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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 38.1922-1923

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Volbehr, Theodor: Moderne Tendenzen in Goethes Sammlertätigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.14165#0264

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werden; ihr Herr aber, insofern er diese irdi-
schen Mittel seinen höheren Intentionen unter-
wirft und ihnen dienstbar macht." Da hat man
ein Beispiel, wie tief Goethe in das Wesen
aller Künstlerschaft hineinblickt, wie warm er
für das Verständnis des Künstlers eintritt, auch
dort, wo seine Kunst seltsam erscheint, und
vor allem, wie sehr ihm daran lag, seine Samm-
lungen zur Illustration seiner Gespräche über
Kunst verwenden zu können.

Wie wichtig ihm das erläuternde Wort war,
beweist nichts besser, als die Weigerung, seine
Kunstschätze öffentlich ohne „Führung" auszu-
stellen. Er erklärte : das sei nicht möglich, denn
er selbst müsse,, bei der Beschreibung" zugegen
sein. Der Grund war nicht etwa der, daß er glaubte,
sich ein größeres Wissen über diese Dinge ange-
eignet zu haben als es die Besucher besäßen.

Sondern der Grund war sein persönliches Ver-
hältnis zu all den Gegenständen seiner Sammler-
tätigkeit. Er wollte jeden Beschauer den Herz-
schlag des einzelnen Künstlers im Kunstwerk
spüren lassen, Dolmetsch im höchsten Sinne sein.

Sind wir da nicht schon bei den Bestre-
bungen neuzeitlicher Sammlertätigkeit ange-
kommen, wie sie zum angeblich ersten Male
die „Zentralstelle für Arbeiter-Wohlfahrtsein-
richtungen" im Jahre 1903 in Mannheim durch
den Mund Lichtwarks verkündigen ließ? In
Wirklichkeit war es Goethes Geist, der aus sei-
nem Worte sprach: „In der künftigen Bildung
unseres Volkes werden die Sammlungen aller
Art als Bildungstätten eine wichtige Ergänzung
zu dem historisch-philologischen Wesen der
Schulen und Universitäten bilden."
München Theodor Volbehr
 
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