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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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1. Heft
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Erklärung der Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0024

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16

um dem Weihrauch eiueu schöneu Ausgang
zu gestatten.

Diese Durchbrüche sind hier in einer sehr
gcschmackvollen und stylgerechten Weise moti-
virr, und mit gravirten Linien eingesaßt, wie

bli'o. 6 der Durchbruch von 6,
und

blro. 7 der Durchbruch von v zeigt.

An den Ausbauchungen des Gesäßes kön-
nen ähnliche Verzierungen eingravirt werden.

Auf dem Original dieser Zeichung trägr
eine Kniefigur eines Bischofs in einem kleinen
an der Mitra angebrachten Ringe die Kette,
die den Deckel des Thuribulums aufzuziehen
hat. Wir möchten dem Gürtler oder Silber-
schmid, der die Arbeit übernimmt, rathen,
ftatt dieser Figur, wenn er kein ganz gutes
Modell dasür bekommen kann, blos einen star-
ken Ring am geetgneten Orte anzubringen.

Noch fehlt der Handgriff des Rauchfasses,
welcher gewöhnlich die Form einer umgestürz-
ten Schaale hat, an deren untern Seite drei
Haften zur Aufnahme der drei Ketten befind-
lich sind, und ein Durchbruch, durch welchen
die Deckelkette gezogen wird.

Zu diesem Lürfte der Fuß des Rauchfasses
ein nicht unpassendes Motiv darbieten.

Die Ketten sind aus nicht zu schtvachem
Metalldraht geschnitten und ineinander gefügt.
Diese einfache Kunst, die jeder Nadler inne
hat, bietet eine dem Zweck ganz ensprechende,
sehr weich biegsame und doch hinreichend starke
Kette.

Es möge dieses Muster zum ermunternden
Beweis dienen, wie durch die einfachste, in den
Händen des Gewerbsmanns noch erhaltene
Technik des Heraustreibens und Gravirens
ein tadelloses Kunstwerk geschaffen werden
kann.

tH>r« 8. Eine Stabstickerei, und

^r« V. ein Aermelbesatz.

Beide von einem Chorhemd, dessen iu dcm
gegenwärtigen Hefte, Seite 12 Erwähnung ge-
fchieht. Blau, o roth, a. gold. Der Grund
bei blro. 9 gold.

^r« Ein Singpult aus der Kirche
von Eltingen bei Leonberg. Nach dem Origi-
nal aufgenommen von C. Beisbarth.

Diese Zeichnung nach einem alten Origi-
nal haben wir als erste Gabe sür den Holz-
arbeiter ausgewählt, um an einem Beispiele
zu zeigen, wie der mittelalterliche Handwerks-
mann jedem Gcräth, auch bei der einfachsten
und kunstlosesten Aussührung dennoch eine
charakteristische Form zu geben wußte, wobei
ihm die Zweckdienlichkeit des Geräths als

oberstes Gesetz galt, dem die Verzierung unter
allen Umständen sich unterorden mußte.

Unser Singpult tst indessen eben wegen sei-
ner primitiven Einsachheit einer Fortentwick-
lung fähig. Es gibr die elementaren Theile
und läßt deren Veredlung durch angemessene
Verzierung der kundigen Hand über.

Wir möchten aber Behutsamkeit anrathen,
damit es nicht verdorben statt verziert werde.

Am meisten der Verzierung fähig ist der
untere breite Theil der Backenstücke. Aber
nicht durch Durchbrechungen, etwa in Fenster-
form, die hierher nicht gehören, können sie ver-
ziert werden, sondern am besten etwa durch
ein einfaches Laubornament aus eingegrabenem
Grund, dergleichen wir später noch mitzuthei-
len Gelegenheit haben werden.

plro. lO.d zeigt die Verbindung des Buch-
breits mit dem Pfosten.

Eine Hinweisung auf den liturgischen Ge-
brauch des Singpults, den Chorgesang unge-
rechnet, möchte nicht überflüssig seyn.

Am Palmsonntag und Charfreitag haben
drei Cantoren im Chor stehend die Passion zu
singen. Dazu brauchen sie, soll es anständig
gcschehen, einPult, starkgenug, um dasMeß-
buch zu tragen.

Bei der Feuerweihe, Lichtweihe und Tauf-
weihe am Charsamstag ist ein stehendes Pult
nöthig.

Desgleichen bei manchen Benediktionen aus
dem Missale, die nicht auf dem Altar ver-
richtet werden.

Veilage n.

Wir theilen hier die geometrische Seiten-
ansicht einer Kapelle im Sechseck mit vor-
gelegtem Langschiffe mit einem hölzernem
Lhurme. Diesem Aufriß werden wir in dcn
späteren Heften folgen laffen:

Vordere Ansicht,

Längenschnitt,

Querschnitt,

Grundriß,

Werksatz,

Gewölbeschnitt und Details.

Eine eingehendere Besprechung dieser Kapelle
nebst Kostenbcrechnung kann erst dann von
Nutzen seyn, wenn der Leser die meisten Werk-
zeichnungen schon vor den Augen hat, daher
sie bis dorthin ausgeschoben seyn soll.
 
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