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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Von Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0248

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s..............Museen

VON AUSSTELLUNGEN

errungen hat, nun aber von der neu auftauchenden rakterisierunghier erübrigt. Es sind unter dem Durch-
Gestalt des Vaters einigermaßen überschattet wird. schnitt begabte Maler, die ihren Hang zu süßlicher
Diesen hatte bisher die Not des Tages in den engen Kitschmalerei hinter einer dürren, aus Cezanne und
Bezirk geschäftsmäßigen Kunstbetriebs gebannt; Van Gogh abgeleiteten Bewegungstheorie verbergen;
nun tritt er hervor und enthüllt in schwerfälliger, diepaarEffekte,diesieerzielten,sindein rechtschlecht
altmodischer Form eine Persönlichkeit von unge- verkappter Impressionismus. Es wäre sehr unrecht,
wohnlicher Wucht. Seine Landschaften sind ein diese kleinen Handwerker, die sich wie Schnock, der
atemloses Ringen mit der Aufgabe, ein Streben Schreiner, als grimmige Löwen maskieren, mit den
nach größter Kraft des Ausdrucks. Stoitzners per- Kubisten in einem Atem zu nennen, die sich mit
sönliches Schicksal ist die Bedingung seiner eigen- einem priesterlichen Ernst um die höchsten Probleme
tümlichen Wirkung; einer, der lange stumm war, der Kunst bemühen. — Auf mehr Interesse macht
beginnt mit seltsam eindrucksvoller Stimme zu eine Porträt-Ausstellung im Volksheim Anspruch;
sprechen, die wie aus der Vorwelt tönt. Alles, was trotz ihrer Uneinheitlichkeit und Planlosigkeit hat
zur künstlerischen Kultur des Impressionismus ge- sie das Verdienst, manches bisher unbekannt ge-
hört, ist an Stoitzner abgeglitten; in patriarchalischer bliebene gute alte und neue Bildnis aus sonst un-
Würde steht er unter der Jugend von heute, die ihm zugänglichem Privatbesitz herausgelockt zu haben,
innerlich verwandter ist als der Zwischengeneration, Halbswegs abgerundet erschienen nur die Alt-
deren Entwicklung er nicht mitmachte.— Bei Miethke Wiener Porträtkultur und die „Gründerzeit", die
ist eine Gedächtnisausstellung für den im Sommer Makart mühelos mit einem glänzenden Damen-
verstorbenen böhmischen Maler Hans Schwaiger porträt beherrscht. Eine wirkliche Ueberraschung
zu sehen, einen liebenswürdigen Erzähler, der dem boten nur zwei Bildchen von Romako, dem lang
unausrottbaren Bedürfnis nach Romantik mit einem verkannten Rahlschüler, der mit seiner zuchtlosen
Gemisch von Modern und Altertümlich diente und Genialität oft an die großen Franzosen seiner Zeit
sich aus warmem Humor und Holzschnitt-Derbheit, heranreicht. Die Ausstellung erstreckte sich bis
kräftiger Lokalfarbigkeit und technischen Schrullen in die Gegenwart herein; die Namen Klimt und
einen eigenen wirkungsvollen Märchenstil zusam- Horowitz, Corinth, Seligmann und Kokoschka zeigen,
mengebraut hatte. Diesen Stil wußte Schwaiger auch daß auch hier höchstens das System entdeckt Wer-
der karpathischen Waldlandschaft aufzuzwingen, in den kann, das in künstlerischen Dingen das schlech-
der er gern hauste.— Auch die Futuristen sind zu teste ist: es allen recht machen wollen. Was für
Weihnachten hier aufgetreten ;es ist wohl dieselbe rei- eine künstlerische Volksbildung auf solcher Grund-
sende Ausstellung, die schon in anderen Großstädten läge geleistet werden kann, würde einmal eine prin-
gesichtet worden ist, so daß eine eingehendere Cha- zipielle Auseinandersetzung verdienen. h. t.

I f. e. morgenstern zeichnung

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