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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Rohe, Maximilian Karl: Pablo Picasso
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0424

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lieh vollzogen, wie überhaupt alle Stadien sei- Ein Hauptwerk krönt jene Zeit; es ist „La
ner bisherigen Entwicklung immer ganz ruck- romance du Lapin agile" (Abb. S. 381). Ein
weise eintraten, was abermals ein Beleg für das Selbstporträt des Malers, der im Pierrotko-
überaus nervöse Wesen des Künstlers ist. Er stüm an einem der Tische der bekannten
hat dabei stets auch alle nur möglichen Anre- Pariser Künstlerkneipe sitzt, neben ihm eine
gungen aufgenommen, für die Ursprünglichkeit Frau und hinten ein gitarrespielender Mann,
seiner Begabung spricht jedoch, daß er jeden Picasso hat hier wieder die Einfarbigkeit der
Impuls von außen her immer mit eigenem vorausgegangenen Arbeiten verlassen, das Bild
inneren Erleben zu durchsetzen gewußt hat. ist farbig und linear ausgezeichnet kompo-
Auch in einer dritten hauptsächlichen Etappe niert und voll künstlerischer Qualität. Wie ein
baut Picasso ersichtlich noch auf einem großen Schwanengesang wirkt es, angesichts dessen,
Vorangegangenen auf, nämlich auf Daumier. was nachfolgt, erhaben und melancholisch zu-
Von 1903 an schafft er eine Serie Bilder, gleich, denn dann setzt bei Picasso jenes
die ganz auf Vielfältigkeit des Kolorits ver- Tohuwabohu von Experimenten ein, dem nach-
zichten und einen blauen Hauptton aufweisen, einander sein „Kubismus" und seine „absolute
während die Zeichnung das Wesentliche der Malerei" entspringen (Abb. S. 384 und April-
Formen nur in starken Kontrasten von Hell und heft S. 304). Ich fühle hier nicht das Bedürfnis,
Dunkel festhält. Dieser Zeit gehören so aus- nochmals auf diese „Evolutionen" einzugehen,
drucksvolle Stücke wie der „Mann am Tisch", was ich darüber zu sagen habe, habe ich
die „Armen", „Le menage pauvre" (Abb. S. 380) kürzlich in dieser Zeitschrift ausgesprochen,
und vorab das faszinierende Werk „Mann und * „ *
Frau" an, es scheint mir dies die glücklichste Merkwürdig aber ist es immerhin, daß all
Epoche Picassos, ein Stadium, in dem er das die oben zitierten Werke in einer Zeit ent-
Zeug aufweist, zu stilvoller Monumentalität vor- standen, da Picasso noch gänzlich unbeachtet
zudringen, eine Aufgabe, die mit in erster Linie dahinlebte und außer der Aufmerksamkeit von
den Nachfolgern der großen Maler der neunziger ein paar Mitstrebenden sich noch niemandes
Jahre des vergangenen Jahrhunderts obliegt. Gunst erfreute.

P. PICASSO STERBENDER PIERROT (1905) >

Besitzer: Der Neue Kanstsalon, München V

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