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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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§

] NEUE BÜGHER reizvolle und anmutige Gebiet auf so treffliche und \,

lj geschmackvolle Weise zugänglich gemacht ist. Für «

i Guttmann, Dr. Alfred. Die Wirklichkeit und die Reproduktion ist das den Originalen am meisten )

? ihr künstlerisches Abbild. M 5.—. Berlin, 1912. adäquate Verfahren, Farbendruck von 4 Platten und «

/ Paul Cassirer. Netzätzungen auf Kupfer nach photographischen Auf- f

) An Versuchen, dem Problem des künstlerischen nahmen durch einen Farbenfilter mit so feinem Raster J-

) Schaffens bis auf seine ursprünglichsten Wesens- angewandt, daß dessen Linien dem bloßen Auge un- C

j momente und die Grundbedingungen seiner sich sichtbar bleiben. Springer hat recht, wenn er diesen G

i in die Formen der Malerei und Skulptur umsetzen- Erklärungen die Bemerkung hinzufügt, daß die von f

j den Entäußerung nachzugehen, hat es in der letzten der Kunstanstalt Gustav Dreher in Stuttgart her- Q

\ Zeit nicht gefehlt. Gerade die „moderne" Malerei gestellten Drucke den Charakter der Originale fast Q

1 hat die Frage, warum die Maler so und nicht an- restlos wiedergeben. Jedenfalls darf man — zumal

: ders, d. h. wie die gewöhnlichen Menschen, die bei der Verkleinerung mancher Originale — die

[ Natur sehen und nachzubilden bestrebt sind, in Reproduktionen in dieser Technik zumeist hervor-

' Fluß gebracht. Die Theorien des Sehens sind mit ragend nennen. Das Gegenständliche ist sattsam

) den neuesten Fortschritten der physiologischen bekannt, sodaß der entzückenden Finesse dieser

I Optik herangezogen worden, um das rätselhafte Kunst nicht das Wort geredet zu werden braucht. Der (ö

I Umsetzen eines sinnlichen Eindrucks in die künst- Besitzer dieser Kostbarkeiten kann stolz darauf sein,

) Ierische Wiedergabe des Geschauten zu erklären. die schönste deutsche Sammlung französischer

i Aber die Formel dafür zu finden, ist trotz Physio- Farbstiche sein Eigen zu nennen. Ihm, dem Autor

I logie und Psychologie bis jetzt nicht gelungen. und dem Verlag gebührt für die schöne und wert-

Neuestens hat Dr. Guttmann in dem hier vorliegen- volle Publikation vollste Anerkennung und Dank.

den Werk die Frage wieder angeschnitten; er hat Gr-

durch eine Reihe eigener Arbeiten auf dem Gebiete Publikation 1912 des „Vereins für Origi-

I der Psycho-Physiologie des normalen und anormalen nalradierung München", Selbstverlag des

I Sehvorganges neues Tatsachenmaterial gesammelt, Vereins, München, Georgenstraße 30.
I und eine zusammenfassende Darstellung entspre- Die Graphik war im großen und ganzen immer

| chend unserer heutigen Kenntnis der Dinge zu nur eine Kunst für Kenner, also für ein relativ

I geben sich redlich bemüht. Er bespricht die indi- kleines Publikum, und wird es vermutlich auch

I viduellen Verschiedenheiten des Gesichtseindrucks, fernerhin bleiben. Was aber nicht ausschließt, daß

■ die optischen Täuschungen, denen wir beim Sehen sie zu gewissen Zeiten mehr Aussicht als sonst

ausgesetzt sein können, den Einfluß der „Farben- hat, ein weiteres Feld zu gewinnen. In einer solchen,

blindheit" auf das Sehen und Beurteilen der natür- der Graphik besonders günstigen Periode scheinen

' liehen Farben, den Eindruck der Wirklichkeit auf wir gegenwärtig zu leben. Das dokumentiert sich

) sogenannte „Farbenschwache" und andere Anoma- u. a. schon in der großen Zahl originalgraphischer,

I lien, er gibt frühere und neuere Ansichten über die vor allem radierter Publikationen und Mappenwerke,

| Uebersetzung des Naturabbildes durch Zeichnung die heute erscheinen und alle ihr Publikum finden,

| und Malerei, um endlich dennoch zu bekennen, daß obwohl sie es durchaus nicht immer verdienten,

j er das „künstlerische Schaffen des Bildhauers, des Ein Mappenwerk aber, dem man aufrichtigst wünscht,

) Zeichners und Malers im tiefsten Sinne für un- daß es bald vergriffen sein möge, ist die Publikation

analysierbar durch die Mittel der Physiologie und für 1912 des Münchener „Vereins für Originalradie-

' Psychologie halten müsse." So ist demnach das rung". Es ist eine Mappe mit acht Radierungen —

unbeschreibliche Etwas, das aus dem Gesichtsein- und zwar echten Radierungen, die diesen Namen

I druck auf dem Wege über die Gehirntätigkeit durch noch verdienen — von sieben Künstlern, die sämt-

die manuelle Arbeit des Schaffenden ein Kunstwerk lieh als Radierer bezw. als Graphiker längst ihren

I entstehen läßt, nicht so leicht zu formulieren, es wohlfundierten Ruf genießen. An der Spitze steht

| bleibt immer noch jenes Rätsel übrig, das durch Peter Halm mit zwei Blättern (einer Schmiede

| Begabung, Talent, Schulung und durch den „gött- und einem Motiv aus Haarlem), die man ohne Be-

i liehen Funken" von jenen spielend gelöst wird, die denken wahrhafte Meisterarbeiten ihres Schöpfers

dazu berufen sind. E. b. nennen darf; ihre feinsten Reize enthüllen sie

freilich erst bei genauerem Studium. Von Oskar

Der französische Farbenstich des 18. Grafs großzügiger, warmer, lebendiger Kunst, die

Jahrhunderts, herausgegeben von Julius mit soviel Temperament und doch Disziplin aus

' Model und Jaro Springer. M 75.—, Stutt- dem Vollen schöpft, zeugt eine Ernteszene. Frau

I gart und B e r 1 i n, Deu t sc h e Verlagsanstalt. Cäcilie Graf-Pfaff gibt in kraftvollen Strichen

| Das schöne Werk bringt nach einer ausge- eine Impression („Der blinde Bettler") aus Dachau.

| zeichneten Darstellung aus der Feder J. Springers Ein sehr feines Stück intimer, aber keineswegs

| 50 farbige Tafeln nach den Originalen, deren süßlicher Landschaftskunst ist der „Herbst" von

glücklicher Besitzer Herr Julius Model in Berlin C. Th. Meyer-Basel. Rudo 1 f Schiest 1 s ganzes

I ist. Der Text gliedert sich in Abhandlungen über Wesen, seine Naturfreudigkeit, seine naive Treu-

die Technik, die Geschichte und die Biographien herzigkeit und sein den alten Meistern verwandtes

! der Künstler des Farbendruckes und erhebt sich Formgefühl lebt in der „Jungen Liebe". Einer der

[ in seiner Gesamtheit weit über die herkömmlichen begabtesten unter den jüngeren Radierern, H. Bar-

> kulturgeschichtlichen Beigaben ähnlicher Werke. thelmeß, bewährt sein großes Können in einem

) Springer gehört zu den besten Kennern des Farben- „Kirchweihtanz". Und in die Welt des Romantikers

) stiches,und seine lebendige, wissenschaftlich und tech- und Fabulierers Joseph Uhl entführt uns ein

) nisch unanfechtbare Darstellung läßtden Wunsch laut anmutig-duftiges Engels-„Capriccio". Die Mappe,

J werden, ihn als den Verfasser der künftigen, alles die dauernden Wert besitzt, ist nur in einer Auf-

\ zusammenfassenden Geschichte des Farbenstiches läge von hundert Exemplaren erschienen; Vorzugs-

( zu nennen. Die literarischen Quellen fließen dürftig, ausgäbe 300 M., Ausgabe auf Bütten 200 M.; die

l die Originaldrucke sind selten und höchst kostbar, Drucke von 65—100 dienen dem Einzelverkauf.
i und es ist mit Freude zu begrüßen, daß das so r.b.

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