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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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6. Heft
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Bock, Fr.: Der Gürtel der heiligen Elisabeth
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Altarleuchter
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0108

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ferriere Jnschrift, die jedenfalls Bezug nimmt
auf den bischöflichen Träger dieser Manipel
oder vielleichr auf den GeschenkgeLer, sieheißt:
„xrotsZ'e snlvn bsvsäio snnotiüea kLmalum
tuum nlsbsrtum oruoi8 xsr sißmuoulum" ! Zu
der Detailbeschreibung des in Rede stehenden
Cingulums der heiltgen Elisabeth sügen wir
noch bei, daß, obgleich das Gewebe ein äußerst
dichtes und sestes ist, dasselbe ursprünglich mit
einem äußerst feinen ungefärbten Leder unter-
legt und gesüttert ist. bw. L ooll.

Iltarleuchter.

Die Hauptbestandtheile eines Leuchters stnd
Fuß, Schaft, Knauf, Schale, Stachel.

Um einen brauchbaren Leuchter zu verferti-
gen muß man nicht von einer vorbestimmten
dekorativen Form ausgehen, und dtese, wie's
eben gehen will, dem Zwecke anpafsen, son-
dern man muß, wie bei jeder soliden Compo-
sition, die wesentlichen construktiven Glieder
zuerst und vorzugsweise ins Auge sassen, und
erst durch das harmonische Zusammenwtrken
derselben und ihr? zierliche Entwicklung im
Einzelnen die Dekoration erstreben.

Daher ist es nöthig, die Bestimmung der
einzelnen Bestandthetle zu kennen.

Der Fnß hat das Ganze zu tragen. Er
mnß also schwer seyn und auch etwas schwer
ins Auge sallen. Je höher der Leuchter ist,
desto weitere Ausladung muß sein Fuß ha-
ben. Je größer die Ausladung tst, desto leich-
ter und durchbrochener darf der Fuß seyn.

Die mittelalterlichen Leuchter haben die
Füße verschiedentlich geformt. Es gibt ganz
runde, oder vieleckige oder die in Sechspaß-
form auslausen. Solche Füße stnd wohl auch
noch von Löwen oder anderem Gethter getra-
gen. Die schönsten sind in drei Füße gespal-
ten, welche, wie der aus dem Musterbogen
dieses Hestes, im gleichseitigen Triangel con-
struirt, auseinanderlaufen. Diese trisst man
in der schönsten phantasieretchsten Weise mo-
tivirt. Bald sind es Pflanzenverschlingungen,

bald Thiere, Eidechsen, Salamander, Vögel, j
Drachen oder Theile von Thieren, Pfoten,
Pranken; manchmal auch Menschenfiguren,
Kobolde, Zwerge, am liebsten umerirdisches
oder sonst ltchtscheues Volk. Dieser Wahl
scheint ein symbolischer Gedanke zu Grunde
zu liegen.

Auf den Fuß folgt aufwärts der Stamm
oder Schaft, der gewöhnlich durch den Knauf ^
in zwei Abthetlungen gethetlt ist. Dieser ist
durch dte Höhe des Leuchters bedingt. Bei
kleinen Leuchtern etn einfacher Cylinder, nimmt
er bei setner Vergrößerung mannigfaltige For-
men an, wird canelirt, vielecktg, mit Verzie-
rungen umschlungen oder erhält die Gestalt
einer gewundenen Säule. Die untere Abthei-
lung ist gewöhnlich dicker als die oberhalb des
Knaufs. Sehr lange Schafte stnd auch gern
wteder mit Ringen, Wulften, Kehlen u. dgl.
verziert. Manchmal bildet stch der Schaft in
einen architektonisch gegliederten Pfeiler oder
Pfeiler- und Säulenbündel aus, selbst mit
Figürchen und Baldachinen besetzt.

Der Knauf soll die Handhabe bilden, an
welcher der Leuchter gefaßt werden kann. Er
muß daher mit Kraft und nicht mtt allzuviel
Gliederung und Profilirung ausgerüstet seyn.
Bei den ältesten romanischen Leuchtern hat er
Kugelform.

Der Schast geht in eine Spitze aus, S t a-
chel, Dorn, welche groß genug seyn muß,
daß eine Wachskerze daran befestigt werden
kann.

Dte ablaufenden Wachstropfen sammeln
sich in der Schale vder dem Teller Aus
dieser Besttmmung ergibt sich die Nothwen-
digkeit, die Schale in desto größerem Durch-
messer zu machen, je größer der Leuchter und
die auf thm gebrannte Kerze ist.

Die Schale hat gewöhnlich die Form etneS
Kelches oder einer Lilie, indem sie vom ober-
sten Ende des Knaufs an sich auszudehnen be-
ginnt, bts zum Umkreis des Tellers. Bei an-
dern ist der Teller entsprechend der Dreithei-
lung des Fußes durch drei Thtere, Etdechsen,
Vögel, Greisen, Drachen, oder durch Laub-

Kirchenschmuck. 18SS. VI.

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