Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913
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Rohe, Maximilian Karl: Pablo Picasso
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9 veranlagter Künstler gelangen kann, wenn sich
3 die Menge allzusehr seiner annimmt und ihm
9 zu zeitig ihre Beachtung zuwendet. Dieser
3 junge Spanier kam nach Paris, als eben ein
•J wichtiges Kapitel moderner Kunstgeschichte
g seinen Abschluß erreicht hatte, das Kapitel
H Impressionismus. Eben waren dessen große
g Vertreter durchgedrungen, fing selbst der
g Bourgeois an, ihren Wert zu ahnen und ihre
9 einst so gering geschätzten Werke begannen
9 die abenteuerlichsten Preise auf dem Kunst-
9 markt zu erzielen. Daraus ergab sich für die
g Heutigen die Folgerung: warum kann nicht, was
H gestern sich ereignete, heute wieder passieren?
m — so gut die Impressionisten übersehen worden
•J sind, mag man vielleicht abermals eine Gene-
g ration übersehen, die gleiche Werte in sich
3 trägt wie jene.
9 Gegen diese Ueberlegung ist nichts einzu-
3 wenden, die sie ausstellten, haben nur eines
J nicht beachtet, daß es nämlich nicht so ein-
fach ist, das Richtige zu treffen. Natürlich
hat auch unsere Zeit ihre bedeutungsvollen,
schöpferischen Kräfte, aber lägen deren In-
tentionen so offenkundig zutage, d. h. wären
sie ohne weiteres jedem erreichbar, so wäre es
um ihr Genie wahrscheinlich schlecht bestellt;
denn das ist ja eben dessen eigenster Vorzug,
daß es vorausnimmt, was der Menge erst in Zu-
kunft durchsichtig wird. Ich halte jede Wette,
an den wirklichen Trägern der Zukunft läuft
die Masse, trotz allen Anstrengungen und dem
scheinbaren Gewitzigtsein heute ebenso blind
vorüber, wie sie an den Impressionisten vorbei-
spaziert ist und nur ein paar auserwählte und
kongen;ale Menschen erkennen es wieder, wie
auch dort schon, in welche Hände das Heil der
kommenden Tage gelegt ist. Dagegen darf man
sicher sein, daß der Uebereifer unserer Zeit
wieder nur dem Belanglosen zugute kommt und
statt der Entwicklung zu dienen, diese nur auf-
hält oder in falsche Bahnen lenkt.
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9 veranlagter Künstler gelangen kann, wenn sich
3 die Menge allzusehr seiner annimmt und ihm
9 zu zeitig ihre Beachtung zuwendet. Dieser
3 junge Spanier kam nach Paris, als eben ein
•J wichtiges Kapitel moderner Kunstgeschichte
g seinen Abschluß erreicht hatte, das Kapitel
H Impressionismus. Eben waren dessen große
g Vertreter durchgedrungen, fing selbst der
g Bourgeois an, ihren Wert zu ahnen und ihre
9 einst so gering geschätzten Werke begannen
9 die abenteuerlichsten Preise auf dem Kunst-
9 markt zu erzielen. Daraus ergab sich für die
g Heutigen die Folgerung: warum kann nicht, was
H gestern sich ereignete, heute wieder passieren?
m — so gut die Impressionisten übersehen worden
•J sind, mag man vielleicht abermals eine Gene-
g ration übersehen, die gleiche Werte in sich
3 trägt wie jene.
9 Gegen diese Ueberlegung ist nichts einzu-
3 wenden, die sie ausstellten, haben nur eines
J nicht beachtet, daß es nämlich nicht so ein-
fach ist, das Richtige zu treffen. Natürlich
hat auch unsere Zeit ihre bedeutungsvollen,
schöpferischen Kräfte, aber lägen deren In-
tentionen so offenkundig zutage, d. h. wären
sie ohne weiteres jedem erreichbar, so wäre es
um ihr Genie wahrscheinlich schlecht bestellt;
denn das ist ja eben dessen eigenster Vorzug,
daß es vorausnimmt, was der Menge erst in Zu-
kunft durchsichtig wird. Ich halte jede Wette,
an den wirklichen Trägern der Zukunft läuft
die Masse, trotz allen Anstrengungen und dem
scheinbaren Gewitzigtsein heute ebenso blind
vorüber, wie sie an den Impressionisten vorbei-
spaziert ist und nur ein paar auserwählte und
kongen;ale Menschen erkennen es wieder, wie
auch dort schon, in welche Hände das Heil der
kommenden Tage gelegt ist. Dagegen darf man
sicher sein, daß der Uebereifer unserer Zeit
wieder nur dem Belanglosen zugute kommt und
statt der Entwicklung zu dienen, diese nur auf-
hält oder in falsche Bahnen lenkt.
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