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Wingen, Anton: Wilhelm Leibl: Erinnerungen und Briefe
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0442
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^ edle Ritter in rotem Gewände und
g streckte seine Hand weihevoll über
g einen vor ihm stehenden, den wun-
9 dervollen Saft enthaltenden Topf
3 aus. Dieses Bild kam jedoch nicht
§in seinem Sinne zur Vollendung
und das lag hauptsächlich daran,
H daß er zu dem Don Quichotte kein
§i ihm passendes, zur Sitzung als Vor-
'Ä bild einer komischen Figur geneig-
Gj tes Modell gewinnen konnte,
g Damals führte er unter anderem
9 auch die Federzeichnung des Malers
e) Appoldt in erstrebtem Sinne nach Art
9 einer Rembrandtschen Radierung aus.
g Im Verlauf der weiteren Jahre bin
W ich vielfach mit ihm in Köln und
a Bonn zusammengetroffen.
'A Er war ein bescheidener, fein-
em fühlender, zielbewußter Mann, in
5 dem ein impulsiver Drang lag, Er-
9_ scheinungen, die sich seinem Auge
in der Natur boten, festzuhalten und
in lebendiger Treue zum dauernden
Ausdruck zu bringen.
Während meines Münchener Auf-
enthaltes arbeitete er mit Hirth,
Alt und Sperl in einem Atelier in
der Arcisstraße, das wegen Raum-
mangels in der Akademie für die
Genannten gemietet war. Sein da-
maliger Lehrer von Ramberg be-
suchte ihn dort nur selten. Inter-
essant war es, Leibi vor der Staf-
felei stehen und sich anstrengen
os zu sehen, wie er die Lippen zu-
a sammenpreßte, die Stirne runzelte,
die Augen anspannte, um sein Vor-
bild in voller Natürlichkeit ganz zu
erfassen und wahrheitsgetreu auf
die Leinwand bringen zu können.
Sein von ihm in späterem Jahre
(1896) ausgeführtes Selbstporträt,
dessen Abdruck in dem hochbedeu-
tenden Mayrschen Werk wieder-
gegeben ist, läßt die energisch an-
s gespannten Züge des damals Zwei-
3 undfünfzigjährigen erkennen, wie er
sie bei der Anfertigung des Bildes
ÖJ im Spiegel vor sich sah. In seiner
Jugend war der Gesichtsausdruck
I nur noch prägnanter. „Sehen", sagte
( er, „ist alles, aber die wenigsten
) können sehen."
) Er pflegte nicht mit Kohle vor-
) zuzeichnen. An irgendeiner Stelle
) fing er an und dann ging er weiter,
ohne zurückzukehren. Bernhard hoetger jugend (bronze»
9
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^ edle Ritter in rotem Gewände und
g streckte seine Hand weihevoll über
g einen vor ihm stehenden, den wun-
9 dervollen Saft enthaltenden Topf
3 aus. Dieses Bild kam jedoch nicht
§in seinem Sinne zur Vollendung
und das lag hauptsächlich daran,
H daß er zu dem Don Quichotte kein
§i ihm passendes, zur Sitzung als Vor-
'Ä bild einer komischen Figur geneig-
Gj tes Modell gewinnen konnte,
g Damals führte er unter anderem
9 auch die Federzeichnung des Malers
e) Appoldt in erstrebtem Sinne nach Art
9 einer Rembrandtschen Radierung aus.
g Im Verlauf der weiteren Jahre bin
W ich vielfach mit ihm in Köln und
a Bonn zusammengetroffen.
'A Er war ein bescheidener, fein-
em fühlender, zielbewußter Mann, in
5 dem ein impulsiver Drang lag, Er-
9_ scheinungen, die sich seinem Auge
in der Natur boten, festzuhalten und
in lebendiger Treue zum dauernden
Ausdruck zu bringen.
Während meines Münchener Auf-
enthaltes arbeitete er mit Hirth,
Alt und Sperl in einem Atelier in
der Arcisstraße, das wegen Raum-
mangels in der Akademie für die
Genannten gemietet war. Sein da-
maliger Lehrer von Ramberg be-
suchte ihn dort nur selten. Inter-
essant war es, Leibi vor der Staf-
felei stehen und sich anstrengen
os zu sehen, wie er die Lippen zu-
a sammenpreßte, die Stirne runzelte,
die Augen anspannte, um sein Vor-
bild in voller Natürlichkeit ganz zu
erfassen und wahrheitsgetreu auf
die Leinwand bringen zu können.
Sein von ihm in späterem Jahre
(1896) ausgeführtes Selbstporträt,
dessen Abdruck in dem hochbedeu-
tenden Mayrschen Werk wieder-
gegeben ist, läßt die energisch an-
s gespannten Züge des damals Zwei-
3 undfünfzigjährigen erkennen, wie er
sie bei der Anfertigung des Bildes
ÖJ im Spiegel vor sich sah. In seiner
Jugend war der Gesichtsausdruck
I nur noch prägnanter. „Sehen", sagte
( er, „ist alles, aber die wenigsten
) können sehen."
) Er pflegte nicht mit Kohle vor-
) zuzeichnen. An irgendeiner Stelle
) fing er an und dann ging er weiter,
ohne zurückzukehren. Bernhard hoetger jugend (bronze»
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