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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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5. Heft
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Liturgische Farben der Paramente
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Die Orgel, [3]: einiges über den Charakter und die Anwendung der Tonmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0086

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69

digen Seelsorgern die erforderlichen Mittel >
nnd dieHülfsquellen der opferwilligen Liebe
bei ihren Gläubigen öffnen, damit sie die
trostreiche Freude erlebcn, den Schmuck ihrer
Pfarrkirchen, für deren Ausstattung gegen-
wärtig mit rühmlichem Eifer gewirkt wird,
auch durch Erzielung vorschristsmäßtger
und würdiger Kultgewänder vermehrt zu
haben; — aber mit diesem Trost verleihe uns
der Herr auch jenen Geist des heil. Ernstes
und würdevollen Anstandes beim Gottesdtenst,
welcher an Simon, dem Hohenpriester der
alten Zeit unter Anderem mit den Worten
gerühmt wird:

„Wte Lilien an Wasserbächen, wie duften-
der Weihrauch in den Tagen des Sommers,
wie ein leuchtendes Feuer, wie ein Gefäß
von gediegenem Golde, wie ein fruchtbarer
Oelbaum, wie eine in die Höhe sich hebende
Cypresse: so war Er, wenn er das Ehrm-
kleid anzog und mit allem Schmuck beklei-
det war. Wenn er zum heiligen Altar hiu-
anstieg, so gab er der Kleidung ein herr-
liches Ansehen. — Dann stel plötzlich das
ganze Volk auss Angesicht zur Erde, um
den Herrn, ihren Gott, anzubeten, und zu
bitten vor dem allmächtigen, erhabenen
Gott! (Sir. 50)."

Dritter A r t i k e l.

Einiges über den Charakter und die Anwen-
dung der Tonmittel.

Ueberblicken wir die dem Orgelbauer zu
Gebote stehenden Mittel, Töne, in Farbe und
Stärke verschieden in sein Jnstrument zu
legen, so dürfen wir auf deren Reichhaltigkeit
mit Befriedigung hinsehen. Stärkerer oder
schwächerer Wind, Stimmritze, Aufschnitt,
Oberlabium, Weite des Pfeifenkörpers, sein
Material und seine ganze oder theilweise
Deckung, sie alle bringen mancherlei Abwechs-
lung hervor und machen den Ton dünn oder
voll, hell oder trüb, dumpf oder klar, rund

oder schneidend, fest oder schwankend, weich
oder hart, schwach oder stark, flüsternd oder
schreiend, lieblich oder gravitätisch. Die größte
Abwechslung im Tone ergibt sich jedoch erst
durch das Zusammenspiel verschiedener Regi-
ster. Wie groß die Zahl der Registermischun-
gen ist, abgesehen von ihrer ästhetischen Wir-
kung, ersahren wir, wenn wir die Register-
zahl — n setzen, durch L» >— 1. *

Sind auch viele derselben in xruxi unbrauch-
bar, so bleibt uns doch bei einer nur mäßigen
Zahl der Stimmen eine reiche Abwechselung.

Die Orgel unterstützt und verstärkt aber
bekanntlich die Töne der natürlichen Höhe
nicht nur selbst durch einander, sondern sie ver-
bindet mit denselben noch höhere, öfters auch
noch tiefere Töne, wodurch wir Register ver-
schiedener Tongröße erhalten. Diese Ton-
größe bezeichnet man durch die beiläufige
Länge der schwingenden Luftsäule, welche zur
Hervorbringung des auf der tiefsten Taste(6)
erklingenden Tones nothwendig ist. Das große
6, welches in natürlicher Höhe der tiefste Ton
der Manualclaviatur der Orgel ist, erfordert
bei Principalmensur eine Länge des offenen
Pfetfenkörpers von 8 Fuß; deßwegen werden
alle Register, welche die Töne in natürlicher
Höhe angeben, achtfüßige genannt. Engmen-
surirte Pfeifen müssen länger, sehr weitmen-
surirte dürfen etwas kürzer, gedeckte nur halb
so lang seyn; das ändert aber an der Bezeich-
nung ihrer Tongröße nichts. Diese ift zwar
von der normalen Pfeifenlänge des großen 6
hergenommen, aber von ihr wohl zu unter-
scheiden. An Klarheit gewinnt der achtfüßige
Orgelton sehr durch Verbindung mit passen-
den vierfüßigen Registern, d. i. mit solchen,
die durchweg acht Töne höher klingen, und
also auf der Taste des großen 6 das kleine e,
auf der des kleinen e aber schon das einge-
ftrichene (O ertönen lassen. Register, welche
auf dem Olnvis des großen 6 schon das einge-

* Z. B. eine Orgel mit 10 Registern geftattet
2^"—1 oder 1023 Registermischungen; 4 Regi-
ster erlanben 15, füns 31, sechs 63, acht 255,
zwölf 4095, fünfzehn schon 32,767 Mischungen.
 
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