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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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6. Heft
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Kunstgeschichtliches
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Erklärung der Zeichnungen
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0113

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110

Herrn zu schauen. Jm Hinlergrund prangen
Städte und Gebirge. Oben in den Wolken
sieht man aus dem Gotdgrund eine Glorie
(Nimbus) sich erheben mit dem Spruchbande:

Liio 68t blius IN6U8 6il66tu8, iu guo inibi

ooinxluoui, Das ist also die Stimme des Va-
ters, der hier originelt durch die bloße Glorie,
nicht in Menschengestalt erschcint. Das ganze
Lild iit feierlich, großartig und würdig, wenn
auch die Zeichnung der Körper öfter zu wün-
schen läpt. Beveutend wird das Bild beson-
ders dadurch, daß die Rückfeite seine ganze
Geschichte gleichzeitig angeschrieben enthält und
' den Namen des bisher nicht bekannten Ma-
lers. Es stammt nämlich aus dem Johannes-
spitale in Briren und ist vollendet durch den
Meister Friedrich Pacher, Bürger von Brun-
necken, im Jahr 1483. Das ist also wohl dcr
Bruder jenes Meisters Michel Pacher, der die
Altäre in St. Wolssgang, in Bozen, in Grins
fertigte und aus Brunnecken im Pusterthale
stammte. Damit wäre also ein neuer Namen
für die Kunstgeschichte gewonnen.

Erkiärung der Zeichuungen.

Beilage l

Großer Altarleuchter, in Metall, Kupfer
over Silber auszuführen.

Hohe Altarleuchter aus dem Mittelalter
sind lelten. Desto werthvoller ist der Fund
des Musters, das wir auf Beilage I mitthei-
len. Die Abbildung dieses Leuchters befindet
sich auf einem alten Gemälde bei St Kuni-
bert in Köln, wo ein messelesender Priefter
dargestellt ist und der Leuchter nebst anderem
Geräth auf dem Altar steht. Da auf dem
Gemälde der Fuß des Leuchters durch die Ca-
nontafel verdeckt ist, so mußte er im Styl des
obern Theils ergänzt werden, was durch einen
Architekten, Herrn Sch. in gelungenster Weise
geschah. Nach dieser Vorlage hat Herr Ku-
pferschläger Welter-Pleißen in Köln Leuchter
angefertigt, die bei allen Kennern, welche sie
zu sehen Gelegenheit haben, alle Anerken-
nung finden,

^" 1 gibt den Aufriß des Leuchters. Bei
der Ausführung ist darauf zu sehen, daß das

Profil recht getreu und scharf wiedergegeben
wird.

7ck>«». 2. Grundriß.

15. Durchschnitt des Knaufs mit den
Einscbnitten.

Bei den drei Nummern weisen die gleichen
Buchstaben aus die gleichen Glieder hin, so
daß wir bei u auf Grundriß und Aufriß den
Schaft, bei ll den obern sechseckigen Theil des
Fußes u. s. w. finden.

Beilage L». Farbdruck.

Geometrisches Mufte^ mit Figürchen.

Dieses Dupfblatt gibt die Vorlage zu etnem
Fußteppich, dessen Farben auch anders zusam-
mengeftellt werden können. Zu diesem Zwecke
wird er mit Wolle auf grobem Stramin im
Kreuzstich ausgeführt.

Auch eignet es sich zur Linnenverzierung,
und zwar

1) im Filetstich. Dazu nimmt man aber
ein sehr enges leinenes Filet, und füllt
es entweder mir parallelen oder mit
Kreuzstichen aus; die neumodische Filet-
manier, mit den weiten Maschen, ist
nicht zu empfehlen, am wenigsten zum
kirchlichen Gebrauch.

2) Zum Aufnähen im Kreuzstich auf Letn-
wand. Man macht den Kreuzstich etwa
über drei Fäden.

Daß man, je nach der Bestimmung, die
man dem Muster gibt, mit Farben und Stof-
fen, z. B. Seide, ungebleichtem und weißem
Leinefaden abwechseln kann, versteht sich von
selbft.

Auf ein graues, ungebleichtes Linnentuch
ließe sich dieses Muster auch mit Wolle im
Kreuzstich anbringen, wobei dann die Letn-
wand selbst den grauen Grund liefert. So
ließe sich eine Altarstaubdecke (Vefperale)
leicht herstellen, wenn man die Decke von
grauer Leinwand mit diesem Muster ganz oder
streifenweise überstickte. Um es größer darzu-
stellen, müßte man den Stich über mehrere
Fäden nehmen.

Miszeüen.

Glocken. — Jm Jahre 1122 gesiattete Bischof
Gaufrid von Chartres, daß zu Belford an die
Stelle einer hölzcrnen eine steinerne Capelle ge-
baut werde, und fügte die weitere Ermächtigung
bei, kleine Glocken (tiMinabula) daselbst aufzu-
hängen. Hienach scheint diese Vergünstigung einer
 
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