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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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4. Heft
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Die Orgel,[2]: ihre Tonmittel
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Erklärung der Zeichnungen
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0078

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63

compositton gefertkgt, der die Zunge heißt.
Diese liegt auf dem Mundstücke, einer mehr
oder minder tiefen Rinne von verschiedener
Masse. Zunge und Mundftück stecken in
dem viereckig oder rund gesormten hohlen
Stiefel, in dessen Deckel — dem Kopfe
— sie durch dasKlötzchen festgehalten wer-
den. Neben dem Klötzchen geht durch den
Kopf ein unten gebogener Draht, der die
Zunge an das Mundstück drückt, und
Krücke heißt. Die Zunge schwingt blos
von unten bis zur Krücke, fteht diese wei-
ter oben, so wird der Ton tiefer, wird sie
weiter abwärts gerückt, so wird er höher.
Damit durch dieses Auf- und Abwärtsrücken
der Krücke die Pfeife gestimmt werden kann,
steht sie oberhalb des Kopfes hervor und heißt
hier Sttmmkrücke. Das Mundstückmündet
im Kopfe in den in demselben stehenden Pfei-
fenkörper, Schallstück genannt, der ver-
schieden geformt, gedeckt oder offen, von Holz
oder Metall gefertigt wird. Gedeckte Körper
haben auf der Seite Oesfnungen. Der Un-
terschied der Tonfarben wird bewirkt durch
Verschiedenheit der Zungen, Mund- und
Schallstücke. Aufschlagende Zungen geben
einen starken, einschlagende einen minder
schnarrenden und angenehmeren, sehr starke
Zungen einen dumpfen, breite auf tieferer
Rinne etnen vollen, schmale aufflacher Rinne
einen dünnen, endlich schwache Zungen einen
statternden Ton. Um dem Tone der Zungen-
stimmen mehr Kraft zu geben, sind die cont-
schen und dann dte cylindrischen Schallstücke
aus Ztnn oder Holz, gedeckt oder offen die
Leliebtesten. Man hat ihnen übrigens schon
die verschtedensten, ja wunderlichsten Gestalten
gegeben, wie man sich in alten großen Or-
geln überzeugen kann. Aber dazu tst es trotz
der vtelfältigften Verbesserungen an allen
Theilen der Zungenstimmen nicht gekommen,
daß ihr Ton die Solidität der Labialftim-
men erreichte.

Erklärung der Zeichmngen.

Beilage i (großer Bogen).

-H«. I. Querdurchschnitt.

2. Frontaufriß der Kapelle.

Es werden dazu uoch erscheinen: Gewölbe-
schnitt, Werksatz und Details.

Beilage n (kleiuerer Bogen).
Perspektivischer Aufriß einer Kanzel. Die
Werkzcichnungen und die Beschreibung dazu
solgen noch.

Miszellen.

Zur Geschichte des Altars.

Betreffs der uriter der Rubrik „Miszellen"
irn 2. Hefte dieses Jahrgangs (S. 32) beigebrach-
ten Nvtiz aus den Statuten des Generalkapitels
des Cisterzienserordens vom I. 1240 und der an
diese Notiz angehängten vier Fragen gestatte
mir die Redaktion hier eine Antwort niederzu-
legen.

wä. 1. Diese tg.dntn6 können keine Gemälde
an der Wand hinter dem Altare seyn, da von
einer snxsrxositio und nmotio derselben die Rede
ist, welche beiden Ausdrücke in ihrem bnchstäblichen
Sinne auf eine Aufstellung und Wegnahme einer
beweglichen Sache hindenten. Diese tg.dnla.s
sind demnach das, was wir unter einer Tafel ver-
stehen, die aufgestellt und wieder enfernt werden
kann. Da diese Tafeln bemalt waren, so waren es
sicher Tafeln von Holz, und da diese bemalten
Tafeln anf den Altären aufgestellt oder über
die Altäre gestellt waren, so waren sie ähnlich
den Rücktafeln, in ihren verschiedenen Farben
Ornamente oder Figuren darstellend.

^.ä. 2. Das Gebot hat blos die vnriositgs xio-
tnrs.6 im Auge und nicht die Tafeln an sich.
Das Gebot verlangt nicht, daß die Tafeln über-
hanpt amovirt werden sollen, sondern fordert
blos: Entweder müssen die bemalten Tafeln
weggeschafst werden, oder muß die Bemalung
mit weißer Farbe überpinselt werden, und dann
können die Tafeln an sich bleiben. Das Verbot
betraf somit nicht die Tafeln an und für sich , son-
dern nnr die onroZitns xiotnrns, die Bemalung
auf den Tafeln.

^.ä. 3. Daß sich nun solche Rücktafeln nicht
erst etwa das eine oder andere Jahrzehnt vor dem
I. 1240 in den Cisterzienserkirchen vorfanden, son-
dern Altäre mit solchen Rücktafeln schon im An-
fang e des Aufblühens dieses Ordens gebant wor-
den seyn werden, schließen wir aus der bekannten
Gewohnheit dieses Ordens, streng an seinen ältesten
Traditivnen festzuhalten und keinerlei Veränderung
ohne die wichtigsten Gründe zuzulassen. Der
strenge Ernst nnd die fast harte Einfachheit dieses
Ordens aber hat wohl nirgends einen triftigen
Grund, die einfachen Rücktaseln mit gemalten zu
 
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