J VON AUSSTELLUNGEN
j Fantin-Latour, der große Meister des Stillebens, Akkorde hervorzaubernde Kunst dieses Meisters und
> Monticelli , der in juwelenhaftem Farbenprunk wundervoll lebenskräftige, farbenkräftige Stilleben,
[ seine romantischen Parkbilder dichtet, Guys, der feinste Figurenbilder, darunter die von edelster Ritter-
! feine Schilderer mondänen Lebens. lichkeit erfüllte „Promenade" der Sammlung Köhler,
| Die andere Tendenz französischer Kunst geht schließen sich an. Sisley und Pissarro schildern
I vom Leben der Natur, vom Naturgefühl aus. Die die Natur in ihrer schönsten Schönheit, in ihrem
j Schule von Barbizon, auf der Ausstellung mit her- feinsten Dufte. Dann Degas. Er ist mit seinem
) vorragenden Werken vertreten, bezeichnet die erste Hauptwerke vertreten, der „Place de la Concorde"
) Etappe dieser Entwicklung. Corot hat diese tiefe der Sammlung Gerstenberg. Dieses Werk gehört zum
I Einheit alles Naturseins empfunden, diesen zarten Vollendetsten, was neuere Kunst geschaffen. Es hat
) Duft, in dem alle Dinge leben und atmen, und er eine geradezu geheimnisvolle Vollendung, man ver-
I hat es vermocht, in seinen „Straußbindenden Kin- mag nicht zu sagen, was eigentlich schön daran ist,
J dern" namentlich den Menschen als Naturwesen in was so wundersam ergreift. Es ist geheimnisvoll,
i diese Natur hineinzustellen. Dramatischer, bewegter unreduzierbar für den Verstand, wie das Leben
j folgt ihm Daubigny in zwei Hauptwerken, der selbst. Eine Anzahl Degasscher Pastelle in ihrem
) „Abendlandschaft" 'Sammlung H. Lehmann-Frank- Farbenschmelz, schimmernd wie Schmetterlings-
) fürt) und dem „Schäfer im Mondlicht". Immer mehr flügel, umgibt dieses Bild.
) und mehr verfeinert sich die Fähigkeit, die Natur Seurat und Cross, Vuillard, Bonnard und
) weich, malerisch, in ihrem atmosphärischen Leben Roussel, dann Toulouse-Lautrec und Gauguin
) wiederzugeben, und in seinem „Blick auf Antwerpen" schließen sich an, das Ausleben des Impressionis-
( kommt Boudin, der Lehrer Monets, schon nah an mus nach verschiedenen Richtungen hin verkör- t
% den Impressionismus heran. pernd. «
( Dann kommt die entscheidende Wendung durch Der letzte in dieser Kette großer französischer V
5 CouRBET,den die Ausstellung mit vier Hauptwerken Tradition ist Cezanne. Ein frühes Bild „Akte" zeigt, «
( („Woge", Sammlung Dr. Blank-Hofheim, „Akt", wie er aus einer Romantik der Farbe im Daumier- y
) SammlungKöhler-Berlin,„DieRinger"und„Schweine- sehen Sinne hervorgegangen ist. Dann kommen y
) hirtin")undeinerAnzahlbedeutenderkleinererWerke, zwei Landschaften, in denen der paysage intime der P
) namentlich den „Trauben" der Sammlung Duret- Fontainebleauer, der Impressionisten überwunden, {,
) Paris, in seiner umfassenden Größe darzustellen ver- in denen eine neue, eine heroische Landschaft ge-
\ mag. Seine ungeheure Vitalität bildet diese gewal- schaffen ist. Und in den zwei Frauengestalten der f
i tigen Landschaften, die verhaltener Leidenschaft voll Ausstellung ist etwas gebildet, das die Ewigkeit \
I sind, bildet diese gewaltigen Menschen, in denen griechischer Karyatiden ahnen läßt. Das Letzte, >
^ ein volles, starkes Leben pulsiert. Und nun gibt Höchste aber hat Cezanne im Werk seines Alters }!
/ Manet, an alter Malkultur sich schulend, dem mo- gegeben, in der „Frau mit dem Rosenkranz". Da- y
3 dernen Lebensgefühl die neue, eigene Sprache. Das raus spricht eine Tiefe, eine Einfachheit, die nur C
) (bisher völlig unbekannte) Porträt seiner Frau, das dem Genie möglich ist; hier sind letzte Geheim- f
J zum schönsten Besitz der Sammlung Gerstenberg nisse des Seins uns enthüllt, nicht anders als bei (,
J gehört, ist ganz Leben, ganz Lebendigkeit, dabei in dem späten, dem greisen Rembrandt.
J dem üppigen Pflanzengerank des Hintergrundes von Die tragische Wendung in der französischen Kunst )
* einer wundervollen, blühenden und glühenden Farbig- vollzieht sich, wie van Gogh in ihren Kreis tritt, {■
I keit. Daneben treten die Pfirsiche der Sammlung der Germane in diese germanisch-romanische Welt. I
C Ullmann-Frankfurt in ihrer noch nie von der Kunst Diese Kunst des stärksten Ausdrucks, in dem Wun- J
( erreichten Naturnähe, tritt der „Bar aux Folies-ber- derwerke des Städelschen Institutes, dem Dr. Gachet, y
) gere", sein berühmtes Spätwerk in der großen ergreifend dargestellt, zerbricht die Form, die alte (
) Einheit mannigfaltigenLebens. In dem vierten Werke Kultur gebildet. Das Schicksal der französischen f
J der Ausstellung aber, in dem Porträt der Rositta Kunst ist entschieden. Van Gogh vollendet sie, so {
) Mauri, verzichtet Manet auf alle Farbe, formt er mit wie Michelangelo die Renaissance vollendet — in- i
\ einem Minimum von Mitteln, einem bißchen Braun, dem er sie vernichtet. )
j\ einem bißchen Grau und dieses Porträt wirkt in i
( seiner vollkommenen Schlichtheit, seiner absoluten \
i Zurückhaltung wie eine große Offenbarung und VON AUSSTELLUNGEN t
l durch diese Schöpfung letzter, verfeinertster Kunst V
3 hindurch glaubt man die Seele eines großen Men- DERLIN. Langsam, zögernd, später als sonst be- (
) sehen zu sehen. ginnt die Wintersaison der Berliner Kunstaus- (
J Um Manet gruppiert sich der Kreis der großen Stellungen. Die Secession schließt ihre Tore, noch (
j Impressionisten, die mit den edelsten Resultaten ehe es an anderen Stellen recht lebendig geworden f
J ihrer Kunst in dieser Ausstellung vertreten sind. ist. Man wird kaum Grund haben, mit den Er- J
i) Monets Schaffen beginnt mit der frühen „Marine" folgen des Sommers zufrieden gewesen zu sein. (
< im Kreise Courbets, nähert sich in der „Mühle" Die Ausstellung war keine von denen, die nach )
n der Klassizität der großen Holländer, läßt sich in Befriedigung der ersten Neugierde dauernd das J
i der „Frau im Garten" der Sammlung J. Stern- Publikum zu fesseln und heranzuziehen geeignet )
') Berlin und dem „Blumenbeet" der Sammlung Baron gewesen. Man sollte sich besinnen und plan- v
j| Herzog-Budapest von der sanften Lieblichkeit idylli- mäßig für das kommende Jahr sorgen, schon jetzt (
3 scher Natur zu zarten Farbgedichten begeistern, um vorbauen, um das nächste Mal besser gerüstet zu (
J schließlich in den grandiosen „Booten am Strand" sein. Inzwischen sollten die kleinen Ausstellungen (
J eine leidenschaftliche Ausdruckskraft des Pinsel- des Winters das Material zeigen, das zur Verfügung {
<\ zugs zu erreichen, über die hinaus nur noch van ist. Aber noch bleibt es still. Im Kunstsalon (
J Gogh dringen konnte. Renoirs „Kinder am Piano" Cassirer wird umgebaut, ein großer Oberlichtsaal )
fl zeigen die ganze weiche, sinnlich-zärtliche Natur, soll entstehen, und hoffentlich bringt der Winter «j
4 die ganze, aus banalsten Farben merkwürdigste auch die großen Werke, die ihn füllen. Auch bei 1
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j Fantin-Latour, der große Meister des Stillebens, Akkorde hervorzaubernde Kunst dieses Meisters und
> Monticelli , der in juwelenhaftem Farbenprunk wundervoll lebenskräftige, farbenkräftige Stilleben,
[ seine romantischen Parkbilder dichtet, Guys, der feinste Figurenbilder, darunter die von edelster Ritter-
! feine Schilderer mondänen Lebens. lichkeit erfüllte „Promenade" der Sammlung Köhler,
| Die andere Tendenz französischer Kunst geht schließen sich an. Sisley und Pissarro schildern
I vom Leben der Natur, vom Naturgefühl aus. Die die Natur in ihrer schönsten Schönheit, in ihrem
j Schule von Barbizon, auf der Ausstellung mit her- feinsten Dufte. Dann Degas. Er ist mit seinem
) vorragenden Werken vertreten, bezeichnet die erste Hauptwerke vertreten, der „Place de la Concorde"
) Etappe dieser Entwicklung. Corot hat diese tiefe der Sammlung Gerstenberg. Dieses Werk gehört zum
I Einheit alles Naturseins empfunden, diesen zarten Vollendetsten, was neuere Kunst geschaffen. Es hat
) Duft, in dem alle Dinge leben und atmen, und er eine geradezu geheimnisvolle Vollendung, man ver-
I hat es vermocht, in seinen „Straußbindenden Kin- mag nicht zu sagen, was eigentlich schön daran ist,
J dern" namentlich den Menschen als Naturwesen in was so wundersam ergreift. Es ist geheimnisvoll,
i diese Natur hineinzustellen. Dramatischer, bewegter unreduzierbar für den Verstand, wie das Leben
j folgt ihm Daubigny in zwei Hauptwerken, der selbst. Eine Anzahl Degasscher Pastelle in ihrem
) „Abendlandschaft" 'Sammlung H. Lehmann-Frank- Farbenschmelz, schimmernd wie Schmetterlings-
) fürt) und dem „Schäfer im Mondlicht". Immer mehr flügel, umgibt dieses Bild.
) und mehr verfeinert sich die Fähigkeit, die Natur Seurat und Cross, Vuillard, Bonnard und
) weich, malerisch, in ihrem atmosphärischen Leben Roussel, dann Toulouse-Lautrec und Gauguin
) wiederzugeben, und in seinem „Blick auf Antwerpen" schließen sich an, das Ausleben des Impressionis-
( kommt Boudin, der Lehrer Monets, schon nah an mus nach verschiedenen Richtungen hin verkör- t
% den Impressionismus heran. pernd. «
( Dann kommt die entscheidende Wendung durch Der letzte in dieser Kette großer französischer V
5 CouRBET,den die Ausstellung mit vier Hauptwerken Tradition ist Cezanne. Ein frühes Bild „Akte" zeigt, «
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\ mag. Seine ungeheure Vitalität bildet diese gewal- schaffen ist. Und in den zwei Frauengestalten der f
i tigen Landschaften, die verhaltener Leidenschaft voll Ausstellung ist etwas gebildet, das die Ewigkeit \
I sind, bildet diese gewaltigen Menschen, in denen griechischer Karyatiden ahnen läßt. Das Letzte, >
^ ein volles, starkes Leben pulsiert. Und nun gibt Höchste aber hat Cezanne im Werk seines Alters }!
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* einer wundervollen, blühenden und glühenden Farbig- vollzieht sich, wie van Gogh in ihren Kreis tritt, {■
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\ einem Minimum von Mitteln, einem bißchen Braun, dem er sie vernichtet. )
j\ einem bißchen Grau und dieses Porträt wirkt in i
( seiner vollkommenen Schlichtheit, seiner absoluten \
i Zurückhaltung wie eine große Offenbarung und VON AUSSTELLUNGEN t
l durch diese Schöpfung letzter, verfeinertster Kunst V
3 hindurch glaubt man die Seele eines großen Men- DERLIN. Langsam, zögernd, später als sonst be- (
) sehen zu sehen. ginnt die Wintersaison der Berliner Kunstaus- (
J Um Manet gruppiert sich der Kreis der großen Stellungen. Die Secession schließt ihre Tore, noch (
j Impressionisten, die mit den edelsten Resultaten ehe es an anderen Stellen recht lebendig geworden f
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