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CAMILLE PISSARRO HAFEN VON DIEPPE
Ausstellung Paul Cassirer, Berlin
ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG DES KUNSTSALONS
PAUL CASSIRER, BERLIN
Von Curt Glaser
» ]\yi it einer großen Heerschau über seine Ge- zu bekehren, sondern auch Abtrünnige wieder
9 treuen eröffnete Paul Cassirer das 15.Jahr zu seinen Fahnen zurückzurufen. Wenn die
e) seiner Berliner Ausstellungen und zugleich sein Manet und Monet, mit denen Cassirer vor
9 erweitertes Haus. Ein großer Oberlichtsaal ist 15Jahren begann, wenn die Delacroix und Cour-
Ü in den Hof eingebaut worden, und auch die bet, auf die er zurückgriff, wenn selbst Van
H obere Etage ist nun für Ausstellungszwecke Gogh und Cezanne heut als Meister kaum noch
m hergerichtet. Der weitere Rahmen bringt größere umstritten sind, so kommt das Verdienst, dieser
K Verpflichtungen, und man muß anerkennen, Erkenntnis in Deutschland Bahn gebrochen
gj daß sie in dieser Eröffnungsausstellung aufs zu haben, gewiß zum guten Teil dem Cas-
Q vollkommenste erfüllt sind. Berlin sah noch nicht sirerschen Kunstsalon zu. Aber auch die Zeit
9 eine so glänzend organisierte Ausstellung vor selbst tat das ihre dazu. Es hat sich in diesen
3 allem französischer Kunst, ein so wohlgefügtes 15 Jahren vieles verändert. Eine neue Ent-
9 Ganzes, daß man nur bedauern muß, seine wicklung löst die alte ab, und Van Gogh er-
g| Teile nach kurzer Spanne Zeit wieder ver- scheint heut abgeklärt und meisterlich, nicht
X streut zu sehen. nur weil die Sehgewohnheit der Kunstgenie-
Gj Das Programm gibt Cassirer selbst, der sich ßenden den Forderungen seiner Bilder nach-
g in einem kurzen Vorwort des Kataloges an gekommen ist, sondern auch weil anderes auf
3 sein getreues Publikum wendet. Er will noch ihn folgte, das die Möglichkeiten nochmals
3 einmal zusammenfassend zeigen, was für Dinge weiter zu stecken versuchte.
9 er nach Berlin gebracht hat, und er hofft ge- Kein Sterblicher hält das Rad der Zeit auf,
3 wiß, mit diesem Meisterstück seiner Aus- und keiner entgeht seiner Wirkung. Die Men-
| Stellungskunst nicht nur alte Feinde endgültig sehen altern, aber die Menschheit verjüngt sich
Die Kunst für Alle XXVIII. 8. 15. Januar 1913 169 22
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CAMILLE PISSARRO HAFEN VON DIEPPE
Ausstellung Paul Cassirer, Berlin
ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG DES KUNSTSALONS
PAUL CASSIRER, BERLIN
Von Curt Glaser
» ]\yi it einer großen Heerschau über seine Ge- zu bekehren, sondern auch Abtrünnige wieder
9 treuen eröffnete Paul Cassirer das 15.Jahr zu seinen Fahnen zurückzurufen. Wenn die
e) seiner Berliner Ausstellungen und zugleich sein Manet und Monet, mit denen Cassirer vor
9 erweitertes Haus. Ein großer Oberlichtsaal ist 15Jahren begann, wenn die Delacroix und Cour-
Ü in den Hof eingebaut worden, und auch die bet, auf die er zurückgriff, wenn selbst Van
H obere Etage ist nun für Ausstellungszwecke Gogh und Cezanne heut als Meister kaum noch
m hergerichtet. Der weitere Rahmen bringt größere umstritten sind, so kommt das Verdienst, dieser
K Verpflichtungen, und man muß anerkennen, Erkenntnis in Deutschland Bahn gebrochen
gj daß sie in dieser Eröffnungsausstellung aufs zu haben, gewiß zum guten Teil dem Cas-
Q vollkommenste erfüllt sind. Berlin sah noch nicht sirerschen Kunstsalon zu. Aber auch die Zeit
9 eine so glänzend organisierte Ausstellung vor selbst tat das ihre dazu. Es hat sich in diesen
3 allem französischer Kunst, ein so wohlgefügtes 15 Jahren vieles verändert. Eine neue Ent-
9 Ganzes, daß man nur bedauern muß, seine wicklung löst die alte ab, und Van Gogh er-
g| Teile nach kurzer Spanne Zeit wieder ver- scheint heut abgeklärt und meisterlich, nicht
X streut zu sehen. nur weil die Sehgewohnheit der Kunstgenie-
Gj Das Programm gibt Cassirer selbst, der sich ßenden den Forderungen seiner Bilder nach-
g in einem kurzen Vorwort des Kataloges an gekommen ist, sondern auch weil anderes auf
3 sein getreues Publikum wendet. Er will noch ihn folgte, das die Möglichkeiten nochmals
3 einmal zusammenfassend zeigen, was für Dinge weiter zu stecken versuchte.
9 er nach Berlin gebracht hat, und er hofft ge- Kein Sterblicher hält das Rad der Zeit auf,
3 wiß, mit diesem Meisterstück seiner Aus- und keiner entgeht seiner Wirkung. Die Men-
| Stellungskunst nicht nur alte Feinde endgültig sehen altern, aber die Menschheit verjüngt sich
Die Kunst für Alle XXVIII. 8. 15. Januar 1913 169 22