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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Glaser: Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0417

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( lucien simon ausschiffung

I Versuchskabinett geworden. Diesmal zeigt man vor allem die Komposition mit den drei Pferden,

> dort Le Fauconnier, einen der jüngsten Franzosen von denen das Exemplar in Blau, das im vorigen

/ und keinen der stärksten. Ein feines Gefühl für Jahre gezeigt wurde, reifer war als die zwei Fas-

) rhythmische Formung und eine leise gestimmte sungen in Gelb, ist dem Künstler nichts Schla-

} Koloristik machen seine Bilder dem Auge angenehm. gendes geglückt. Auch er verliert sich in Experi-

) Aber unter der kubistisch konstruierten Oberfläche mente, die von Kubismus und Futurismus angeregt

) ahnt man eine ziemlich banale bildnerische Grund- sind, ohne daß die neue Reihe eine innere Ent-

( läge. Und das rasch berühmt gewordene und viel Wicklung fühlen ließe. Künstlern wie Le Fauconnier

■! reproduzierte Bild der Abundantia, dessen erste und Marc geschieht mit größeren Sonderausstel-

< Fassung dem Folkwang-Museum in Hagen gehört, lungen kein Dienst. Und man sollte wieder zu

£ dankt seinen Erfolg sicherlich mehr der nach aka- dem früheren Brauch zurückkehren, solche Ver-

; demischen Regeln wohlgebauten Gruppe der früchte- anstaltungen für Ausnahmefälle aufzusparen. Die

J tragenden Frau mit dem Kinde zur Seite als der meisten dürfen zufrieden sein, wenn in jedem Jahre

) quaderartigen Fügung der Formen, in die sie nach- ein oder das andere Bild glückt, das auf einer t

J träglich eingezwängt wurde. Das Wort Expressionis- größeren Ausstellung gute Figur machen kann. So G

i) mus, mit dem man alle diese neuen Erscheinungen hatte man von Karli Sohn eine bessere Vorstellung, P

J zu bezeichnen pflegt, trifft diesen Franzosen so als man in der vorjährigen Secession zwei Bilder Q

\ wenig wie das Wort Kubismus. Komposition ist sah, als jetzt, wo /. B. Neumann ein Zimmer voll

l der Grundbegriff dieser Kunst wie der des Friesz, mit Werken seiner Hand zeigt. In einem zweiten }

£ von dessen Ausstellung bei Cassirer hier kürzlich Raum sieht man Bilder von Feigl. Das meiste ist p

/ die Rede war. Schöne Bilder sollen entstehen, die noch Versuch, vieles Erinnerung an Museumsein- f

) dem Auge wohltun. Dem gleichen Ziel folgt auf drücke. Aber aus all dem scheint sich eine sehr «

) andere Weise Franz Marc, von dem der „Sturm" bewußte Kunst zu lösen, die mit Hilfe des Hell- \

) eine Kollektivausstellung bringt. Unverkennbar ist dunkels in Rembrandts Sinne dem Probleme des G

J die Münchener Note in seiner Kunst. Ueber alle Raumes nachgeht. Es ist viel Gedankliches in f

J Verschiedenheiten hin wird die Erinnerung an Feigls Kunst. Er ist einer von denen, deren Sinn- (,

j\ Fritz Erler lebendig. Der Weg von Zügel über liehkeit von einem stärkeren Intellekt bedroht wird,

i den Neoimpressionismus zur reinen Farbe und ge- Zu bedauern wäre es, wenn das sicherlich vor- )

£ schlossenen Form ist in dieser Ausstellung nur handene Talent auf diesem Wege um seine Ent- *

i angedeutet. Er ist mit bedenklicher Geschwindig- faltung gebracht werden sollte. Mit diesen Kollektiv- >

') keit zurückgelegt worden, und über die ersten Re- ausstellungen geht Neumann, der seit kurzem neben J|

5 sultate hinaus, die im vorigen Jahre bekannt wurden, seinem graphischen Kabinett eine Bilderausstellung l

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