DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Lucien Simon
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0403
LUCIEN SIMON SELBSTBILDNIS
LUCIEN SIMON
Von Wilhelm Michel
Eine reiche Produktion von zwanzig Jahren alten Bürgerfamilie entstammend, in der die
liegt heute hinter ihm. Im vorigen Jahre Tradition der zähen Arbeit herrscht, in der
brachte Bernheim eine umfassende Darstellung wohl seit Jahrhunderten eine sehr kühle,
seines gesamten Schaffens, und selbst die- ruhige Vernunft die Lenkerin aller Geschicke
jenigen, die nicht zu den Parteigängern von war. Man kann sich denken, daß es da dem
Simons künstlerischer Weltanschauung zählen, Sohne nicht allzu nahe gelegt war, gerade die
konnten der Kraft, der Redlichkeit, dem bren- Malerei als Lebensberuf zu ergreifen. In der
nenden Wahrheitsstreben, der echt „protestan- Tat sollte aus Lucien erst ein Polytechniker
tischen" Gesinnung dieses Schaffens ihre ernste werden, dann geriet er in literarische Kreise
Anerkennung nicht versagen. Lucien Simons und versuchte sich sogar einmal dramatisch,
künstlerische Weltanschauung ist von innen Aber eine Reise nach Holland, wo er mit dem
heraus realistisch, d. h. es handelt sich bei größten Entzücken Frans Hals gesehen hatte,
ihm stets um treue Charakterisierung äußerer genügte, um ihn der Malerei in die Arme zu
Wirklichkeit. Aber dieses Streben ist getragen führen. Nicht ohne Kampf gaben die Eltern
von einem ungemein kraftvollen Temperament, nach, und Lucien trat in die Ateliers Julian
von einer sinnlichen Eindrucksfähigkeit, die ein, wo Bouguereau Lehrer war, allerdings bloß
seine Gemälde über die Anekdote erhebt und nominell. Schon in der kurzen, literarischen
geradezu stilistisch steigert. Periode war Simon Realist gewesen. An Flau-
Lucien Simon ist ein echter Pariser, einer bert, an Maupassant hatte er sich orientiert.
- Realist blieb er auch als Maler; sein Vorbild,
Sämtliche Reproduktionen dieses Aufsatzes sind nach den Sein Gott War Frans Hals. 1890 SChon kam (
photographischen Aufnahmen des photographischen Verlages Em. _. . ,_ »_____. ctui,,. f
crevaux in Paris, 136 Boulevard Raspaii, hergesteilt. mit der ersten größeren Arbeit der erste Erfolg,
Die Kunst für Alle XXVIII. 16. 15. Mai 1913
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LUCIEN SIMON
Von Wilhelm Michel
Eine reiche Produktion von zwanzig Jahren alten Bürgerfamilie entstammend, in der die
liegt heute hinter ihm. Im vorigen Jahre Tradition der zähen Arbeit herrscht, in der
brachte Bernheim eine umfassende Darstellung wohl seit Jahrhunderten eine sehr kühle,
seines gesamten Schaffens, und selbst die- ruhige Vernunft die Lenkerin aller Geschicke
jenigen, die nicht zu den Parteigängern von war. Man kann sich denken, daß es da dem
Simons künstlerischer Weltanschauung zählen, Sohne nicht allzu nahe gelegt war, gerade die
konnten der Kraft, der Redlichkeit, dem bren- Malerei als Lebensberuf zu ergreifen. In der
nenden Wahrheitsstreben, der echt „protestan- Tat sollte aus Lucien erst ein Polytechniker
tischen" Gesinnung dieses Schaffens ihre ernste werden, dann geriet er in literarische Kreise
Anerkennung nicht versagen. Lucien Simons und versuchte sich sogar einmal dramatisch,
künstlerische Weltanschauung ist von innen Aber eine Reise nach Holland, wo er mit dem
heraus realistisch, d. h. es handelt sich bei größten Entzücken Frans Hals gesehen hatte,
ihm stets um treue Charakterisierung äußerer genügte, um ihn der Malerei in die Arme zu
Wirklichkeit. Aber dieses Streben ist getragen führen. Nicht ohne Kampf gaben die Eltern
von einem ungemein kraftvollen Temperament, nach, und Lucien trat in die Ateliers Julian
von einer sinnlichen Eindrucksfähigkeit, die ein, wo Bouguereau Lehrer war, allerdings bloß
seine Gemälde über die Anekdote erhebt und nominell. Schon in der kurzen, literarischen
geradezu stilistisch steigert. Periode war Simon Realist gewesen. An Flau-
Lucien Simon ist ein echter Pariser, einer bert, an Maupassant hatte er sich orientiert.
- Realist blieb er auch als Maler; sein Vorbild,
Sämtliche Reproduktionen dieses Aufsatzes sind nach den Sein Gott War Frans Hals. 1890 SChon kam (
photographischen Aufnahmen des photographischen Verlages Em. _. . ,_ »_____. ctui,,. f
crevaux in Paris, 136 Boulevard Raspaii, hergesteilt. mit der ersten größeren Arbeit der erste Erfolg,
Die Kunst für Alle XXVIII. 16. 15. Mai 1913
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