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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Haendcke, Berthold: Kulturgeschichtliche Grundlagen der deutschen Malerei, [1]: von etwa 1780 bis etwa 1840 (oder von Carstens bis Menzel)
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0163

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I KULTURGESCHICHTLICHE GRUNDLAGEN DER DEUTSCHEN MALEREI

j Staatsrechtlehrer wie Just. Moser und A. L. hier fand man, was man suchte, was man für
) v. Schlözer. Sie versuchten vornehmlich größere sich selbst erstrebte, Menschen, in sich abge-
) Bruchteile des Volkes für die Aufgaben der schlossene, maßhaltende und schöne Menschen
) Politik wieder zu interessieren. Der erstere, —hier glaubte man das Ideal einer ästhetischen
) indem er allen wichtigen politischen und wirt- Kultur, das Ideal echter Humanität wirklich er-
l schaftlichen Fragen nachging, der andere durch reicht (Ziegler). An den Homerischen Helden,
l eine schonungslose gerechte scharfe Kritik der die ihr Schwert, ihr Leben dem Vaterlande
( Willkürhandlungen der kleinen Fürsten und geweiht hatten, für Glanz, für Ruhm kämpf-
) erlauchten Grafen. Beide Forscher suchten ten, erstarkte fast wider Willen das persön-
J dies Ziel durch kleine Aufsätze in Zeitschriften, liehe vaterländisch deutsche Gefühl. Was hier
) durch Flugblätter zu erreichen, durch die Er- der fein gefügte Vers dem aufhorchenden Jüng-
5 richtung fester historischer Fundamente wie ling von griechischer Hoheit und von Mannes-
} etwa Moser in seiner „Osnabrückischen Ge- stolz verkündete, das ließ Gluck auf der Bühne
!j schichte" (1768), Schlözer durch seine „Vor- in Bildern und Tönen neu erstehen durch Ge-
ll Stellung der Universalgeschichte" (1772). Wir stalten aus der griechischen Sage, denen er,
n kommen hierauf wieder zurück. wenigstens in seinen besten Arbeiten, „einen
J Als Wahrheitssucher,als Dolmetscher erlebter wirklichen Abglanz der Hoheit des klassischen
J Zeitgedanken tritt der große Dichterkritiker Altertums" aufzuprägen verstand. Sein Wirken
J Lessing auf und Herder, der noch vor Goethe erscheint dem Hergebrachten gegenüber als
) und Schiller auf die Griechen hingewiesen, eine Revolution, während in Mozarts Werken
) Friedrich Schlegel schreibt unter seinem Ein- das Rokoko den bezauberndsten, wohllautend-
< Müsse in den neunziger Jahren die Bruch- sten Ausdruck in Tönen gewonnen hatte.
i stücke einer Geschichte der Poesie der Grie- Mozart, ein „Schüler" Haydns, bildete die In-
( chen und Römer, durch die er für die Dicht- strumentalmusik aus, und ebnete damit Beet-
t\ kunst leisten will, was Winckelmann für die hoven die Wege, der als Plastiker der musi-
J bildende Kunst getan. kalisch-strengen, der „klassischen" Form, als
j Aus der Uebersetzungsliteratur sei vor allem tiefer Denker in der Musik desendenden 18.
J als für die Kunstgeschichte dieser Tage be- Jahrhunderts einen Höhepunkt bezeichnet,
D sonders wichtig die des Homer erwähnt. Denn wie wir ihn in Goethes „Iphigenie" und Schil-

R.JETTMAR HERKULES ERLEGT DIE STYMPHALIDEN. ÖLBILD (1911

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