EIN BRIEF ÜBER MALER UND MALEREI*)
Von Alfred Zimmermann ~
enn man den Daumen verletzt hat, wie
es mir leider geschah, so daß ich für
einige Zeit nicht den Pinsel führen, sondern
nur zur Not schreiben kann, dann ist endlich
die immer wieder hinausgeschobene Zeit ge-
kommen, Deine lieben Briefe zu beantworten
Du frägst mit großem Interesse, was ich
jetzt male. Als Hauptarbeiten dieser Saison
habe ich einen Fischerzug in Arbeit, ziemlich
*) Durch einen Unglücksfall fand Alfred Zimmer-
mann am 27. Mai 1910 einen vorzeitigen Tod im
Chiemsee, den er in seinen Bildern so oft geschildert
hatte. Der obige Brief, den wir mit Genehmigung der
Hinterlassenen abdrucken, zeigt so recht den liebens-
lebensgroß die Figuren und das einfache Mo-
tiv — Fischer und ein paar-Frauen, die die
Beute des Tages am Abend nach Hause tragen
— trefflich zum Studium an meinem Ufer.
Im Halbschatten der Bäume stehen die Figuren
dunkel, aber doch noch luftig und farbig gegen
den lichten See. Es hat mich nicht gereizt,
etwa eine Szene aus dem Fischerleben vor-
zuführen, sondern das schlichte, oft gesehene
würdigen Menschen und ernst strebenden Künstler,
den ein früher Tod verhinderte, noch sein Bestes zu
geben; der Brief gibt aber auch Aufschlüsse über
andere Künstler, im besonderen Leibi, und darf
auch deshalb weitestes Interesse beanspruchen.
ADOLF HENGELER
252
FRÄNKISCHE LANDSCHAFT
Von Alfred Zimmermann ~
enn man den Daumen verletzt hat, wie
es mir leider geschah, so daß ich für
einige Zeit nicht den Pinsel führen, sondern
nur zur Not schreiben kann, dann ist endlich
die immer wieder hinausgeschobene Zeit ge-
kommen, Deine lieben Briefe zu beantworten
Du frägst mit großem Interesse, was ich
jetzt male. Als Hauptarbeiten dieser Saison
habe ich einen Fischerzug in Arbeit, ziemlich
*) Durch einen Unglücksfall fand Alfred Zimmer-
mann am 27. Mai 1910 einen vorzeitigen Tod im
Chiemsee, den er in seinen Bildern so oft geschildert
hatte. Der obige Brief, den wir mit Genehmigung der
Hinterlassenen abdrucken, zeigt so recht den liebens-
lebensgroß die Figuren und das einfache Mo-
tiv — Fischer und ein paar-Frauen, die die
Beute des Tages am Abend nach Hause tragen
— trefflich zum Studium an meinem Ufer.
Im Halbschatten der Bäume stehen die Figuren
dunkel, aber doch noch luftig und farbig gegen
den lichten See. Es hat mich nicht gereizt,
etwa eine Szene aus dem Fischerleben vor-
zuführen, sondern das schlichte, oft gesehene
würdigen Menschen und ernst strebenden Künstler,
den ein früher Tod verhinderte, noch sein Bestes zu
geben; der Brief gibt aber auch Aufschlüsse über
andere Künstler, im besonderen Leibi, und darf
auch deshalb weitestes Interesse beanspruchen.
ADOLF HENGELER
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FRÄNKISCHE LANDSCHAFT