N. ROERICH DAS EWIGE ERWARTEN
EINE GESCHICHTE DER MÜNCHNER MALEREI
DES ig. JAHRHUNDERTS
Seit man vor einigen Jahren von dem Plane gangenheit wie mit gegenwärtigen Mächten
dieses Werkes und davon, daß die verant- kämpft und oft aus der Verneinung die frucht-
wortungsvolle Aufgabe Rudolf Oldenbourg über- barsten Resultate schöpft. Es beschließt die
geben, gehört hatte, wartete man mit einiger Tragik, die über dem kurzen Leben Olden-
Spannung auf seine Arbeit, denn man wußte, bourgs liegt, daß er die Veröffentlichung seiner
daß Oldenbourg der Mann war, ein solches Arbeit nicht mehr erleben und den starken
Buch „interessant" zu machen, daß er nicht Widerhall, den sie erwecken muß, nicht mehr
nur das reiche Material zu einem praktischen vernehmen konnte. Waldemar Lessing leitete
Nachschlagewerk zusammenstellen würde, son- in Treue die Herausgabe des hinterlassenen
dern den Stoff von vornherein als eine ge- Manuskripts*).
schichtliche Einheit sehen, seine Struktur durch- Die Münchner Malerei des 19. Jahrhunderts
leuchten und mit ganz persönlichem Griff for- wurde durch den Willen des Dynasten Ludwig I.
men würde. Oldenbourg hatte sich schon als wie aus dem Nichts geschaffen, denn was im
Museumsbeamter mit der Geschichte der Münch- 18. Jahrhundert in München gemalt wurde, war
ner Malerei beschäftigen können. Aus dem Be- kaum mehr als provinzielle Hofmalerei, und
dürfnis, sich geistig an den Dingen zu reiben, auch die Übersiedlung der pfälzischen Künstler
bis die Funken blitzten, setzte er sich stets beim Regierungsantritt der Zweibrückener Linie
gern mit der neuen und neuesten Kunst kri- oder die Gründung der Akademie im Jahre 1808
tisch auseinander und lebte in engem Kontakt unter Berufung von Düsseldorfer Kräften wären
mit der künstlerischen Geschichte seiner Vater- kaum imstande gewesen, München zu einer
Stadt. Seine Liebe zur Münchner Malerei war europäischen Kunststätte zu machen. Lehrreich
freilich keine urteilslose Zuneigung oder scho- ist es aber zu beobachten, wie von diesen An-
nende Schamhaftigkeit, die die Schwächen ver- ,, _. ~ .. , ... . , , . .
... . •) Die Münchner Malerei im ig. Jahrhundert. Die
hüllte, Sondern Sie war jene intellektuelle Lei- Epoche Max Josephs und Ludwigs I. 312 Seiten mit 250 Ab-
j — u-r* j' _j tt* j iT hildungen. Gebunden in Halbleinen Preis z. Z. M. 4200.-.
denschaft, die mit den Ereignissen der Ver- Verlag f. Bruckmann a.-g., München 1922.
50
EINE GESCHICHTE DER MÜNCHNER MALEREI
DES ig. JAHRHUNDERTS
Seit man vor einigen Jahren von dem Plane gangenheit wie mit gegenwärtigen Mächten
dieses Werkes und davon, daß die verant- kämpft und oft aus der Verneinung die frucht-
wortungsvolle Aufgabe Rudolf Oldenbourg über- barsten Resultate schöpft. Es beschließt die
geben, gehört hatte, wartete man mit einiger Tragik, die über dem kurzen Leben Olden-
Spannung auf seine Arbeit, denn man wußte, bourgs liegt, daß er die Veröffentlichung seiner
daß Oldenbourg der Mann war, ein solches Arbeit nicht mehr erleben und den starken
Buch „interessant" zu machen, daß er nicht Widerhall, den sie erwecken muß, nicht mehr
nur das reiche Material zu einem praktischen vernehmen konnte. Waldemar Lessing leitete
Nachschlagewerk zusammenstellen würde, son- in Treue die Herausgabe des hinterlassenen
dern den Stoff von vornherein als eine ge- Manuskripts*).
schichtliche Einheit sehen, seine Struktur durch- Die Münchner Malerei des 19. Jahrhunderts
leuchten und mit ganz persönlichem Griff for- wurde durch den Willen des Dynasten Ludwig I.
men würde. Oldenbourg hatte sich schon als wie aus dem Nichts geschaffen, denn was im
Museumsbeamter mit der Geschichte der Münch- 18. Jahrhundert in München gemalt wurde, war
ner Malerei beschäftigen können. Aus dem Be- kaum mehr als provinzielle Hofmalerei, und
dürfnis, sich geistig an den Dingen zu reiben, auch die Übersiedlung der pfälzischen Künstler
bis die Funken blitzten, setzte er sich stets beim Regierungsantritt der Zweibrückener Linie
gern mit der neuen und neuesten Kunst kri- oder die Gründung der Akademie im Jahre 1808
tisch auseinander und lebte in engem Kontakt unter Berufung von Düsseldorfer Kräften wären
mit der künstlerischen Geschichte seiner Vater- kaum imstande gewesen, München zu einer
Stadt. Seine Liebe zur Münchner Malerei war europäischen Kunststätte zu machen. Lehrreich
freilich keine urteilslose Zuneigung oder scho- ist es aber zu beobachten, wie von diesen An-
nende Schamhaftigkeit, die die Schwächen ver- ,, _. ~ .. , ... . , , . .
... . •) Die Münchner Malerei im ig. Jahrhundert. Die
hüllte, Sondern Sie war jene intellektuelle Lei- Epoche Max Josephs und Ludwigs I. 312 Seiten mit 250 Ab-
j — u-r* j' _j tt* j iT hildungen. Gebunden in Halbleinen Preis z. Z. M. 4200.-.
denschaft, die mit den Ereignissen der Ver- Verlag f. Bruckmann a.-g., München 1922.
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