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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Dobsky, Arthur: Kunst und Sozialpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0573

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zu erörtern, ist hier unmöglich. Nur erscheint Daß die Künstler jetzt ihren wirtschaftlichen

es wichtig, daß über alle in der Hitze des Zusammenschluß mit Hochdruck erstreben und

Gefechts gefaßten Beschlüsse hinweg, die betreiben, ist anerkennenswert; aber will man

sich wie immer mit großer Vorliebe auf grobe sich vor Miß- und Uebergriffen schützen, so

Einzelfälle stützen, die Materie von ruhigen, suche man selbst nicht das Heil in solchen,

objektiven Menschen geprüft und verarbeitet Künstlertemperament ist eine schöne Sache,

wird. Denn sonst könnte es wohl zu Resul- nur dann nicht, wenn es mehr Schaden als

taten kommen, die dem Wunsche, die Künst- Nutzen anrichtet.

ler wirtschaftlich vorwärts zu bringen und zu Daß die Erregung gegen den Kunsthandel
sichern, direkt zuwiderlaufen. Wenn man in innerhalb der von irdischen Nöten bedrückten
der Beaufsichtigung des Kunsthandels durch Künstlerschaft auch noch vielfach durch Artikel
eine Zentralstelle das Mittel sieht, dem Speku- wie den im „Türmer" und einen inzwischen er-
lationstrieb einen Damm entgegenzusetzen, schienenen im „Hamburger Correspondent" ge-
so mag das den Künstlern gewiß im Moment schürt wird, mag von den Verfassern vielleicht
sehr einleuchtend sein. Auf der anderen Seite gut gedacht sein, kann aber die Situation keines-
aber, und auch hier sind Belege genug zu wegs klären. Den gesamten Kunsthandel als
schaffen, wird die Künstlerschaft recht oft sehr ein Heer von Aussaugern und Halsabschneidern
gern darauf verzichten, zu wissen, unter wel- hinzustellen, ist ebenso unsinnig, als wenn man
chen Schwierigkeiten und Mühen und Opfern die vom Glück bevorzugten Künstlerpotentaten
an Zeit und Energie der Verkauf ihrer Werke zu Nichtskönnern herabwürdigen wollte. Es
zustande kommt. Dem Fall des einzelnen kann sich hier nicht darum handeln, dem Kunst-
glänzenden Geschäftes, bei dem der Künstler handel ein Loblied zu singen. Aber daß er
sich wohl mit Recht benachteiligt sieht und der Kunst ebensoviel genützt hat, wie die viel-
die Mitwelt in Staunen verfällt, stehen tausend geschmähte und nur von den Vernünftigen
Fälle gegenüber, wo er, wenn er nicht gerade dankbar begrüßte Kunstkritik und -schrift-
auf den Kopf gefallen ist, einen gerechten Aus- stellerei, das muß schon gesagt werden. Es ist
gleich erblicken muß, der nur vielleicht nicht grundverkehrt, wenn man das Publikum, das
gerade seine Person betrifft. den anständigen Kunsthändler als vermittelnden

) KARL SCHICKHARDT FRÜHLING (

( Große Kunstausstellang Stuttgart )

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