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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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W, G.J.: Henry Thodes Michelangelo-Werk
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Glaser: Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0416

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Staatliche Museen
in Betlin

( Ideen der Renaissance", „Der Künstler und seine Da sich in Michelangelo Genie und Typus zur

* Werke". Einheit binden, Persönlichkeit und Zeitausdruck in

< Ich stehe nicht an, den ersten Band des Werkes eins verschmelzen, so kann füglich in ihm der

jj immer noch für den bedeutendsten zu halten. Hier Kulminationspunkt der Renaissance erblickt werden.

') tritt uns die Persönlichkeit Michelangelos am pla- Höhe und Wende zugleich. Denn mit Michelangelos

) stischsten, am berückendsten gegenüber. Nicht physischem Abstieg beginnt das Ende der Renais-

) umsonst hat Thode diesem Band als Motto einen sance. Eine schwächere, weniger geistige und nur

5 Ausspruch der Vittoria Colonna vorausgesetzt: mehr im materiellen Sinn heroische Zeit bricht an:

) „Darum schätzen auch in Rom die, welche Euch das Barock. G.J.W.

J kennen, die Person Michelangelos höher als seine

\ Werke, während diejenigen, welche Euch nicht

1 persönlich kennen, nur Euer geringeres Teil, näm- BERLINER AUSSTELLUNGEN

r lieh Werke Eurer Hände, hochhalten." Auf dieses

/ Motto geht denn auch das ganze Buch. Immer ist T^er Winter geht seinem Ende entgegen, und zieht

) das Individuum als Ganzes, nie ein Produkt seiner man nun die Summe dessen, was er an bleiben-

) Schöpferkraft, zum Ausgangspunkt gemacht. den künstlerischen Eindrücken gebracht hat, so ist

) Der zweite Band soll die Aufgabe erfüllen, die es nicht allzuviel. Cassirer versteckte sich hinter

) Ideen, welche Michelangelos geistiges Leben be- Cezanne und Corinth wie einst Brahms hinter Ibsen

j herrschten, zu erfassen und auf Grundlage seiner und Hauptmann. Und wie Brahms herrliche Ibsen-

\ Gedichte darzustellen. Hier ist also im wesent- aufführungen nicht dafür entschädigen, daß er sich

| liehen vom Zeitgeist der ausklingenden Renaissance Wedekind entgehen ließ und schließlich doch bei

{ die Rede, von den Geistesschätzen, die dem all- Ernst Hardt endete, so täuscht die wundervolle Re-

i umfassenden Renaissancemenschen zu Gebote trospektive, mit der Cassirer sein erweitertes Haus

) standen, und von den Zusammenhängen Michel- eröffnete, nicht darüber hinweg, daß manche Fehl-

| angelos mit seiner Zeit und ihren sublimen Geistern, griffe folgten. — Die Ausstellungen des „Sturm",

) namentlich mit Savonarola. die verheißungsvoll einsetzten, leiden in ihrer Ge-

J Der dritte Band endlich gilt den Realitäten, den samtheit doch an einem fühlbaren Mangel künstleri-

J Schöpfungen, an denen aufgezeigt werden soll, wie sehen Zielbewußtseins. Neben wenig ernster Kunst

j sich in ihnen das Charakteristische von Michel- durfte sich viel arger Dilettantismus breit machen.—

( angelos Seelenleben, Schönheitsdurst und Glaubens- Vorsichtiger versucht Gurlitt die Schwenkung ins

i verlangen, die Ideen seiner Zeit und darüber hinaus Lager der Moderne. Der hübsche neue Raum, der

I dieProblemechristlicherKunstüberhauptverkörpern. als graphischer Salon eröffnet wurde, ist nun zum

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