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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Glaser: Grosse Berliner Kunstaustellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0548

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weites war, andererseits weil nicht ein einzelner, vorzügliches Portiät von Stauffer-Bern, ein gutes
sondern eine Kommission für die Zusammenstellung Selbstbildnis von Ludwig Knaus, und zwei
sorgte, nicht zuletzt endlich, weil eben die Secession bekannte Bilder von Gebhardt seien nur kurz
und ihre Mitglieder ganz ausfallen mußten. Mit erwähnt. Die Münchener Abteilung wählte Carl
großem Interesse begegnet man in dieser Abteilung Bios. Mit Leibls prachtvollem Seegerporträt wird
Anton von Werners Riesenbilde der Reichstags- sie eröffnet. Uhde schließt sich an mit einem
eröffnung im Weißen Saale des Berliner Schlosses „Heiligen Abend." Von Putz, Püttner, Strobentz
am 25. Juni 1888, das als Leistung Respekt fordert wurden die besten erreichbaren Werke der Münche-
und als Historienbild in weit höherem Maße als ner Pinakothek entliehen. Eine besondere Ueber-
das meiste, was unsere Generation geleistet hat, raschung ist das Porträt Wolfgang Kirchbachs von
Geltung behalten wird. Man bedauert angesichts Frank Kirchbach. Es ist eines der schönen und
dieses Werkes doppelt, daß die geplante Kollektiv- intimen Werke des Leibikreises, in der Art wie
ausstellung Werners nicht zustande kam und die Theodor Alt und Hirth du Frenes damals in ihrer
erwünschte Gelegenheit gab, das hergebrachte Ur- besten Zeit arbeiteten, und die Vertrautheit des
teil über den streitbaren Beherrscher unserer Aka- Malers mit seinem Modell, die auch ein besonderes
demie zu revidieren. Skarbinas Ovation der Ber- Kennzeichen der guten Porträts dieser Gruppe ist,
liner Bevölkerung vordem Schlosse am 25.Januarl907 gibt dem Bilde den besonderen Reiz des echten
ist doch ein recht äußerliches Effektstück neben Erlebnisses. In Karlsruhe, wo Julius Bergmann
Werners großem Repräsentationsbilde, in dem wir die Auswahl und Anordnung oblag, bildet ein Reiter-
heute viel mehr schon den ausgesprochenen Stil- bildnis des Großherzogs von Hessen von Wilhelm
Charakter einer Epoche erkennen, die in manchen Trübner den würdigen Mittelpunkt, der Crucifixus
der Bauten ihren monumentalen Ausdruck gefunden von Schmid-Reutte, zwei gute Thomas und eines
hat, die in Wilhelms II. erster Regierungszeit ent- der Dachauer Bilder Ludwig Dills vermitteln
standen sind, und die eine eigene Abteilung der Aus- eine Anschauung der führenden Persönlichkeiten
Stellung vorführt. Gern hätte man einen entsprechen- des Karlsruher Kunstlebens. Ebenso ist es Robert
den Menzel zum Vergleich. Die „Prozession in Weise für Stuttgart gelungen, dem besonderen Cha-
Gastein" vertritt den Meister nur unvollkommen. rakter des Ortes einigermaßen gerecht zu werden.
Aus dem jungen Berlin ist nur Leo von Königs Neben den beiden Toten, Hermann Pleuer und
„Pierrot" zu nennen. Allein der äußere Umstand, Otto Reiniger, stehen Landenberger, Höl-
daß der Maler in Unfrieden von der Secession ge- zel, Faure und Weise selbst. Auch aus Weimar
schieden war, brachte das schöne Bild hierher. Ein brachte Mackensen eine Auswahl, in der die be-
kanntesten Namen vertreten sind, wenn
auch Ludwig von Hofmann nur in ein
paar Kleinigkeiten gezeigt wird, und das
große Bild, „Das Leben" von Egger-Lienz
an dieser Stelle ebenso unerträglich ist
wie im vergangenen Winter bei Keller
& Reiner. Merkwürdig schwach ist die
Dresdener Abteilung, trotzdem der aus-
stellungserfahrene Gotthard Kuehl verant-
wortlich zeichnet. Ueberdies erfolgte von
seiten Klingers, dessen Dredener Pietä
hier gezeigt wird, ein öffentlicher Protest
gegen diese unfreiwillige Beteiligung. Ganz
negativ aber ist allein der Saal der Wiener,
wo es John Quincy Adams gelungen ist,
eine Sammlung zusammenzustellen, in der
nicht ein Stück ein weitergehendes Inter-
esse zu beanspruchen vermag.

Natürlich besteht diese Gefahr, daß
der verantwortliche Leiter einer Ausstel-
lung gänzlich versagt. Auf der anderen
Seite aber gibt es kaum eine andere Mög-
lichkeit, einer Ausstellung ein einiger-
maßen einheitliches Gepräge zu geben,
als ihre Zusammensetzung einer maßge-
benden Persönlichkeit allein anzuvertrauen.
Das zeigt sich aufs deutlichste in dem
Gegensatz dieser „rückschauenden Abtei-
lung", die besser die Abteilung der ört-
lichen Sondergruppen hieße, zu dem Grn-
der Ausstellung im übrigen. Vielh
gegnet man denselben Namen, ab r das
einzelne verliert sich vollkommen in det
unorganisierten Masse. Hier werden auch k
niemals Reformen helfen. Und der na- h.
türliche Weg wird der zur juryfreien Aus- p
Stellung sein, in der man dem Strom der f
Andrängenden überhaupt keine Ufer mehr >
entgegensetzt und dem Publikum eine Ar- )
moritz melzer denkmaler an die frau beit ganz überläßt, die man ihm trotz aller 0

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