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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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4. Heft
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Das fürst-erzbischöfliche Consistorium in Prag über die Form des Meßgewandes und der Assistenten-Kleidung
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Disposition der Kirchen,[2]: Styl oder nicht?
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0069

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54

vsstis ümdris, emn illoäiei8 ülkimoritis ox-
ornoiitur."

Wird sich der hochwürdige Klerus, wie
man zuversichtlich vertraut, die Beachtuug des
Gesagten recht angelegen sein lassen, so wird
ihm das Derdienst -leiben, durch die Anbah-
nung einer -esseren Trad ition auf dem Ge-
biet der Paramentik den Glanz des Gottes-
dienstes wesentlich erhöht zu haben, während
die edleren Formen unserer liturgischen Ge-
wandung das Bewußtseyn in uns wach erhal-
ten werden, daß die 6u8u1u ein Symbol der
priesterlichen Liebe, und die Dalmatik
und die Tunicelle die Festkleider der heilig-
sten Freude sind."

Dilpositilm der Kirchen.

Fortsetzung von Hesti, S.8.

II.

Styl oder nicht?

Jm I.Heft dieses Jahrgangs haben wir
als erste Vorfrage die wahre oder fingirte Ar-
mutb besprochen, welche aufdenBau oder die
Restauration der Kirchen einen ungebührlichen
Einstuß ausübt.

Ehe wir zum eigentlichen Gegenstande der
Dtsposttion eines Bauplans übergehen kön-
nen, ist noch eine zweite Dorfrage zu er-
ledigen.

Soll beim Kirchenbau und Einbau auf
den Styl Rücksicht genvmmen werden?

Soll beim Neubau die einheitliche Aus-
führung im Styl erftrebt werden?

Gibt es Gründe, einem Styl vor dem
andern den Vorzug einzuräumen?

Aber ist dieß erst eine Frage?

Wir wollen gerne annehmen, daß dieß für
keinen unserer Leser der Fall ift. Allein man
hört nicht selten, und selbst von sonst hoch-
achtbarer Seite her Aeußerungen, dte uns
nöthigen auf die Frage einzugehen, als ob sie
etne wäre.

Ste sormulirt sich etwa mit den Worten

eines Artikels in einer mit Recht viel gelese-
nen Zeitschrift:

„Am allerwenigsten tragen wir eine vor-
gefaßte Meinung für einen oder den andern
jener charakteriftischen kirchlichen Kunststyle."

Die Aeußerung ist so kühn und heraus-
fordernd gegen die herrschenden Ncigungen
und Ansichten geschleudert, so originell in
ihrer Art, daß wir beinahe vermuthen möch-
ten, es stecke ein wenig Koketterie dahinter.
Es muß doch eine starke Versuchung für eine
Feder seyn, mit einer Behauptung hervorzu-
treten, welchebishernoch Niemand gewagt hat.

Oder steht vielleicht die Feder im Dienst
eines philosophischen Kopfes, welcher die
Kunstgeschichte zergliederte, um die Entwick-
lung ihrer Perioden wissenschaftlich zu con-
struiren? Er sand dieselben etwa, wie alle
Welt findet, so geordnet: Allmälige, natur-
gemäße, organische Entwicklung eines Styls;
Vollendung desselben im romanischen Bau;
der gothische, aus diesem hervorwachsend und
stch selbstständig bildend und vollendend; Er-
neuerung des klassischen Bau's mit Benützung
der Wölbekunst; Renaissance; Ausartung der-
selben im Zopf; Jndifferentismus und Eklek-
tizismus des 19 Jahrhunderts. Dem System
fehlt die nöthige Vollendung, wenn es nicht
zum letzten Schritt der Läugnung des Styls
vorschreitet. So rundet es sich ab: Styl-
strenge, Stylverfall, Stylindifferentismus, das
letzte Glied ist — das Nichts.

Anderes ift doch nicht gemeint, wenn man
keine vorgefaßte Meinung für einen Styl hat
und dieses noch als Vorzug rühmt?

Wer keinen Vorzug eines Styls vor dem
andern anerkennt, der sieht alle als gleichbe-
rechtigt an, folglich auch als gleich nicht be-
rechtigt. Damit ist jeder Styl und somit die
Nothwendigkett des Styls geläugnet. Und
wenn endlich doch zwtschen einem und dem
andern gewählt werden soll, so wird folge-
richtig die Wahl aufdenjenigen fallen, der am
wenigsten Styl zu seyn prätendirt, also den
Styl der nicht Styl ist, womit die Jdentität
von Styl und Nichtstyl hergestellt ist.
 
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