht gelassen, während man nie (<
ernähren, bringen seiner Kunst die Lebens- Schlegels Wort vergessen sollte: durch die '
kraft. Das edelste Blut, das rote Herzblut der Künstler wird die Menschheit ein Individuum, 0
schaffenden Allgemeinheit pulst in den Adern in dem sich Vorwelt und Nachwelt mit der G
der Kunst, Sie verdolmetscht das höchste seeli- Gegenwart verknüpfen (1798). \
sehe und geistige Sein, versinnbildlicht die Welt Gegen den Schluß des 18. Jahrhunderts hin s
der Erscheinungen und den Reichtum aller beginnen sich der Malerei neue Wege in >
äußeren Lebensformen des Volkes, dem sie Deutschland zu eröffnen. Der eine führte zur (
angehört. Wer die künstlerische Tätigkeit eines Historienmalerei schlechthin, der andere zur (,
Volkes verstehen will, muß also auf dessen Landschaftsmalerei oder besser zur Lebens- f
ganzes inneres Sollen blicken. Dann erklären maierei. Die profane wie die religiöse Histo- (>
sich auch ganz zwanglos scheinbar plötzlich rienmalereigalt ohne Recht lange als die Malerei y
auftretende kunstgeschichtliche Ereignisse. Das desendenden 18.und des beginnenden 19.Jahr- «
ist seit Winckelmanns Tagen wahrlich nichts hunderts. »
Neues, wurde aber lange durch die rein hi- Das 17. Jahrhundert folgte überall morali- *
storische Schule in den Hintergrund gedrängt sierenden Tendenzen. Deshalb warWolffs Er- >
und wird in unserer lebenden Stunde nicht klärung, die Kunst habe der allgemeinen Ge- f
selten zugunsten einer, ich möchte sagen, sellschaftsmoral zu dienen und zu edlen Tu- l
r.jettmar abendlandschaft. ölbild(1906) >
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DER DEUTSCHEN MALEREI
VON ETWA 1780 BIS ETWA 1840 (ODER VON CARSTENS BIS MENZEL)
Von Berthold Haendcke '
I. \
Alle Kunstgeschichte ist Kulturgeschichte. didaktisch-äslhetisch-kunstgeschichtlichen Me- )
Die Lebensströme, die den Volkskörper thode außer acht gelassen, während man nie (<
ernähren, bringen seiner Kunst die Lebens- Schlegels Wort vergessen sollte: durch die '
kraft. Das edelste Blut, das rote Herzblut der Künstler wird die Menschheit ein Individuum, 0
schaffenden Allgemeinheit pulst in den Adern in dem sich Vorwelt und Nachwelt mit der G
der Kunst, Sie verdolmetscht das höchste seeli- Gegenwart verknüpfen (1798). \
sehe und geistige Sein, versinnbildlicht die Welt Gegen den Schluß des 18. Jahrhunderts hin s
der Erscheinungen und den Reichtum aller beginnen sich der Malerei neue Wege in >
äußeren Lebensformen des Volkes, dem sie Deutschland zu eröffnen. Der eine führte zur (
angehört. Wer die künstlerische Tätigkeit eines Historienmalerei schlechthin, der andere zur (,
Volkes verstehen will, muß also auf dessen Landschaftsmalerei oder besser zur Lebens- f
ganzes inneres Sollen blicken. Dann erklären maierei. Die profane wie die religiöse Histo- (>
sich auch ganz zwanglos scheinbar plötzlich rienmalereigalt ohne Recht lange als die Malerei y
auftretende kunstgeschichtliche Ereignisse. Das desendenden 18.und des beginnenden 19.Jahr- «
ist seit Winckelmanns Tagen wahrlich nichts hunderts. »
Neues, wurde aber lange durch die rein hi- Das 17. Jahrhundert folgte überall morali- *
storische Schule in den Hintergrund gedrängt sierenden Tendenzen. Deshalb warWolffs Er- >
und wird in unserer lebenden Stunde nicht klärung, die Kunst habe der allgemeinen Ge- f
selten zugunsten einer, ich möchte sagen, sellschaftsmoral zu dienen und zu edlen Tu- l
r.jettmar abendlandschaft. ölbild(1906) >
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